Im Ecopark bei Emstek steht jetzt ein Apfelbäumchen. #Baumchallenge sei Dank! Denn Eco steht ja nicht nur für Ökonomie, sondern auch für so richtig Öko. Das Gewerbegebiet wird damit zum Vorreiter in ganz Deutschland, wenn es darum geht, versiegelten Flächen ein Öko-Feigenblättchen, besser gesagt Apfelblättchen zu verpassen.
Auch die Stadt Vechta hat den Trend der Baumchallenge aus den sozialen Medien angenommen und arbeitet bereits leidenschaftlich an der Umsetzung. Der neu gestaltete Teil der Ravensberger Straße bekommt jetzt sogar zwei neue Bäumchen.
„Es wäre also reine Symbolpolitik. Nice to have, aber zu teuer, wegen unterirdischer Leitungen, von denen vorher niemand gedacht hätte, dass sie im Wege sein könnten.“
Zwar sollten es ursprünglich sogar acht werden, aber sechs Bäume mehr oder weniger machen keinen Unterschied und retten das Klima auch nicht mehr. Es wäre also reine Symbolpolitik. Nice to have, aber zu teuer, wegen unterirdischer Leitungen, von denen vorher niemand gedacht hätte, dass sie im Wege sein könnten. Nicht, dass das Faxgerät demnächst nicht mehr funktioniert, nur weil eine Baumwurzel ein Telekom-Kabel vernichtet hat.
Zudem weiß jede und erst recht jeder, dass ein junger Baum erst in etlichen Jahren dazu in der Lage sein wird, reichlich Kohlendioxid in Sauerstoff umzuwandeln. Biologie, 8. Klasse.
Alte Vechtaer werden sich erinnern, dass die Ravensberger Straße einst voller Bäume stand. Aber die waren laut Verwaltung „abgängig“ und mussten weg. Alle auf einmal kaputt, sagt die Stadt. Praktisch, dann stören sie auch nicht beim Umbau der Straße. Der ohnehin mickrige Haushalt wird entlastet. Das ist Nachhaltigkeit!
Klima ist ohnehin nicht mehr zu retten
Mit Baumsymbolpolitik hält sich kaum eine Verwaltung in Südoldenburg auf. In Lohne verschwinden ein paar alte Linden am neuen Lohner Famila-Markt, zwischen Dinklage und dem Kreis Osnabrück eine ganze Allee. Denn auch die paar Photosynthetiker retten das Klima nicht. Nicht so lange in China ganze Landstriche durch Solaranlagen verschandelt werden.
Das Klima ist ohnehin nicht mehr zu retten. Die Tatsache, dass die Temperaturen immer weiter steigen, ist zu allem Überfluss auch noch nicht in Beton gegossen und in Stein gemeißelt. Die Anpassung unserer Städte an den Klimawandel funktioniert auch so. Jedes Auto hat heutzutage eine Klimaanlage. Für die Radfahrer gibt es bessere, glatte Radwege, auf denen sie viel weniger Schweiß vergießen müssen. Und die Temperatur in einem Stoppelmarktzelt lässt sich auch mit einer Sprühkühlung wie im Hähnchenstall prima unter 40 Grad halten.
Damit doch noch ein paar Bäume der Symbolik wegen irgendwo stehen, gibt es ja Satzungen für Häuslebauer, die gefälligst so ein Ding pflanzen müssen und ihren Vorgarten nicht mit Steinen zuschütten dürfen. Die wurden für die Baumchallenge von Amts wegen nominiert.
Zur Person
- Stefan Freiwald ist ehemaliger Redakteur der OM-Medien.
- Der Journalist und Nachhaltigkeitsexperte hat zwei Kinder. Er wohnt in Oythe.