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Ins Netz gegangen

Kolumne: Manchmal bringt es der Zufall, dass man sich mit klebrigen Themen näher beschäftigt.

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Sie ist – gemessen an ihrer Größe – ein kleines Wunderwerk der Natur: die Spinnenseide. Bezogen auf ihre Masse ist sie beispielsweise viermal so belastbar wie Stahl und kann dabei sogar um das Dreifache ihrer Länge gedehnt werden, ohne dass sie reißt, so die Ausführungen auf Wikipedia.

Diese Eigenschaften kommen besonders dann zum Tragen, wenn das Beuteinsekt aus vollem Flug in das Netz prallt. Dass die Beute dann nicht direkt zurückgeschleudert wird wie auf einem Trampolin, dafür sorgt demnach der Klebstoff in der Fangspirale. Dieser ist wasseranziehend – und nimmt Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft auf, wodurch er aufquillt. So ist das zumindest bei den Netzen der Gartenkreuzspinne. Gerade diese Klebkraft hat mich dazu animiert, mich etwas mehr mit dem Thema Spinnennetze zu beschäftigen.

Denn sind die Fäden frisch, haben sich weder Staub noch Frühtautropfen abgelagert, und zappelt noch kein Insekt in der Falle, dann sind die Fäden zumeist kaum sichtbar. So lief ich dann auf dem Hof auch direkt in eines hinein, das die Eigentümerin in meiner Kopfhöhe zwischen Mauer und Auto erschaffen hatte. Nun bin ich nicht so filigran wie ein Insekt, sodass ich es leider zum Zerreißen brachte. Mit einem Zewa bekam ich die Fäden schnell von der Haut, konnte allerdings anschließend auf einem Auge nicht mehr scharf sehen.

„Die feinen Fäden sind biologisch abbaubar, können aber dennoch mikrobiologischen Angriffen widerstehen.“

Ein Blick in den Spiegel klärte das Phänomen rasch auf: Auf dem linken Glas meiner Brille klebte quasi ein Ausschnitt des Spinnennetzes, war noch völlig intakt und schon etwas schwieriger zu entfernen.
Doch nun noch einmal zurück zu dem kleinen Wunderwerk. So sind die Spinnfäden leicht und wasserfest. Dennoch besitzen sie ein mit Wolle zu vergleichendes Wasseraufnahmevermögen. Eine weitere Besonderheit ist, dass sie zwar biologisch abbaubar sind, aber dennoch mikrobiologischen Angriffen widerstehen, wie auf Wikipedia zu lesen ist. Wow!

Die Spinne produziert die Spinnenseide in speziellen Drüsen selbst. Je nachdem, für welchen Zweck sie sie benötigt, stellt sie sie in verschiedenen Durchmessern und Zusammensetzungen her, wobei ein Faden zumeist aus mehreren Einzelfäden besteht.

Bei den verschiedenen Spinnenarten gibt es viele Unterschiede, alleine die Formen der Netze sind in ihrer Vielfalt faszinierend: So gibt es beispielsweise Trichter-, Rad- und Baldachinnetze und sogar ein Leiternetz. Ihr Backup händeln hingegen fast alle gleich: Denn der angeheftete Faden dient auch als Sicherungsleine, an der sich die Spinnen abseilen können, wenn Gefahr droht.

Die Eigenschaften der Spinnenseide sind natürlich auch interessant für technische Anwendungen. Doch der Forschung ist es bislang nur mit mäßigem Erfolg gelungen, Spinnenseide künstlich herzustellen, da die richtige Mischung der Proteine bis heute nicht herausgefunden werden konnte. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es auch Spinnen gibt, die mit Netzen nichts am Hut haben, beispielsweise die Springspinne, die am Boden auf ihre Beute lauert.


Zur Person

  • Sonja Gruhn ist Redakteurin der OM-Medien.
  • Die Autorin erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

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