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Lautes Tröten und Trompeten: Im Vehnemoor sind Gänse und Kraniche los

Die einen machen Station auf dem Weg nach Afrika, andere überwintern hier. Zurück bleiben in jedem Fall Fraßschäden.

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Zu Gast: Hunderte von Wildgänsen bevölkern derzeit die Wiesen in der Nähe der Wiedervernässungsflächen „Dustmeer“. Foto: Pille

Zu Gast: Hunderte von Wildgänsen bevölkern derzeit die Wiesen in der Nähe der Wiedervernässungsflächen „Dustmeer“. Foto: Pille

Das Dustmeer in Bösel: grünschwarze Tümpel, in denen das Wasser ohne Bewegung ist, wie vergossenes Öl, undurchsichtig und stumm. Kein Fremdgeräusch stört. Doch plötzlich wird es laut im Moor, ein vielstimmiges Tröten und Trompeten ist zu hören. Und dann sieht man es vor der untergehenden Sonne: das großartige Schauspiel ziehender Kraniche in keilförmiger Flugformation, aufgereiht wie Perlen.

Auf den Tümpeln der Renaturierungsflächen werden sie – wie jedes Jahr im Oktober und November – übernachten. Hier finden die wachsamen Tiere geeignete Schlafbedingungen, sie fühlen sich sicher, weil Feinde aus der Tierwelt nicht so einfach zu ihnen gelangen können. Am nächsten Morgen ziehen sie dann auf die abgeernteten Maisfelder. Kraniche fressen alles, was sie auf den Maisäckern finden: Das können Maisreste sein oder die Maus, die ihnen über den Weg läuft. Ein Wurm tut es auch.

1600 Kraniche zählte die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Oldenburg 

Die ältesten Nachweise von Kranichen im Vehnemoor stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts. Die Fläche ist die westlichste der acht Rastregionen der Kraniche in Deutschland, sagt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Begünstigt durch die zunehmende Renaturierung mit den Seicht- und Wasserflächen beobachtet man seit einigen Jahren steigende Kranichzahlen im Vehnemoor.

Die Bedeutung des Vehnemoores auf der westeuropäischen Zugroute der Kraniche wird daran deutlich, dass die Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Oldenburg (OAO) hier vor einigen Jahren einen Rastbestand von fast 1600 Kranichen zählte. Das Gebiet wird inzwischen vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als „international bedeutsamer Gastvogellebensraum“ bezeichnet.

Zweimal im Jahr ziehen große Kranichschwärme über Niedersachsen: Im Herbst fliegen sie von Nordeuropa in Richtung Afrika, im Frühjahr kehren sie zurück. Foto: dpaGentschZweimal im Jahr ziehen große Kranichschwärme über Niedersachsen: Im Herbst fliegen sie von Nordeuropa in Richtung Afrika, im Frühjahr kehren sie zurück. Foto: dpa/Gentsch

Am meisten profitieren die Kraniche ironischerweise von der Massentierhaltung. Der dafür nötige Mais, in ganz Europa angebaut, ernährt auch die Zugvögel. Milde Winter in Europa und reichlich Futter – wer will da noch wie die Ahnen nach Afrika? Man vermutet inzwischen auch den einen oder anderen Brutvogel im Vehnemoor.

Arktische Wildgänse überwintern im Vehnemoor

Die Wiedervernässungsflächen, etwa das Naturschutzgebiet „Dustmeer“ als Drehscheibe des internationalen Gänsezugs und die angrenzenden Mais- und Grasflächen, sind aber auch das Ziel von Tausenden von arktischen Wildgänsen. Mit Ausnahme der Graugans – sie brütet in weiten Teilen Europas – brüten alle Arten im Wesentlichen in den arktischen Sümpfen, Mooren und Tundren. Sie haben, bevor es dort so richtig kalt wird, ihre nördlichen Brutgebiete verlassen und überwintern bei uns. Für die meisten Arten hat Niedersachsen nach Angaben des NLWKN eine internationale Bedeutung, da der Gesamtbestand über ein Prozent der biogeografischen Population beträgt.

Aufgrund der hinterlassenen Fraßschäden auf den Weiden und Fruchtfeldern kommt es jedoch immer wieder zu Konflikten. Das Land Niedersachsen zahlt deshalb, kofinanziert durch die EU, jährlich bereits 8 Millionen Euro Entschädigung an landwirtschaftliche Betriebe, um einen gerechten Ausgleich für diese Schäden zu erzielen.

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