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Peter Wesjohann fordert eine „Evolution“ der regionalen Ernährungswirtschaft

Der Vorstandsvorsitzende der PHW-Gruppe (Marke „Wiesenhof“) spricht am 6. März beim 1. OM-Forum Wirtschaft der OM-Medien. Die Produktinnovationen in der Ernährung sind immer stärker technikgetrieben.

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Die Zukunft im Oldenburger Münsterland? Der für die Biogasanlagen in der Region erzeugte Energiemais weicht proteinreichen Erbsen für die Nahrungsmittelproduktion.  Foto: KI-generiert/OM-Medien

Die Zukunft im Oldenburger Münsterland? Der für die Biogasanlagen in der Region erzeugte Energiemais weicht proteinreichen Erbsen für die Nahrungsmittelproduktion. Foto: KI-generiert/OM-Medien

Die PHW-Gruppe (Marke „Wiesenhof“) mit Sitz in Visbek-Rechterfeld betätigt sich anhaltend erfolgreich am Markt. Dass das Motto „Wachstum durch Vielfalt und Weitblick“ auch im vergangenen Geschäftsjahr erfüllt wurde, zeigt der Blick auf die noch recht frischen Umsatzzahlen der letzten beiden Geschäftsjahre. Der Umsatz ist erneut gewachsen und liegt jetzt „bei um die 4 Milliarden Euro jährlich“, berichtet Vorstandsvorsitzender Peter Wesjohann. Mit der Geschäftslage der Gruppe, die derzeit europaweit 10.500 Menschen beschäftigt, sei er „nicht ganz unzufrieden“.

Wesjohann stapelt mit seiner Aussage offensichtlich ein wenig tief. Die neuen Trends in den Ernährungsgewohnheiten der Menschen spielen der PHW-Gruppe durchaus in die Karten, bestätigt der Vorstandsvorsitzende dann auch. Von 2023 auf 2024 sei der Hähnchenfleischkonsum pro Kopf in Deutschland um rund ein Kilogramm gestiegen. Eine Entwicklung, über die man natürlich „erfreut“ sei. Auch die pflanzenbasierten Produkte von „Green Legend“ oder die Ergebnisse weiterer Tochtergesellschaften trügen zum Wachstum bei.

Peter Wesjohann referiert über sich ändernde Ernährungssysteme

Und wie geht es weiter? Darüber wird Peter Wesjohann am 6. März den Gästen des inzwischen ausverkauften 1. OM-Forums Wirtschaft im Emsteker Ecopark berichten. Der Firmenlenker referiert hier zum Thema „In Zeiten sich ändernder Ernährungssysteme – Proteinmix für die Ernährungssicherheit der Zukunft“.

Positive Entwicklung sei nicht selbstverständlich, sagt der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das Entscheider-Treffen: „Man muss das Angebot des Unternehmens vom Markt her denken, sonst geht es schief." Der „Verbraucher will vom Produkt überzeugt sein, denn bevormunden lässt er sich nicht.“ Diese Vorgabe betreffe alle Produkte, aber besonders die Produktinnovationen, die man den Kunden offeriere.

Wo tun sich innovative Geschäftsfelder auf? PHW-Chef Peter Wesjohann (links) und Marcus Keitzer, Vorstand Alternative Proteine, beobachten wissenschaftliche und außeruniversitäre Forschung intensiv. Foto: KühnWo tun sich innovative Geschäftsfelder auf? PHW-Chef Peter Wesjohann (links) und Marcus Keitzer, Vorstand Alternative Proteine, beobachten wissenschaftliche und außeruniversitäre Forschung intensiv. Foto: Kühn

Um auf Dauer erfolgreich zu sein, gelte es Märkte zu beobachten und diese vorauszudenken, sagt Wesjohann. So etwa den Markt mit veganen oder vegetarischen Produkten, den PHW über die Marke „Green Legend“ bedient. Er sieht die „pflanzenbasierten Produkte“ trotz anständiger Wachstumsraten immer noch als Nische. Mit knapp 50 Millionen Euro Jahresumsatz, den der Firmenlenker perspektivisch um 20 Millionen Euro wachsen sieht, sei dieser Teil der Unternehmenstätigkeiten aber immer noch klein.

