"Pro Wald" kritisiert Landkreis für drastischen Rückschnitt von Bäumen
"Verstümmelung" nennt die Bürgerinitiative den Baumschnitt auf dem Gelände der Elisabethschule Lohne. Die Behörde verweist auf Verpflichtungen – will aber eine neue Handlungsanweisung erarbeiten.
Stark eingekürzt: Die Robinien an der Elisabethschule in Lohne treiben wieder aus. Die Bürgerinitiative "Pro Wald" hatte die Fachkunde der Rückschnittarbeiten kritisiert. Foto: Timphaus
Hat der Landkreis Vechta es zugelassen, dass zahlreiche Bäume an der Elisabethschule in Lohne durch einen falschen Baumschnitt im vergangenen Frühjahr verstümmelt wurden und nur noch eine stark verkürzte Lebenserwartung haben? Diesen Vorwurf erhebt die Bürgerinitiative (BI) „Pro Wald“ Lohne. Sie stützt sich dabei auf die Aussage eines Experten. Die Behörde verweist auf ihre Verkehrssicherungspflicht – will nun aber vor dem nächsten Winter mit allen Beteiligten eine Handlungsanweisung erarbeiten.
Mitglieder von „Pro Wald“ hatten im Februar nach eigenen Angaben mitbekommen, dass die Gehölze auf dem Schulgelände beschnitten wurden. Da sie über das Ausmaß der Arbeiten schockiert waren, wandten sie sich an das zuständige Gebäudemanagement des Landkreises. Laut Aussage von „Pro Wald“-Mitglied Monika Nuxoll waren die Arbeiten zu diesem Zeitpunkt noch im Gange.
Die Kreisbehörde antwortete und begründete den Baumschnitt mit dem Schutz des Gebäudes und vor allem der Schüler und Lehrer. Weiter ist in der E-Mail davon die Rede, dass es sich um „regelmäßige Pflegearbeiten“ handele, die durch ein „fachkundiges Unternehmen“ durchgeführt würden.
Klagen an: Den Rückschnitt an der Elisabethschule Lohne kritisieren (von links) Monika Nuxoll, Brigitte Bocklage, Nadine Nuxoll, Dr. Lutz Neubauer und Annette Karla-Bröring. Foto: Timphaus
„Pro Wald“ stellte die Fachkunde stark in Zweifel. Die Bürgerinitiative bat einen Experten um seine Einschätzung. Der Mann möchte namentlich nicht in Erscheinung treten, bestätigt aber jetzt das Urteil der BI.
Demnach haben zahlreiche Bäume, die auf dem Gelände der Elisabethschule beschnitten wurden, kaum eine Überlebenschance – oder sind in ihrer Lebenszeit deutlich verkürzt. Einige Beispiele, die der Experte anführt: Die gekappten Zedern könnten aus altem Holz nicht wieder austreiben und seien überdies anfällig für Pilzbefall. Die Birken seien ebenfalls gekappt und stark beschnitten worden, obgleich sie nicht anfällig für Astbruch seien. Bei den Weißbuchen sei der Pflegeschnitt laut seiner Aussage viel zu spät erfolgt. Die gekappten Robinien trieben nun an anderer Stelle neu aus – und seien gerade dort anfällig für Astbruch.
Experte sieht mangelhafte Baumpflege als Problem
Der Experte weist deutlich darauf hin, dass unterschiedliche Baumarten auch einen unterschiedlichen Baumschnitt erfordern. Implizit kritisiert er, dass der drastische Rückschnitt wahrscheinlich die Folge einer nicht kontinuierlich durchgeführten Baumpflege gewesen sei.
Die BI-Vertreter fühlen sich bestätigt. Die Vorsitzende Annette Karla-Bröring sagt, dass es sich um eine Verstümmelung der Bäume handelte, mit der Folge, dass die Gehölze nur noch eine kurze Lebenserwartung hätten.
Der Baumschnitt habe die Verkehrssicherheit nicht verbessert – im Gegenteil: Neutriebe seien im weiteren Wuchs gefährdet abzubrechen, insbesondere bei den Robinien. Die Maßnahme könne nicht von einer Firma durchgeführt worden sein, die über hinreichende Fachkenntnisse verfüge, urteilt sie.
"Wir verlangen einen Ausgleich für den entstandenen Schaden."Annette Karla-Bröring, Vorsitzende der Bürgerinitiative "Pro Wald" Lohne
Weiter sagt Karla-Bröring: „Nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch haben die Bäume einen hohen Wert. Auch nachdem wir auf den katastrophalen Schnitt beim Amt hingewiesen hatten, wurde weiter so geschnitten. Die Behörde hat eine Sorgfaltspflicht. Wir verlangen einen Ausgleich für den entstandenen Schaden.“
Die Vorsitzende und ihre Mitstreiter ziehen Parallelen zum Baumschnitt an der Kreissporthalle. „Pro Wald“-Ratsherr Dr. Lutz Neubauer sagt: „Um so etwas zu vermeiden, hatten wir auf Stadtebene beantragt, einen Fachvortrag von einem Experten in Arboristik durchführen zu lassen. Dies wurde im Verwaltungsausschuss abgelehnt.“
Landkreis bietet Maßnahmen zur Erhaltung an
Der Landkreis Vechta widerspricht der Darstellung über den Ablauf des E-Mailverkehrs. Die Behörde teilt mit, dass der Baumschnitt auf dem Gelände der Außenstelle des Vechtaer Förderzentrums vor und am 12. Februar stattgefunden habe. Die E-Mail der BI sei erst 3 Tage später beim Landkreis eingegangen. „Zu diesem Zeitpunkt waren die Baumschnittmaßnahmen bereits abgeschlossen und konnten daher auch nicht mehr gestoppt werden.“ Die Kreisbehörde habe am selben Tag geantwortet und den Sachverhalt erläutert, heißt es. Das Amt für Gebäudemanagement habe im Hinblick auf zukünftige Pflegemaßnahmen nochmals Kontakt mit der Firma aufgenommen.
Die Sprecherin des Landkreises kritisiert: Der Experte und Vertreter von „Pro Wald“ hätten die Bäume in der vergangenen Woche in Augenschein genommen – ohne Wissen der Schule und des Landkreises. „Hier wäre es gut gewesen, wenn der Eigentümer unterrichtet worden wäre. Dann hätten in einem gemeinsamen Gespräch die Baumschnittmaßnahmen erörtert werden können. Denn sollten aufgrund des Baumschnitts weitere Maßnahmen zur Erhaltung der Bäume notwendig sein, so sind wir natürlich gerne bereit, diese anzugehen“, heißt es aus dem Vechtaer Kreishaus.
Zumindest implizit gesteht der Landkreis aber ein, dass nicht alles zur Zufriedenheit ist. Denn abschließend heißt es: „Bei zukünftigen Baumschnittmaßnahmen werden die ausführenden Firmen genauere Anweisungen für den Baumschnitt erhalten. Ziel ist es, vor der anstehenden vegetationsfreien Zeit mit allen Beteiligten eine Handlungsanweisung zu erarbeiten.“
Links die beschnittenen Bäume, rechts die unbeschnittenen Gehölze. Foto: Karla-Bröring