Mutiertes Coronavirus verbreitet sich seit Anfang Februar im Kreis Cloppenburg
Die britische Variante ist jetzt auch in Löningen und in einem Essener Wohnheim für Kinder nachgewiesen worden. Mittlerweile sind es 10 nachgewiesene Fälle im Landkreis Cloppenburg (Update 16.45 Uhr)
Mit jedem weiteren Tag und neuen Zahlen wächst die Befürchtung: Die britische Corona-Mutante hat sich im Landkreis Cloppenburg bereits in der Fläche ausgebreitet. Denn das Cloppenburger Gesundheitsamt meldet am Mittwoch den dritten Tag in Folge, dass bei weiteren Proben eine Bestätigung auf den Virus-Typ B.1.1.7 vorliegt - dieses Mal in der Stadt Löningen in der Gemeinde Essen. Mittlerweile gibt es damit kreisweit 10 bestätigte Fälle. Und es ist jetzt außerdem klar: Die Mutante ist spätestens schon Anfang Februar im Landkreis angekommen.
Rückblick: Am 5. Februar ist vom Cloppenburger Gesundheitsamt die Infektionskette in einem Essener Wohnheim für Kinder gemeldet worden. Die Infektionen sind bei einem Reihentest entdeckt worden. Nach Auswertung von 34 Proben stand fest: 10 Kinder hatten sich mit dem Coronavirus angesteckt - alle Kinder und das Personal wurden unter Quarantäne gestellt. 12 Tage später war klar: 7 der 10 Kinder hatten sich mit der mutierten Virusvariante angesteckt. "Die anderen drei haben sich mit dem zuvor bereits hier verbreiteten Coronavirus infiziert", berichtet Kreissprecher Sascha Rühl.
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes hatten die Genuntersuchung veranlasst - wohl, weil es einen ersten Verdachtsmoment gab, wie Kreissprecher Frank Beumker gegenüber OM online bestätigte. Die Virus-Variante B1.1.7. Ein erstes Indiz für eine Infektionskette mit der britischen Mutation kann sein, wenn sich in kurzer Zeit auffällig viele Personen infizieren. Wie schon beim letzten größeren Ausbruch im Josefs-Hospital - bei dem die ersten Gensequenzierungen vor rund einer Woche negativ ausgefallen waren - hatte das Cloppenburger Gesundheitsamt deshalb die zielgerichtete Untersuchung auf die Corona-Mutation veranlasst.
Und es ist das erste Mal, dass die Mutante auf diesem Weg entdeckt wurde. Denn die beiden anderen Fälle - die Infektion eines Lehrers in Friesoythe und der zweite Nachweis im Kindergarten "Die Arche" in Elisabethfehn - sind nur durch Zufall festgestellt worden. Die Labore sind vom Bundesgesundheitsministerium derzeit angehalten, dass mindestens 5 Prozent der positiven Coronafälle zusätzlich mit einer Vollgenomuntersuchung analysiert werden. Nur so ist der Nachweis auf eine Mutation möglich. Die Labore nehmen zufällig und stichprobenartig die Abstriche. So kamen die beiden ersten Fälle am Montag und Dienstag ans Licht - und schließlich auch der Fall in Löningen, der am Mittwoch gemeldet wird: "Eine Mitarbeiterin eines Lebensmittelherstellers in Löningen, die sich seit dem Erhalt ihres positiven Testergebnisses in Quarantäne befindet, ist jetzt positiv auf die mutierte Variante aus Großbritannien getestet worden", berichtet Rühl.
Alles in allem, ist es ein beunruhigendes Bild, das sich aktuell abzeichnet: "Da sich die jetzt positiv auf die Mutante getesteten Personen seit längerem in Quarantäne befinden, liegt es auf der Hand, dass sich diese neue Variante des Coronavirus mindestens seit Anfang Februar im Landkreis ausbreitet", erklärt Rühl.
