Landwirte und OOWV streiten ums Wasser
Bereits das dritte Jahr in Folge hat es nicht ausreichend geregnet. Die Landwirte im Talsperrengebiet machen aber auch die Wasserförderung für Ernteausfälle mitverantwortlich.
Georg Meyer | 04.09.2020
Bereits das dritte Jahr in Folge hat es nicht ausreichend geregnet. Die Landwirte im Talsperrengebiet machen aber auch die Wasserförderung für Ernteausfälle mitverantwortlich.
Georg Meyer | 04.09.2020
Trinkwasserspeicher: Rund um die Thülsfelder Talsperre sind Wasserschutzgebiete ausgewiesen. Sie sorgen für eine sichere Versorgung der Region. Foto: Hermes
Wie viel Trinkwasser der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) in den kommenden Jahren in seinem Thülsfelder Wasserwerk gewinnen darf, entscheidet demnächst der Landkreis Cloppenburg. Der Behörde liegt ein entsprechender Antrag des Verbandes vor. Gegen ihn haben mehr als 70 Landwirte Einwendungen erhoben. Sie fürchten unter anderem Ernteeinbußen, sollte der OOWV weiterhin so viel Wasser fördern, wie bisher. Zum Hintergrund: Die Fördergenehmigung des Wasserversorgers ist bereits vor vier Jahren abgelaufen. Gepumpt wird trotzdem weiter. Jetzt soll ein neuer Vertrag den Umfang der Förderung festlegen. Eine Steigerung der Wasserentnahme ist laut OOWV-Pressesprecher Heiko Poppen nicht geplant. „Der OOWV hat für Thülsfelde eine Entnahme von 14,3 Millionen Kubikmetern pro Jahr beantragt. Das bedeutet keine Veränderung zur bisherigen Entnahmemenge.“ Auch das Fördergebiet solle nicht ausgeweitet werden. Aus Sicht der Landwirte ist der Einfluss, den die Wasserförderung auf den Pflanzenbau, aber auch auf die Wälder ausübt, bereits jetzt zu groß. Sie stellten in den vergangenen Jahren verstärkt Trockenschäden fest, berichtet Bernhard Suilmann, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes. Der Verband hatte ein Gutachten dazu in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse den Bauern Anfang August vorgestellt wurden. Infrage gestellt wird vor allem die Modellrechnung, mit deren Hilfe der OOWV die von ihm vorgesehene Fördermenge festlegt. Suilmann: „Sie geht von einem Jahresmittelwert aus. Tatsächlich haben sich die Niederschläge aber so verändert. dass eigentlich wöchentlich neu berechnet werden müsste.“ Vom OOWV fordert das Kreislandvolk deshalb entweder eine Absenkung der jährlichen Fördermenge oder Entschädigungen für die betroffenen Landwirte. Strittig ist, ob die Abnahme des Grundwasserspiegels in erster Linie auf die Aktivitäten des OOWV oder aber auf die allgemeine Regenarmut der vergangenen Jahre zurückgeführt werden kann. Laut Suilmann ist das Gebiet, in dem die Wasserförderung Folgen für die Landwirtschaft hat, deutlich größer als angegeben. „Es erstreckt sich praktisch auf das gesamte Wasserschutzgebiet. Betroffen sind demnach Landwirte in den Gemeinden Garrel, Molbergen und der Stadt Friesoythe. In der Kritik steht der OOWV auch, weil er Regionen außerhalb des Landkreises mit Wasser aus Thülsfelde beliefert. Verbandssprecher Poppen begründet das Vorgehen mit dem Solidaritätsprinzip. „Wasserwerke versorgen Gebiete – und diese reichen auch über kommunale Grenzen hinaus.“ Das Werk an der Thülsfelder Talsperre liefere das Wasser ins Ammerland und in den Landkreis Vechta. Umgekehrt fließe Wasser aus Großenkneten in den Landkreis Cloppenburg. Im vergangenen Jahr seien etwa 75 Prozent der geförderten Menge im Kreis verblieben. „Gravierende Veränderungen erwarten wir gegenwärtig nicht“, so Poppen. Dass sie weniger Wasser als bisher fördern, können sich die Braker offenbar nicht vorstellen. Im Gegenteil: Um mit dem Wachstum der Regionen Schritt halten, und den Bedarf dauerhaft decken zu können, müsste eigentlich ein zusätzliches Wasserwerk gebaut werden, berichtet Heiko Poppen. Doch dafür gebe es aktuell weder einen passenden Standort noch den öffentlichen Rückhalt. „Sobald wir die Fühler ausstrecken, stoßen wir auf Widerstände.“ In Kneheim plant der OOWV aktuell den Bau eines Speicherpumpwerks. Es solle der Versorgungssicherheit, aber nicht der Ausweitung der Wasserförderung dienen, erklärt der Sprecher. Eine Ausweisung weiterer Wasserschutzgebiete lehnt der Kreislandvolkverband ab. Landwirte könnten dort nur unter Einschränkungen wirtschaften. Um effizienter mit der wichtigen Ressource umzugehen, müsse über Alternativen zum bloßen Abpumpen aus der Tiefe nachgedacht werden, findet Bernhard Suilmann. Dazu gehöre auch die Aufbereitung und Nutzung von Oberflächenwasser. Überhaupt müsse nicht jeder Liter, der wirtschaftlich genutzt werde, Trinkwasserqualität besitzen. Grundsätzlich wolle das Kreislandvolk weiter im Dialog bleiben, betont Suilmann. „Trotzdem sehen wir in einigen Fragen fachliche Unterschiede.“ Informationsbedarf sieht auch die Friesoyther SPD-Stadtratsfraktion. Sie möchte wissen, wieviel Wasser der OOWV in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet gefördert hat und welche Auswirkungen dies auf die Land- und Forstwirtschaft hatte. Im Friesoyther Stadtgebiet befindet sich der größte Anteil der rund 40 Förderbrunnen des Wasserwerks Thülsfelde. Der Landkreis muss den OOWV-Antrag jetzt gegen die Bedenken abwägen. Wann er zu einer Entscheidung kommt, steht noch nicht fest. Vier Jahre Zeit dürfte er sich aber wohl nicht damit lassen."Tatsächlich haben sich die Niederschläge so verändert. dass eigentlich wöchentlich neu berechnet werden müsst."Bernhard Suilmann, Geschäftsführer Kreislandvolkverband
Das "Solidaritätsprinzip" gerät in die Kritik
Bauern lehnen weitere Wasserschutzgebiete ab
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