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Die Rache des Marderhundes

Thema: Marderhunde werden gezüchtet, gefoltert und getötet für Pelz – Und haben wahrscheinlich das Corona-Virus auf Menschen übertragen. Da kann man nur an Rache denken.

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Virologen finden immer mehr Hinweise darauf, dass das Corona-Virus vom Marderhund auf den Menschen gesprungen ist. Er scheint jener Zwischenwirt gewesen zu sein, den das unter Fledermäusen verbreitete Virus brauchte, um so zu mutieren, dass es unsere Gattung befallen konnte.

Der Marderhund ist zwar als invasive Art seit einigen Jahrzehnten auch in Deutschland heimisch. Doch der Herd der Infektion liegt, ausweislich der jüngsten Forschungen in China, wahrscheinlich auf einem Tiermarkt in Wuhan. In Deutschland lebt das Tier scheu und zurückgezogen, sodass Kontakte zum Menschen hier selten sind. In Fernost ist das anders. Dort werden Marderhunde, auch Enok genannt, in riesigen Farmen gehalten und auf Tiermärkten angeboten. Warum, das allerdings hat auch mit uns zu tun.

Es ist der Pelzbesatz auf den Kapuzen, der seit einiger Zeit hierzulande Mode ist. Wie die Pfauen spreizen sich Männer wie Frauen damit auf und simulieren eine Winter-Behaglichkeit, die mangels richtigen Winters sowieso deplatziert wirkt. Kein Mensch braucht diesen Zierrat, er sieht sogar affig aus (großes Pardon an diese unschuldige Gattung), und doch werden die Marderhunde dafür in China massenhaft bestialisch gequält.

"Mit Corona hat sich der Marderhund nun an unserer Spezies gründlich gerächt. Wer könnte es ihm verdenken?"

Werner Kolhoff

Wer jemals einen der heimlich gedrehten Filme gesehen hat, wie die Tiere in engsten Käfigen hausen, wie man sie mit Knüppeln notdürftig betäubt, wie ihnen oft noch lebend das Fell abgezogen wird und wie die zuckenden, blutenden Leiber dann auf Haufen geworfen werden – der mag mit so etwas nicht mehr herumlaufen. Viele von denen, die diese Pelze kaufen, wissen um diese schrecklichen Umstände, doch sind sie ihnen egal. Es gibt zwar Alternativen, Kunstpelze, aber das Material aus China ist nicht nur „Natur pur“, sondern auch noch billiger.

Mit Corona hat sich der Marderhund nun an unserer Spezies gründlich gerächt. Wer könnte es ihm verdenken? Es hätte übrigens auch der Nerz sein können, den sie in Europa in großen Mengen aus ähnlichen Gründen halten und schlachten. Natürlich hat der Marderhund das nicht absichtlich getan, er konnte die Übertragung des Virus nicht steuern. Insofern stimmt das Wort Rache nicht. Aber es ist wahrscheinlich mit ihm und durch ihn passiert. Und weil der Mensch weder von seiner Eitelkeit, noch von seiner Vermessenheit gegenüber der Natur lassen kann, wird Ähnliches mit anderen Tieren wieder passieren. Eher früher als später.


Zur Person:

  • Der Lohner Werner Kolhoff, Jahrgang 1956, hat für den Berliner Tagesspiegel und die Berliner Zeitung gearbeitet, war Sprecher des Berliner Senats und leitete ein Korrespondentenbüro.
  • Heute ist er in der Hauptstadt als politischer Kolumnist tätig.

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