Das Robert-Koch-Institut hat den Landkreis Cloppenburg am Freitag oberhalb des 50er-Grenzwertes bei der 7-Tagesinzidenz eingestuft - und das sehr deutlich. Nach der Aktualisierung des Datensatzes um Mitternacht liegt der Wert aktuell bei 72,1.
Das Landesgesundheitsamt in Hannover (NLGA) hat am Donnerstag noch eine 7-Tagesinzidenz von 24 gemeldet. Normalerweise meldet das Robert-Koch-Institut einen ähnlich hohen Wert am Folgetag. Dass die Berechnung des NLGA nicht stimmen kann, war indes schon am Donnerstag klar. Denn die aktuellen Fallzahlen im Kreis Cloppenburg sind in die Höhe geschnellt, nachdem am Vion-Schlachthof in Emstek ein Corona-Ausbruch festgestellt wurde. 64 Mitarbeiter, die im Landkreis wohnen, sind positiv getestet worden.
Tatsächlich ist die NLGA-Berechnung der 7-Tagesinzidenz für den Landkreis Cloppenburg am Freitag korrigiert worden. Am Freitag meldet das Landesgesundheitsamt einen Wert von 86,1. Korrigiert wurde auch der Wert von Donnerstag - auf 75. Die Korrekturen reichen aber noch viel weiter zurück - bis zum 22. September. Sämtliche Werte sind nach oben geändert worden. Mit dem Ergebnis: Der Landkreis Cloppenburg hat seit dem 15. September (!) zu keinem Zeitpunkt die Obergrenze von 50 unterschritten.
Diese nachträglichen Korrekturen dürften auch die Einschätzungen innerhalb der Cloppenburger Kreisverwaltung in ein anderes Licht rücken. Bei der Pressekonferenz am Mittwoch, zeigte sich Landrat Johann Wimberg noch leicht optimistisch, dass sich das Infektionsgeschehen im Landkreis verlangsame und der Grenzwert bei der 7-Tagesinzidenz unterschritten worden sei - nach jetzigem Stand der Dinge war das aber nie der Fall.
"Es hat vier Tage lang ein technisches Problem bei der Übermittlung der Daten gegeben."
Dr. Holger Scharlach, Nds. Landesgesundheitsamt
Über die nachträglichen Korrekturen der 7-Tagesinzidenz und die deshalb entstehenden Verwirrungen in der Bevölkerung seitens des Landesgesundheitsamtes haben wir bereits berichtet. Dass die am Freitag vorgenommenen Änderungen derart gravierend sind, hat aber eine "konkrete Ursache". Das erklärt Dr. Holger Scharlach, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit beim Landesgesundheitsamt in Hannover auf Anfrage von OM online.
Am Freitag seien 149 Fälle "zusätzlich" in den Datenbestand eingeflossen. "Es hat vier Tage lang ein technisches Problem bei der Übermittlung der Daten gegeben", sagt Scharlach. In dieser Zeit seien keine Neumeldungen eingegangen - bis Freitag. Die Änderungen seien dann auch rückwirkend notwendig geworden. Weil die Coronafälle nach dem Meldedatum ins System eingetragen werden.
Für die Einwohner des Landkreises Cloppenburg hat die Bewertung des Landkreises Cloppenburg seitens des Robert-Koch-Institutes nun dieselben Folgen, wie bereits für die Nachbarn im Landkreis Vechta - sofern sie in ein anderes Bundesland verreisen wollen. Das RKI hat am Freitag für den Landkreis Vechta eine 7-Tagesinzidenz von 57,4 gemeldet.
Sobald ein Landkreis den Grenzwert von 50 bei der 7-Tagesinzidenz überschritten hat, gilt seit Freitag in den meisten Bundesländern ein Beherbergungsverbot für Einreisende. Das Verbot kann nur dann umgangen werden, wenn diese Urlauber einen amtlich anerkannten Test vorlegen können, der nicht älter als 48 Stunden. Darauf haben sich die Chefs der Staatskanzleien der Bundesländer in dieser Woche verständigt. Das gilt jetzt auch in Niedersachsen. Die Landesregierung hat sich nach anfänglichem Zögern am Donnerstag nun doch dazu entschieden, die Praxis einzuführen. Ausnahmen: Die Bundesländer Berlin, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Bremen lehnen das Beherbergungsverbot ab.
Prinzipiell wird deshalb empfohlen, dass sich die Einwohner der beiden Landkreise Cloppenburg und Vechta nun vorab bei ihrem Gastgeber und/oder Reiseveranstalter in Verbindung setzen - und das noch vor ihrer Abreise. Die beiden Gesundheitsämter Cloppenburg und Vechta sind nicht die richtigen Ansprechpartner. Die notwendigen Coronatests müssen selbst organisiert und finanziert werden (z.B. beim Hausarzt).
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