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Tiernahrungshersteller: 2022/2023 wurde eine Million Tonnen weniger Futter produziert

Der Produzentenverband DVT beklagt ein Absatzminus. Präsident Cord Schiplage stellt eine "verworrene und ungelöste agrarpolitische Lage" im Land fest. Heinrich Kleine Klausing ist neuer Vizepräsident.

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Dr. Anton Einberger (Mitte) wurde von Prof. Dr. Wilhelm Windisch (links) und DVT-Präsident Cord Schiplage geehrt. Foto: DVT / Nürnberger

Dr. Anton Einberger (Mitte) wurde von Prof. Dr. Wilhelm Windisch (links) und DVT-Präsident Cord Schiplage geehrt. Foto: DVT / Nürnberger

Bestimmt vom Thema Absatzverluste war die jetzt 23. Jahrestagung des Deutschen Verbandes Tiernahrung e.V. (DVT) in Berlin. Der seit dem vergangenen Jahr amtierende DVT-Präsident Cord Schiplage (GS Die Genossenschaft, Schneiderkrug) griff in seiner Rede vor rund 300 Gästen unter anderem den Investitionsbedarf beim Umbau der Tierhaltung, die hohen Energiekosten oder den zunehmenden Bedeutungsverlust der deutschen Agrarbranche im internationalen Vergleich auf. Die DVT-Mitglieder bestimmten auch ihren Vorstand neu, und verabschiedeten Dr. Anton Einberger (Trouw Nutrition, Bergheim), der nach rund 23 Jahren sein Amt niederlegte. Ihm folgt der gebürtige Dammer und in Lohne lebende Dr. Heinrich Kleine Klausing (Deutsche Tiernahrung Cremer, Düsseldorf).

„Investitionen werden zurückgehalten und die Tierzahlen gehen unaufhaltsam zurück, aber gleichzeitig bedarf es weltweit einer höheren Proteinversorgung“ - dabei verliere der deutsche Markt zusehends an Bedeutung, fasste Schiplage mit Verweis auf Schätzungen der OECD die Problemlage zusammen. Er kritisierte deutlich die Bundespolitik und „die verworrene und ungelöste agrarpolitische Lage in Deutschland“.

Für langfristige Perspektiven brauche es die Unterstützung des Bundes. „Wir müssen die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, um nachhaltige Lösungen für die Verwertung und Weiterverarbeitung von Ernteprodukten zu schaffen“, mahnte er. Als Beispiele für solche Lösungen nannte Schiplage die Verwertung von Co-Produkten, nachhaltige, entwaldungsfreie Lieferketten sowie die Nutzung moderner Züchtungsmethoden.

Verband fordert eine Absenkung der Stromsteuer

Angesichts der im europäischen Vergleich zu hoch angesetzten Stromsteuer sei eine Senkung in Deutschland dringend erforderlich, um die Qualität der Produktion und wirtschaftliche Existenzen zu sichern, so der DVT-Präsident. Der Spitzenausgleich für das produzierende Gewerbe dürfe nicht auslaufen, sondern müsse auch für das kommende Jahr gelten. Mit Blick auf bestehende Exportverbote und dem gleichzeitigen Import von billigem Fleisch aus anderen Ländern sei für die kommenden Monate nicht absehbar, wie die Märkte reagierten, meinte Schiplage.

Das produzierte Mischfuttervolumen ging laut DVT im Wirtschaftsjahr 2022/23 im Vergleich zum Wirtschaftsjahr 2021/22 um 4,6 Prozent von 22,7 auf 21,7 Millionen Tonnen zurück. Das entspricht wie im Vorjahr einem Rückgang um rund 1 Million Tonnen Futter. Mit Blick auf das Kalenderjahr 2022 hatte der DVT einen Rückgang der Mischfutterproduktion von 1,377 Millionen Tonnen im Gesamtmarkt gemeldet. Dieser Rückgang ging laut Verband vor allem zu Lasten des Nordbereichs, der 1,063 Millionen Tonnen Futter weniger absetzte. Zum Nordbereich gehören auch die Mischfutterwerke im Oldenburger Münsterland.

