Friedhofskapelle Goldenstedt: Ein Abschied in Würde ist ab sofort möglich
Eine alte Leichenwagenhalle war lange der Aufbahrungsraum für Verstorbene auf dem evangelischen Friedhof. Vor einem Jahr startete deshalb der Bau einer neuen Kapelle – diese ist nun fertig.
Ansicht von der Vechtaer Straße: Der Eingangsbereich ist durch einen in sich geschlossenen Innenhof sichtgeschützt. Foto: C. Meyer
Hier und da werde noch etwas gepflanzt, aber im Grunde ist die neue Friedhofskapelle in Goldenstedt fertig. Die Außenanlagen werden noch hergerichtet, sagt Detlef Battermann vom Goldenstedter Gemeindekirchenrat. Bevor das Gebäude genutzt wird, soll auch wirklich alles schön sein. Schließlich ist der Anlass für den Besuch der Kapelle zumeist ein sensibler und dann sollen die Gäste nicht von möglichen Arbeiten drumherum gestört werden. Am Freitag (26. Mai) findet die offizielle Einsegnung statt. In der Zeit von 14 bis 18 Uhr können sich Interessierte außerdem die Räumlichkeiten ansehen.
Aufgrund der großen Fensterfront – diese soll zum Teil noch foliert werden – in Richtung Friedhof ist die Kapelle lichtdurchflutet. In dem hellen Raum finden etwa 40 bis 50 Personen Platz, sagt Linus Bocklage vom für den Bau zuständigen Architekturbüro Bocklage-Buddelmeyer aus Vechta. Weiteres Licht dringt durch das verglaste Kreuz über dem der Vechtaer Straße zugewandten Eingangsbereich. Zunächst wurde dieses optische Detail Opfer der Einsparungen, verriet Detlef Battermann seinerzeit. Ein Spender hatte Wind davon bekommen und das Kreuz mit seinen finanziellen Mitteln sozusagen gerettet.
Ansicht vom Friedhof aus: Die Kapelle besticht durch die große Fensterfront. Detlef Battermann (links) und Linus Bocklage sind mit dem Ergebnis zufrieden. Foto: C. Meyer
Sensibler Umgang mit umliegenden Gräbern während Bauphase
Nach der Ausschreibung der Gewerke im Sommer 2021 war die erste Kostenschätzung gesprengt worden. Also wurde der Rotstift angesetzt. Die Kostenprognose, die sich schließlich daraus ergab, wurde auch „mehr oder weniger eine Punktlandung“, sagt Battermann. Die Baukosten liegen somit bei rund 530.000 Euro – 450.000 Euro davon übernimmt die Gemeinde Goldenstedt. Die restlichen 80.000 Euro muss die evangelische Kirchengemeinde stemmen. Detlef Battermann bittet deshalb weiterhin um Spenden, damit die Kirchengemeinde diese Summe aufbringen kann.
Während man sich dann doch – dank entsprechender Förderung durch die Gemeinde – für das Gründach entschied, gab es hier und da Anpassungen bei den verwendeten Materialien. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Areal handelt, ergab sich für die optische Gestaltung ohnehin kein großer Spielraum. Mit dem benachbarten Gemeindehaus, einem ortstypischen Verblender und dem Satteldach ist ein stimmiges Ensemble entstanden.
Foto: C. Meyer
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Foto: C. Meyer
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Zufahrt für Leichenwagen. Foto: C. Meyer
Der Bestatterraum. Foto: C. Meyer
Schwierig für die Bauarbeiten sei gewesen, dass diese nur auf engem Raum möglich gewesen seien, sagt Linus Bocklage. Schließlich habe man mit den umliegenden Gräbern sensibel umgehen müssen. Nichtsdestoweniger sei die Zusammenarbeit der hiesigen Handwerksbetriebe sehr gut gewesen, lobt der Architekt.
Nordkreis Vechta hat nun Bestatterraum
Eine Besonderheit der Kapelle ist der eigene Bestatterraum, den es bislang so in dieser Form im Nordkreis Vechta noch nicht gab. Dieser kann unter anderem für polizeiliche Untersuchungen genutzt werden. Der Raum hat einen eigenen Zugang von außen. Der Leichenwagen kann sichtgeschützt vorfahren – „für maximale Diskretion“, sagt Bocklage. An den Bestatterraum schließt der vom Innenhof zugängliche Abschiedsraum an. Da der Friedhof an die viel befahrene Vechtaer Straße grenzt, wurde zum Parkplatz hin ein in sich geschlossener Innenhof gestaltet. Zur Kapelle gehören zudem eine Sakristei sowie ein vom Friedhof aus zugängliches, barrierefreies WC.
Anfang 2022 startete der Bau der Friedhofskapelle. Schon länger hatte es den Wunsch nach einer richtigen Friedhofskapelle gegeben. In dem vergleichsweise kleinen Aufbahrungsraum, den es zuvor gab, waren Trauerfeiern – insbesondere für Nicht-Christinnen und Nicht-Christen – nur eingeschränkt möglich gewesen. Angesichts der Tatsache, dass auf dem Friedhof jede und jeder – ungeachtet der Konfession oder Religion – seine letzte Ruhe finden kann, brauchte es eine würdevollere Lösung für die Trauerfeierlichkeiten. 2020 hatten sich die Mitglieder des Goldenstedter Gemeinderates schließlich darauf verständigt, eine Friedhofskapelle bauen zu lassen.
Info: Neben der Besichtigungsmöglichkeit der Friedhofskapelle am Freitag (26. Mai) ab 14 Uhr ist das Gebäude am 25. Juni (Sonntag) im Rahmen des Tages der Architektur für die Öffentlichkeit geöffnet. Um 14, 15 und 16 Uhr gibt es Führungen. Anmeldungen dazu sind über das Architekturbüro Bocklage-Buddelmeyer möglich.