Egon Buß ist Kapitän aus Leidenschaft und engagiert sich vielfältig in Elisabethfehn
Der 75-Jährige ist Gästeführer im Moor- und Fehnmuseum, Vorsitzender des Fluss- und Kanalschiffervereins, Hobbyfotograf und steuert regelmäßig die MS Spitzhörn.
Egon Buß mit seinem Seefahrtsbuch. Das Buch ermöglichte es ihm, als Minderjähriger selbstständig Arbeitsverträge abzuschließen. Foto: Heinzel
Der Seesack von Egon Buß ist grün und begleitet den gebürtigen Holterfehner, seitdem er 15 Jahre alt ist. Der 75-Jährige ist ein waschechter Seebär. Der Fehntjer fing als Schiffsjunge auf dem Küstenmotorschiff (Kümo) „Hoffnung“ an und arbeitete später als Kapitän für Bohlen & Doyen. Seit 2001 lebt er direkt am Elisabethfehnkanal. Seit etwa 15 Jahren steuert er regelmäßig das Fahrgastschiff MS Spitzhörn aus dem Barßeler Hafen.
Egon Buß ist umtriebig und vielfältig engagiert. Der 75-Jährige ist der Vorsitzende des Fluss- und Kanalschiffervereins Elisabethfehn (FKSVE) und Umgebung, dessen Mitglied er seit 1974 ist. Er ist zudem Gästeführer im Moor- und Fehnmuseum, an dessen Aufbau er auch beteiligt war. Zwischenzeitlich standen Modellschiffe von ihm in der Ausstellung – eine Spitzmutte und eine Tjalk. Er hat auch die Museumstjalk Jantina gesteuert, als sie in Ditzum einen neuen Mast bekam. Er engagierte sich auch im Vorstand der im Oktober 2020 gegründeten Initiative „Rettet den E-Fehnkanal“. Sie kämpften für einen Ersatzbau der maroden Schleuse Osterhausen. Es ging um den Erhalt des letzten intakten Fehnkanals Deutschlands. Sie setzten sich durch und konnten am 15. Mai 2020, nach 2 Jahren Bauzeit, die Neueröffnung der Schleuse feiern.
Egon Buß fotografiert gerne und hat sich stark für die Erneuerung der Schleuse in Osterhausen eingesetzt. Foto: Heinzel
Egon Buß wollte immer Kapitän werden. Außer seinem Vater seien alle in der Familie Seeleute gewesen. Sein Urgroßvater sei für Hapag-Lloyd gefahren, erzählt er. Eine Karriere auf See sei als Fehntjer naheliegend gewesen. Denn ohne Schiffe hätte es auch keine Fehnsiedlungen gegeben, meint er schmunzelnd. Auf den Schiffen habe er bereits als kleiner Junge gesessen und geangelt. Mit einem „Wurmbudder“ holte er die Aale aus dem Kanal. Dabei handelt es sich um ein faustgroßes Fadenknäuel, das mit Blei beschwert ins Wasser gehalten wurde. Die Aale bissen sich fest und konnten so gefangen werden.
Mit 15 Jahr begann er seinen Traum zu verwirklichen und heuerte als Schiffsjunge auf der „Flunder“ an. Das hieß „Ems raus und Elbe rein“, meint er knapp. So transportierten sie damals Betonstahl von Dortmund nach Hamburg. Im 2. Lehrjahr wechselte er nun als Jungmann auf die „Jan“ und im 3. Jahr als Leichtmatrose auf die „Leerort“. Er konnte als Minderjähriger über sein Schiff entscheiden, da er über ein Seefahrtsbuch verfügte. Dieses hatten seine Eltern unterschreiben müssen. Dadurch hatte er die Möglichkeit, in arbeitsrechtlicher Sicht wie ein Erwachsener zu handeln, also beispielsweise zu kündigen oder anzuheuern.
Sein Seesack begleitet Egon Buß, seitdem er mit 15 Jahren als Schiffsjunge auf dem Kümo "Hoffnung" anheuerte. Foto: Heinzel
3 Jahre ging damals die Ausbildung zum Matrosen. Und nach 2 Berufsjahren als Matrose konnte man eine nautische Schule besuchen. Das war der Plan, doch im 3. Lehrjahr passierte es: Er bekam einen Rostsplitter ins Auge. Damit stand ihm die Karriere als Kapitän in der Seeschifffahrt nicht mehr offen. Er wechselte in die Binnenschiffahrt und wurde dort „Schiffsführer“. Dann gab es Anfang der 1980er eine Gesetzesänderung und Egon Buß nutzte seine Chance und erwarb 1982 das Patent für den Kapitän AKü. Letzteres steht sozusagen für Küstenfahrt und ist vergleichbar mit einem Kapitän auf kleiner Fahrt. Das bedeutet, er darf in der Nord- und Ostsee Schiffe steuern. Mittlere Fahrt bedeutete Mittelmeer und Große Fahrt letztlich weltweit.
Sein erstes Kommando hatte er als Kapitän AKü auf dem Kabelverlegeschiff „Flunder“. Das 30 Meter lange Schiff wurde von der Energieversorgung Weser-Ems sowie der deutschen und der holländischen Telekom gechartert. 10 Jahre machte er dies und wechselte dann auf andere Schiffe, bevor er in die Funktion als Schiffseinsatzleiter, eine Funktion ähnlich eines Disponenten bei einer Spedition, und Nautischer Inspektor wechselte. 2001 trat er dann in den seemännischen Vorruhestand und zog nach Elisabethfehn. Für den „Schipper Klottje“ in Leer steuerte er den Besan Ewer-Friedrich, einen 100 Jahre alten Frachtsegler, der Ende August 1910 bei der Schiffswerft Witwe Ropers in Stade vom Stapel lief. „Die Fahrten mit dem Schiff haben ihm immer viel Freude bereitet.“ Heute ist er dort nicht mehr aktiv.
Neben der MS Spitzhörn steuert Egon Buß gerne sein Sportboot "Gabriele" ins Barßeler Tief. Foto: Heinzel
Aktiv ist er aber, wie geschildert, immer noch, und darüber hinaus fotografiert er gerne oder unternimmt mit seinem Wohnmobil Touren entlang der Küste. Dabei hat er die Küste vom Affenfelsen in Gibraltar bis hinauf zum Nordkap. Ansonsten genießt er es, Abendtouren mit seinem Sportboot „Gabriele“ ins Barßeler Tief bis in die Jümme hinein zu unternehmen.
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