Beim Mischfutter für Schweine fiel der Rückgang im Wirtschaftsjahr 2022/2023 um rund 800.000 Tonnen auf 8,2 Millionen Tonnen mit rund 10 Prozent am härtesten aus.

Die Anzahl der Futtermittelhersteller in Deutschland sinkt kontinuierlich

Das Produktionsvolumen im Nutz- und Mastgeflügelbereich schrumpfte im Wirtschaftsjahr ebenfalls: Mit rund 6,2 Millionen Tonnen wurde hier ein Rückgang um knapp 2,6 Prozent verzeichnet. Der DVT berichtete zuletzt, dass die Absatzverluste bei Legehennen/Mastgeflügel mit einem Minus von 2,8 Prozent und 2,5 Prozent im Kalenderjahr 2022 im Gesamtmarkt noch moderat waren. Dagegen gingen die Mengen beim Rinderfutter im Kalenderjahr 2022 deutschlandweit auf 6,4 Millionen Tonnen, und damit um rund 312.000 Tonnen zurück, das ist ein Minus von 4,7 Prozent. Auch im Rindersegment waren die Nord-Unternehmen absolut und prozentual stark betroffen, setzten sie laut DVT doch im Kalenderjahr 2022 rund 4,4 Millionen Tonnen Futter und damit 255.000 Tonnen weniger um als im Vorjahr (minus 5,8 Prozent).

Nachdem bereits in den Vorjahren die Anzahl der Futtermittelhersteller sank, reduzierte sie sich auch im Wirtschaftsjahr 2022/23 um weitere fünf Betriebe auf 276 Hersteller.

Trotz der Absatzeinbußen steigen die Umsatzzahlen

Die Umsätze der Mischfutterunternehmen stiegen im Kalenderjahr 2022 auf knapp 10,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 8,3 Milliarden Euro), Einzelfuttermittel und Mineralfutter hinzugerechnet waren es 12,9 Milliarden Euro. In den Umsatzsteigerungen zeigen sich die vor allem durch die hohen Energiepreise und die allgemeine Inflation verursachten Kostensteigerungen, die von den Produzenten an ihre Kunden weitergereicht wurden.

Ist neuer Vizepräsident des DVT: Dr. Heinrich Kleine Klausing. Foto: DVT  NürnbergerIst neuer Vizepräsident des DVT: Dr. Heinrich Kleine Klausing. Foto: DVT / Nürnberger

Kleine Klausing ergänzt als Vizepräsident das im vergangenen Jahr gewählte Präsidium um Schiplage sowie die Stellvertreter Carolin Braun-Majer (DEWA Kraftfutterwerk, Emskirchen) und Dr. Bernhard Wesseling (Deutsche Vilomix, Neuenkirchen-Vörden). Kleine Klausing ist bereits seit 2021 im Vorstand des DVT aktiv.

Nach 23 Jahren im Vorstand legt Dr. Anton Einberger sein Amt nieder

Einbergers nationale Verdienste und die Arbeit auf internationaler Ebene als Vizepräsident des europäischen Mischfutterverbandes FEFAC wurde unter anderem von Professor Dr. Wilhelm Windisch (TU München) gewürdigt. Windisch hielt zu seinen Ehren einen Vortrag mit dem Titel „Ohne Nutztiere gehts nicht“. Nachfolger als Vizepräsident des Fefac in Brüssel ist Bernd Schmitz (Agravis Futtermittel, Münster).

Zum neunten Mal verlieh der Verband anlässlich der Jahrestagung seinen „DVT-Award“. Cord Schiplage überreichte ihn an Werner Schwarz, Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein. Bei der Ehrung in Kiel würdigte der DVT-Präsident dessen langjährigen Einsatz in unterschiedlichen ehrenamtlichen Funktionen im Agrarbereich und den offenen Austausch mit der Futtermittelbranche.

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