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Immer mehr Schweinehalter geben ihre Betriebe auf

Eine aktuelle Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands zeichnet ein deutliches Lagebild: Gerade kleinere Höfe bleiben auf der Strecke.

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Symbolfoto: dpa/Schuldt

Symbolfoto: dpa/Schuldt

Immer mehr Schweinehalter geben auf; und das nicht, weil die aktuelle Marktlage per se schlecht ist, sondern weil die Perspektive fehlt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme. Die Folge sei ein dramatischer Strukturbruch, heißt es in der Mail der ISN.

Bereits zum sechsten Mal seit 2018 hat die ISN Ferkelerzeuger und Schweinemäster aus ganz Deutschland zur Zukunft der Schweinehaltung befragt. Nach Angaben der Interessenvertreter konnten 541 personalisierte Fragebögen ausgewertet werden. Insgesamt halten die befragten Betriebe demnach über 123.000 Sauen und 1,05 Millionen Mastschweine – entsprechend circa 9 bzw. 7 Prozent des deutschen Bestandes.

Ein Blick in die Zahlen:

  • 65 Prozent der Schweinemäster und 56 Prozent der Sauenhalter geben an, in den nächsten 10 Jahren weiter Mastschweine, beziehungsweise Sauen halten zu wollen. Die Quote derjenigen, die die Haltung aufgeben, steigt damit weiter an.
  • Die wirtschaftliche Ausgangslage für Investitionen wird indes von den Landwirten grundsätzlich positiv gewertet. Die Absatz-, Vermarktungs- und Erlösperspektiven sind im Mittel positiver eingeschätzt worden als in den vergangenen Jahren.
  • Besonders kleinere Betriebe bleiben dennoch auf der Strecke. Laut der amtlichen Viehzählungs-Ergebnisse haben in den vergangenen 10 Jahren bereits 41,5 Prozent der Schweinemäster und 50,6 Prozent der Sauenhalter (Mai Viehzählung 2025) ihre Betriebe geschlossen.
  • Umgekehrt sind im gleichen Zeitraum die durchschnittlichen Bestände in der Mast um circa 25 Prozent und in der Sauenhaltung um circa 40 Prozent größer geworden.
  • Da sich die Haltungsvorgaben weiter geändert haben, stehen große Investitionen bevor. Auch das hat laut der ISN Folgen. 30 Prozent der Sauenhalter wollen laut Umfrage aus der Ferkelerzeugung aussteigen, weitere 30 Prozent sind sich noch im Unklaren. 40 Prozent der sauenhaltenden Betriebe haben sich für den Umbau entschieden.

Was die Haltungsform angehe, verändere sich die Lage ebenfalls: Der Hauptanteil der Mastschweine werde auch in 5 Jahren noch in den Haltungsformen 1 (Stall; gesetzliche Mindeststandards) und 2 (Stallhaltung mit etwas mehr Platz) schlachtreif gezogen, die Mastplätze in Haltungsform 2 nehmen aber zahlenmäßig zu. Auch der Anteil der höheren Haltungsstufen (Frischluftstall, Auslaufstall und Bio) könne steigen; allerdings mache der Umbau der Ställe Probleme. Rechtliche Vorgaben seien widersprüchlich, so die ISN. Die Genehmigungsverfahren seien extrem langwierig. Die Landwirte beklagten sich zudem über die mangelhafte Verlässlichkeit der Vorgaben und viel zu viel Bürokratie. Diese Bewertung habe sich gegenüber dem Vorjahr im Grunde nicht verbessert.

ISN-Geschäftsführer fordert „Wachstumsbooster“

Vor allem diese Klage offenbare den Handlungsbedarf, wird ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack zitiert. Es sei richtig gewesen, die Einführung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes bis März 2026 zu verschieben. Die Zeit müsse nun aber auch genutzt werden, um die Praktikabilität herzustellen. „Denn wenn der Umbau der Tierhaltung gelingen und der Anteil der Tiere in höheren Haltungsstufen spürbar steigen soll, ist es ganz entscheidend, dass der Zugang der Schweinehalter zu den höheren Haltungsstufen auch tatsächlich ermöglicht wird.“ Es brauche hierfür einen „unbürokratischen Wachstumsbooster“.

Unterstützung forderte Staack nicht nur für die Mästern, sondern auch für die Sauenhalter. Der Bund müsse Fördergeld bereitstellen. Sonst geben ob der hohen Investitionen zur Erfüllung der Haltungsvorgaben weitere Betriebe auf. „Ohne Unterstützung werden wir weite Teile der deutschen Ferkelerzeugung verlieren. Unsere Analysen zeigen, dass ein Viertel kurzfristig durch Ferkelimporte aus benachbarten EU-Staaten ersetzt werden könnte“, wird der ISN-Geschäftsführer zitiert. Noch habe die neue Bundesregierung die Möglichkeit gegenzusteuern. Dafür müsse dringend Geld bereitgestellt werden.

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