Reihentestung an Friesoyther Schule
Wie Kreissprecher Frank Beumker gegenüber OM online berichtet, stehe man in einem "engen Kontakt mit Hannover". Das Ziel: Die weitere Ausbreitung soll so gut wie möglich eingedämmt werden. Dazu gehört unter anderem eine Reihentestung, wie sie am Mittwoch in der Friesoyther Schule stattgefunden hat. Bei weiteren Kindern und Lehrern seien Abstriche genommen worden. Das Ganze sei wie eine "breite Umgebungsuntersuchung angelegt". Sofern neue positive Ergebnisse vorliegen, werden diese Proben an das Landesgesundheitsamt geschickt. Dort werden sie auf die Mutation geprüft.
Außerdem soll jetzt möglich genau nachvollzogen werden, wie das mutierte Virus in die Schule, Kindertageseinrichtung und das Wohnheim in Essen gelangen konnte. Gleichzeitig bleibt der Appell der Kreisverwaltung: Jeder sei jetzt aufgefordert, sich "noch penibler an Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen zu halten", betont Beumker.
5 Todesfälle in Emstek: Amtsarzt wartet auf Dokumente
Bei den Untersuchungen zur Todesursache von 5 Bewohnern im Seniorenzentrum Haus St. Margaretha hat sich am Mittwoch das Niedersächsische Gesundheitsministerium zur Wort gemeldet. Wie bereits berichtet, wird derzeit geprüft, warum die Senioren, die vor ihrer Infektion geimpft wurden, verstorben sind. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte gegenüber dem NDR, dass gegebenenfalls eine Obduktion in Betracht gezogen werden müsse, sofern sich aus den Todesbescheinigungen keine Klarheit ergeben würde.
Im Seniorenzentrum in Emstek sind 12 Bewohner und 4 Mitarbeiter infiziert. Archivfoto: Kaiser
An diesem Punkt ist das Cloppenburger Gesundheitsamt allerdings noch nicht angelangt, wie eine Anfrage von OM online ergeben hat. Man "prüfe aktiv" und hole alle notwendigen Unterlagen ein, erklärte Kreissprecher Frank Beumker. "Unter anderem liegen die Todesbescheinigungen noch nicht vor. Sie wurden vom zuständigen Standesamt angefordert." Dementsprechend habe auch noch kein Amtsarzt die Dokumente prüfen können.
Derweil sind in der Einrichtung bereits erste Abstriche genommen worden. Auch hier gilt die Verfahrensweise: Liegt ein positives Ergebnis vor, soll auf eine mutierte Virusvariante geprüft werden. Das Ganze passiert im Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (kurz: Laves).
Beumker mahnte am Mittwoch, dass es noch viel zu früh sei, um erste Angaben zur Todesursache machen zu können. "Landrat Johann Wimberg erwartet eine umfassende Untersuchung der Todesfälle", erklärte der Kreissprecher. Da bereits in verschiedenen Einrichtungen in Deutschland nach Impfungen Todesfälle aufgetreten seien, "ist eine Untersuchung dieser Fälle von besonderem Interesse", wird der Landrat am Mittwoch zitiert.
32 Neuinfektionen in 12 Städten und Gemeinden
Das Cloppenburger Gesundheitsamt meldet indes am Mittwochnachmittag 32 neue Infektionen in 12 von 13 Städten und Gemeinden - einzige Ausnahme ist Bösel. Demgegenüber stehen 39 Personen, die seit Mittwoch als genesen gelten. Dadurch sinkt die Zahl der aktiven und nachgewiesenen Infektionen im Kreisgebiet auf 286.
Die Lage in den 3 Krankenhäusern im Kreisgebiet: Zurzeit müssen 23 infizierte Patienten stationär behandelt werden. 5 von ihnen liegen auf der Intensivstation. Laut Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (kurz: DIVI) müssen diese 5 Patienten beatmet werden. Nach derzeitigem Stand (17. Februar, 12.15 Uhr) sind 23 von 28 Intensivbetten belegt.
Wie bereits berichtet, liegt die 7-Tagesinzidenz laut angaben des Landesgesundheitsamtes im Vergleich zum Vortag unverändert bei 87,3. Derzeit stehen 583 Einwohner des Landkreises unter amtlich angeordneter Quarantäne.
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