Sorry, so geht's nicht weiter
Thema: Die Verlässlichkeit der 7-Tagesinzidenz. Für tagelange "technische Probleme" bei der Übermittlung von Coronafällen hat niemand mehr Verständnis. Dafür ist die Zahl zu wichtig.
Matthias Bänsch | 09.10.2020
Thema: Die Verlässlichkeit der 7-Tagesinzidenz. Für tagelange "technische Probleme" bei der Übermittlung von Coronafällen hat niemand mehr Verständnis. Dafür ist die Zahl zu wichtig.
Matthias Bänsch | 09.10.2020
Die 7-Tagesinzidenz ist schon seit langer Zeit nicht nur mehr ein wissenschaftlicher Messwert. Der trifft auch nicht mehr nur die Menschen, die in einem anderen Bundesland übernachten wollen. Die Zahl betrifft jetzt unmittelbar jeden. Und es wird erwartet, dass sich der Bürger an die Maßnahmen hält, die automatisch greifen, sobald der Grenzwert von 50 überschritten wird. Es beginnt bei Privatfeiern, geht über die Gastronomie und endet schlimmstenfalls bei massiven Beschränkungen im Alltag. Auf einmal stehen Obergrenzen im Raum - je nachdem, wie hoch gerade die 7-Tagesinzidenz ist. Und mit denen muss jeder verlässlich planen können – spätestens, wenn das nächste Familientreffen näher rückt. Auch wenn es die offizielle Deklarierung als "Risikogebiet" für einen Landkreis oberhalb des Grenzwertes gar nicht gibt – sie ist im normalen Sprachgebrauch längst Realität geworden. Allein der Begriff lässt dem Bewohner eines solchen Landkreises schon die Nackenhaare sträuben – und er wird mit seiner Verunsicherung regelrecht allein gelassen. Und die wächst, wenn das Landesgesundheitsamt jetzt am Freitag diesen Messwert für den Landkreis Cloppenburg rückwirkend für die vergangenen Tage nach oben korrigiert. Nicht nur für den Vortag – nein, bis zum 22. September. Das sind 17 Tage! Teilweise lag der Landkreis Cloppenburg in diesem Zeitraum unterhalb des Grenzwertes. Selbst Landrat Johann Wimberg nahm die Berechnung für die Einschätzung der Infektionen im Kreis Cloppenburg als Grundlage. Jetzt stellt sich heraus: Alles Illusion. Noch schlimmer: Es ist mittlerweile nachvollziehbar, wenn sich einige denken, dass alles gelogen ist. Und damit meine ich all jene, die sich tagtäglich darum bemühen, die Hygienemaßnahmen einzuhalten – am Arbeitsplatz, in der Freizeit, in der eigenen Familie. Doch wenn dieser Messwert, der mittlerweile den Alltag eines Jeden bestimmt, nicht mehr zuverlässig ist, darf man sich nicht wundern, wenn die Leugner der Pandemie immer mehr Zulauf bekommen. Und das ist gefährlich. Es ist unerheblich, wenn jetzt "technische Probleme" für die Korrekturen der 7-Tagesinzidenz in Hannover dafür verantwortlich gemacht werden – nachträgliche Änderungen waren schon vorher gang und gäbe. Der Wert muss zuverlässig sein. Lediglich kleine Korrekturen für den Vortag kann man noch nachvollziehen. Jeder Mensch muss seinen Alltag planen können. Es braucht gerade jetzt, bei ständig steigenden Infektionszahlen, eine stabile und verlässliche Struktur. Doch davon scheinen wir weit entfernt zu sein.
Gut und kompakt informiert zum Feierabend: Abonnieren Sie jetzt kostenlos unseren neuen WhatsApp-Kanal und erhalten den Newsletter „N'Abend, Oldenburger Münsterland“. Und nicht vergessen, die Benachrichtigungen auf dem Glocken-Symbol zu aktivieren! Hier geht es direkt zum WhatsApp-Kanal.