Landwirte wollen am Montag die ganze Bundesrepublik lahmlegen. Traktoren und andere Maschinen sollen die Straßen blockieren. In den Städten und Gemeinden soll nichts mehr gehen. Viele Menschen werden nicht oder zumindest nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen. Das bedeutet für viele Arbeitnehmer, sie werden Teil eines Generalstreiks wider Willen.
Die Landwirte gehen mit ihren geplanten Aktionen ein großes Risiko ein. Mit einer Totalblockade können sie leicht jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verspielen. Viele Stadtbewohner verstehen ohnehin nicht, was die Bauern bewegt und sorgt. Die Berührungspunkte werden weniger, auch weil es immer weniger Bauern gibt.
Der Blick über den Tellerrand
Die Landwirte sollten deshalb nicht auf allzu viel Verständnis hoffen, wenn sie sich den Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Kindergarten in den Weg stellen – auch wenn viele von ihnen in sozialen Netzwerken angekündigt haben, dass sie medizinisches Personal, Rettungs- und Pflegekräfte natürlich passieren lassen werden. Bleibt die Frage: Wie sollen sich denn Pflegende und Helfende in den absehbar langen Staus auf Autobahnen und Landesstraßen oder steckengebliebenen Bussen bemerkbar machen?
Es ist das gute Recht der Landwirte, für Anerkennung und auskömmliche Einkommen auf die Straße zu gehen. Bauern sind Unternehmer mit hohem Risiko in einer systemrelevanten, hochsensiblen Branche in einem schwierigen Marktumfeld. Darauf machen sie zurecht immer wieder aufmerksam. Sie sollten allerdings mal einen Blick in Richtung der als „Klimakleber“ geschmähten Letzten Generation werfen. Deren eigentlich wichtiges Anliegen interessiert inzwischen fast niemanden mehr. Protest, der andere in ihren Rechten und ihrer Freiheit einschränkt, ist ein Ritt auf der Rasierklinge.