Ich glaub, ich seh' Gespenster
Kolumne: Cloppenburg war, ist und wird nie eine Fahrradstadt sein. Aber die Stadt ist Meisterin darin, Possen rund ums Thema Verkehr zu schaffen. Dabei geht manch' beknackte Idee unter.
Max Meyer | 12.12.2022
Kolumne: Cloppenburg war, ist und wird nie eine Fahrradstadt sein. Aber die Stadt ist Meisterin darin, Possen rund ums Thema Verkehr zu schaffen. Dabei geht manch' beknackte Idee unter.
Max Meyer | 12.12.2022
Aufklären, aufmerksam machen und kontrollieren: Das waren die drei Begriffe, die Cloppenburg auf dem Weg zur Fahrradstadt begleiten sollten. Naja, das ganze Projekt ist mit mäßigem Erfolg gekrönt. Wobei, das ist untertrieben. Das Projekt ist gescheitert. Es war von Anfang an für die Tonne. Apropos: In puncto Verkehrskonzepte entwickelt man in und für Cloppenburg regelmäßig Ideen, die für die Tonne sind. Neben der irrwitzigen Idee, aus der Kirchhofstraße eine Fahrradstraße machen zu können, reiht sich die Bahnhofs-Posse (eine unter Denkmalschutz stehende Bahnunterführung wurde von der DB mit Beton zugeschüttet), die es sogar zu Extra3 (Satire-Format im NDR) geschafft hat. Gut, das war kein Fehler der Stadt, aber es passt irgendwie doch ins Bild "Verkehr". Apropos denkmalgeschützt und zuschütten: Vielleicht wird ja bald auch die Münsterlandhalle mit Beton gefüllt?! Weiter im Text: Der Mini-Fahrradweg und seine Umwege (am Industriezubringer) schlug ebenfalls Wellen. Aber eine Sache läuft weiter immer noch etwas unterm Rader. Vor wenigen Jahren haben der damalige Polizeiinspektor Andreas Sagehorn und Ex-Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese mit Stadtmitarbeiter Armin Nöh sage und schreibe 40 Hinweistafeln an Gefahrenstellen in Cloppenburg enthüllt. Ihr Ziel: Sie soll(t)en auf das Rechtsfahrgebot im Straßenverkehr hinweisen. Nicht nur Radfahrer, sondern auch Autofahrer soll(t)en durch die Warnschilder sensibilisiert werden. Wir erinnern uns: Aufklären, aufmerksam machen und kontrollieren. Diese Schilder waren Extraanfertigungen für die Stadt Cloppenburg, die viel Geld gekostet haben – also den Steuerzahler. Und das alles, um eine "nachhaltige Maßnahme" zu erzielen. So sagte es zumindest Andreas Saghorn, seinerzeit Leiter der Polizeiinspektion Cloppenburg-Vechta, beim offiziellen Enthüllungstermin. Damit meinte der Polizeichef keineswegs die Produktionskette oder Ressourcen, sondern vielmehr den vorbeugenden Charakter der Schilder: Wer sich selbst als Geisterradler (Linksfahrer) enttarnt sieht, der steigt natürlich vom Rad ab oder wechselt die Straßenseite... Naja, wer Gespenster sieht, der ist meist nicht mehr zurechnungsfähig – es sei denn, man fährt mit dem Rad durch Cloppenburg. Dann springen einem die mahnenden weißen Figuren auf dem mit leuchtenden Signalfarben gefüllten Hintergrund einer erhobenen orangefarbenen Hand mit dem Appell: "Geisterradler gefährden!" entgegen. Das soll' dann was helfen. Heidewitzka. In Cloppenburg ist Kontrolle anscheinend ein Synonym für Larifari. Denn mal ernsthaft: Wer steigt von seinem Rad ab, wenn er diese lächerlichen Schilder wahrnimmt? Das hätte ja beinahe etwas Magisches, wenn der Rowdi-Radler durch ein Geisterschild einsichtig würde. Zauberei! Und falls das Ganze nicht funktionieren sollte, so Saghorn damals, könne man den bösen Bürgern ja immer noch ans Portemonnaie. Das sei aber das letzte Mittel. Die Logik erschließt sich mir nicht ganz. Aber gut: Ich seh' auch regelmäßig Gespenster. "Wer Gespenster sieht, der ist meist nicht mehr zurechnungsfähig – es sei denn, man fährt mit dem Rad durch Cloppenburg."Max Meyer
Der Griff zum Portemonnaie ist das "letzte Mittel"
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