Vor rund einem Jahrzehnt habe PHW damit begonnen, sich mit dem Thema pflanzenbasierter Produkte zu beschäftigen, da „wir eine hohe Wahrscheinlichkeit sahen, dass dieser Markt eine gute Entwicklung nehmen könnte“. Heute erziele man eine Rendite.

Wesjohann sieht die Proteinerzeugung nicht nur „schwarz-weiß“

Aus Nischen können neue, große Geschäftsbereiche werden. Deshalb ist seit dem Jahr 2018 mit Marcus Keitzer der Posten des Managers für den Bereich der alternativen Proteine besetzt, was die gehobene Stellung des Geschäftsfeldes in der Unternehmensstrategie belegt.

Der Bereich sei ausgehend von der Frage geschaffen worden, wie man künftig die Ernährung der bald 10 Milliarden Menschen auf der Welt sicherstellen könne, erklärt Wesjohann. Man dürfe Proteinerzeugung nicht nur „schwarz-weiß“ sehen, da „wir alle Formen von Proteinen brauchen werden – nicht als Ersatz für die jetzige Proteinvielfalt, sondern als Ergänzung.“

Kreislaufwirtschaft Unternehmensziel in der PHW-Gruppe

Keitzer sieht dann auch seinen Dienst für das Unternehmen vor allem darin, „wach zu sein, sich umzuschauen nach Innovationen“ im Proteinbereich. Es sei extrem wichtig, „direkt in die Startup-Szene hineinzuhorchen“, nah dran zu sein an wissenschaftlicher und außeruniversitärer Forschung. Dass Investitionen in Ideen sich auch auszahlen sollen, verhehlen Keitzer und Wesjohann nicht. Aber: „Mal funktioniert es, mal nicht“, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Auf die Tierwohldiskussion hat sich die Gruppe mit Mastvorgaben, eigenen Haltungsstufen und gezielten Produktionsabläufen eingestellt. Ziel bleibe es aber, eine „Kreislaufwirtschaft“ zu etablieren, erklärt der Vorstandschef. Grundsätzlich müsse die Wertschöpfungskette in allen Bereichen, in denen man aktiv sei, „in Ordnung“ sein. "Nur wenn alle Geschäfte rentabel sind, können wir investieren.“ Deshalb gelte für die gesamte Gruppe: „Bestehende Produkte und Abläufe verbessern, Ideen aufgreifen und Kundenwünsche bearbeiten.“

Innovationen im Bereich Ernährung sind technologisch getrieben

Damit auch in der Region künftig Renditen erzielt werden können, fordert Wesjohann vom Ernährungsgewerbe im Oldenburger Münsterland „Evolution“. Keitzer sieht das genauso, denn die Themen und die Innovationen im Bereich Ernährung würden zunehmend nicht mehr klassisch bearbeitet, sondern „technologisch“ getrieben. Darauf müsse man vor Ort reagieren.

Wie geht es weiter mit der Ernährungswirtschaft im OM? Sieht Wesjohann den Maisanbau verschwinden und künftig viele Felder mit Erbsen- und Ackerbohnen, auf denen proteinreiche Rohstoffe für die vegane Produktpalette von „Green Legend“ erzeugt werden? Wesjohann will nicht spekulieren: Das müsse man abwarten. „Vielleicht wird das tatsächlich mal interessant“, sagt er, und lässt erst einmal offen, wie künftige regionalen Wertschöpfungsketten aussehen könnten.

PHW-Vorstandsvorsitzender hat Forderungen an die Politik

Beim Forum wird Wesjohann auch dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies begegnen. Hat der Vorstandsvorsitzende Wünsche an die Politik? Grundsätzlich sieht der Unternehmer eine „dramatische Steigerung der Kosten – die Lohn-Preis-Spirale ist absolut intakt“.

Die deutschen Unternehmen müssten von ihren enormen Bürokratielasten befreit werden. Darüber hinaus seien geringere Energiekosten wichtig. Und: „Arbeit muss sich wieder lohnen“, sieht Wesjohann im Abbau von Steuern und Abgaben für leistungsbereite Beschäftigte einen wesentlichen Faktor, um die Produktivität und den Konsum im Land zu erhöhen.

Wesjohann und Lies werden auf dem 1. OM-Forum Wirtschaft also viele Dinge zu besprechen haben.

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