Raus in die Natur: In Corona-Zeiten haben viele Menschen das Südlohner Moor als Ausflugsziel für Spaziergänge und Wanderungen entdeckt. Das wirkt sich nicht immer positiv auf die Tier- und Pflanzenwelt aus. Die Kreisgruppe Vechta des Naturschutzbundes (Nabu) will nun auf die Gefahren dieser Entwicklung aufmerksam machen und für eine achtsame Begegnung der Menschen mit diesem streng geschützten und empfindlichen Naturraum werben.
Der Nabu-Kreisvorsitzende Ludger Frye spricht von einer "touristischen Erschließung mit den Füßen". Dies freut den Naturschützer, weil die Menschen so mehr Wertschätzung für Flora und Fauna entwickelten. Gleichsam bringt dies aus seiner Sicht aber auch einige Probleme mit sich. Denn: Das Moor gewinnt aktuell durch die beginnende Wiedervernässung immer mehr an Wert für die Natur. Der "ungerichtete Moortourismus" drohe die Fortschritte zu zerstören, befürchtet Frye.
Imme Wichelmann kennt sich im Moor bestens aus
Um der alarmierenden Entwicklung entgegen zu wirken, fordert der Naturschützer ein Wegekonzept, um Spaziergänger zu lenken. Frye weiß um die angespannte Personallage bei der zuständigen unteren Naturschutzbehörde im Vechtaer Kreishaus. Deshalb sagt er: "Es reicht, wenn zunächst ein provisorisches Konzept erstellt wird. Dies sollte aber noch in diesem Jahr erfolgen." Er mahnt: "Hier brennt gerade etwas an."
Zur Unterstützung hat Frye mit Imme Wichelmann und Frank Thomann zwei Menschen zum Pressegespräch eingeladen, die sich exzellent im Südlohner Moor auskennen. Die Hobby-Vogelkundlerin Wichelmann unternimmt beinahe täglich Spaziergänge in dem Naturraum östlich des Sommerwegs – gerne in den Morgenstunden, ab und an auch im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Sie erläutert: "Vor Ort gibt es eine offizielle Zählstelle für das Monitoring häufiger Brutvögel in der Normallandschaft." Wichelmann engagiert sich seit 10 Jahren ehrenamtlich. 4 Mal pro Jahr erfasst und kartiert sie in einem exakt festgesetzten Korridor alle Brutvögel.
Für Frank Thomann ist das Moor seine Heimat
Für Frank Thomann ist das Südlohner Moor Heimat. Er wohnt am Sommerweg und ist Geschäftsführer des Torfwerks Thomann. "Jahrzehntelang haben wir Torf abgebaut, den Betrieb mittlerweile aber eingestellt und uns auf andere Bereiche spezialisiert", sagt er.
Wichelmann berichtet von einer steigenden Anzahl an Spaziergängern, die – oft mit Hund – auf den Dämmen, aber auch fernab der Wege unterwegs seien. "Ich habe mal jemanden getroffen, der ein Elektroboot auf dem Wasser hat fahren lassen. Ein anderes Mal machte jemand Schießübungen mit einer Armbrust." Mehrfach habe sie auch Golfbälle entdeckt und eingesammelt. "Die Menschen sind verstärkt am Wochenende, aber auch wochentags im Moor unterwegs", sagt die Lohnerin.
Im Sommer reicht ein Funke für einen Moorbrand
Sie kritisiert, dass die Moorbesucher oft die Dämme verlassen und ins Unterholz gehen. "Die Leute latschen einfach kreuz und quer herum." Sie wünscht sich, dass die Menschen mehr Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt nehmen.
Thomann berichtet von ähnlichen Begegnungen. Er ärgert sich vor allem über den Müll, den Unbekannte immer wieder illegal im Moor abladen. Besonders Glasflaschen und Zigarettenkippen machen ihn zornig. "In trockenen Monaten kann rasch ein Feuer ausbrechen", warnt er. Beim bisher letzten Moorbrand im Südlohner Moor habe er einen Funkenflug über mehrere Hundert Meter beobachten können, unterstreicht er. Wichelmann ergänzt: "Im Sommer reicht ein Funke. Im Moor zu rauchen ist ein Unding."
"Es geht uns darum, das Moor erfahrbar zu machen und gleichzeitig zu schützen."Ludger Frye, Vorsitzender der Kreisgruppe Vechta des Naturschutzbundes
Seit gut einem Jahr ist die Stadt Lohne des Naturparks Dümmer, unter anderem mit dem Südlohner Moor. Bürgermeister Tobias Gerdesmeyer hatte im Zuge des Beitritts die Ausweisung eines Wanderwegs durch das Moor zwischen Südlohne und Lindloge bei Diepholz in Aussicht gestellt. Frye begrüßt diese Idee, sagt aber auch: "Man muss aufpassen, wo man dies macht. Es müssen Warnungen ausgesprochen und eine eindeutige Ausschilderung sichergestellt werden."
Frye wie auch Thomann und Wichelmann plädieren für mehr Hinweise zum richtigen Verhalten im Moor – und sehen den Landkreis in der Pflicht. Als vorbildliches Beispiel nennen sie das Goldenstedter Moor.
Das Trio betont, dass es niemanden vom Betreten des Moores abhalten oder ausschließen wolle. "Das können wir auch nicht. Es geht uns darum, das Moor erfahrbar zu machen und gleichzeitig zu schützen", sagt der Nabu-Kreisvorsitzende. Es müsse jedem Spaziergänger und Moorbesucher bewusst sein, dass er die Wege nicht verlassen darf. "Dies ist im Naturschutzgebiet Südlohner Moor auch so geregelt", sagt er fordert nochmals eine Überarbeitung der Verordnung, die aus dem Jahr 1986 stammt – "der Steinzeit", wie Frye kritisch anmerkt.