Gründerin und Inhaberin des Hofes, Mandy Hibbeler (Zweite von rechts), mit Leonie Kohl (links), die 2024 zum Organisationsteam gehört, Stine Höffmann (Zweite von links), die unter anderem am Dressur-Reiter-Wettbewerb teilnahm, und Kai Voss, der regelmäßig mit der AMY-Gruppe des Andreaswerkes zum Hof kommt. Foto: Heinzel
Stine Höffmann sitzt heute auf Dante, der 2022 über eine Crowdfunding-Aktion nach Goldenstedt kam. Die 18-Jährige reitet beim Trippel-Trappel-Hof. Keine Selbstverständlichkeit, denn sie hat ein Herzproblem. Die Folge: eine deutlich eingeschränkte Ausdauer und Leistungsfähigkeit. „Es ist der erste Stall mit Menschen, die wirklich auf meine Situation Rücksicht nehmen“, sagt die Vechtaerin. Am Glücksspringen und dem Dressur-Reiter-Wettbewerb nahm sie während des Reitertages teil. „Es war anstrengend und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht“, sagt Stine Höffmann.
90 Teilnehmer mit und ohne Behinderung nahmen 2024 an dem jährlichen Reitertag am Brombeerhagen teil. Seit 2016 gibt es das inklusive Event für alle Reiter und Reiterinnen des Trippel-Trappel-Hofes. „Es ist ein schönes Zusammenkommen. Man kann zeigen, was man gelernt hat, und sieht bei den anderen, welche Fortschritte diese gemacht haben“, sagt Leonie Kohl. Die 16-Jährige gehörte in diesem Jahr zum Organisationsteam. Der Wettbewerb ist an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst und bietet die Unterstützung, die diese individuell benötigen.
Stine Höffmann während des Reitertages auf dem Trippel-Trappel-Hof in Goldenstedt. Foto: Heinzel
„Wir behandeln alle gleich“, sagt Daniel Wübbelmann vom Trippel-Trappel-Hof. Und Mandy Hibbeler, Gründerin und Inhaberin des Hofes, sagt: „Wir schaffen hier einen Raum, um sich zu entwickeln. Wie dies aussieht und was entwickelt wird, ist ganz individuell.“ Es gehe darum, jedem den Kontakt zum Pferd zu ermöglichen. Kai Voss gehört zur AMY-Gruppe des Andreaswerkes und kommt einmal im Monat nach Goldenstedt. Diese Kooperation zwischen dem Hof und dem familienunterstützenden Dienst gibt es seit der Gründung des Hofes. Heute sitzt Kai Voss auf Lukas. Ohne Sattel und Steigbügel kann er sich auf dem Rücken des Pferdes so positionieren, dass es bequem ist. Über einen Therapiegurt kann er sich festhalten.
Kai Voss kommt einmal im Monat mit der AMY-Gruppe des Andreaswerkes nach Goldenstedt, um zu reiten. Foto: Heinzel
Auf dem Trippel-Trappel-Hof gibt es prinzipiell drei Arten, zu reiten: Reitsport, Reitpädagogik und Reittherapie. In allen Bereichen steht die Beziehung zueinander im Vordergrund. Es ist ein Dreieck: Bei der Reittherapie sind es die Bestandteile Therapeutin, Klient und Pferd. Alle sind gleichwertig. Das Pferd geht vollkommen wert- und erwartungsfrei an den Klienten heran, erläutert Mandy Hibbeler. Vieles machten Tier und Klient unter sich aus. „Wir stellen lediglich die Situation.“ Das unverbindliche Beziehungsangebot der Tiere bringt die Klienten dazu, sich wieder auf andere einzulassen – ob Kind oder Erwachsener. Dafür wurden die Tiere speziell geschult. Beim therapeutischen Reiten – im Fachjargon „Pferdgestützte Intervention“ genannt – kümmert sich Mandy Hibbeler beispielsweise um Kinder und Jugendliche mit Autismus, mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten oder sozialen und emotionalen Problemen wie Aggressionen und einer mangelnden Impulskontrolle.
Familie, Freunde und Bekannte besuchten den Trippel-Trappel-Hof, um die Kinder während des Reitertages zu erleben. Foto: Heinzel
Pferde sind wunderbar geeignet, um Klienten ein wertfreies und direktes Feedback zu geben, so Mandy Hibbeler. So signalisiert das Tier einem Kind mit ADHS durch sein Verhalten, ob es gerade zu aggressiv wird. Entscheidend ist, dass durch die Wertfreiheit das Pferd noch immer als Freund angesehen wird. Hat das Tier das Eis gebrochen, folgt eine Therapie nach klassischem Schema.
Derzeit betreut sie 160 Reiterinnen und Reiter sowie 16 Pferde auf dem Trippel-Trappel-Hof. Personaltechnisch ist der Hof mit vier Reitlehrerinnen und drei Therapeuten gut aufgestellt. Und auch an Nachwuchs mangelt es nicht. Zurzeit sind drei Nachwuchsreitlehrerinnen am Hof tätig, so die Hofgründerin. Zur letzten Gruppe wird perspektivisch Leonie Kohl stoßen. Sie schätzt das Reiten auf dem Hof und liebt es, das Wissen an ihre Schülerinnen weiterzugeben. Sie und Stine Höffmann sagen unisono: „Wir wollen hier nicht mehr weg.“
Leonie Kohl reitet seit der Gründung des Hofes in Goldenstedt. In diesem Jahr gehörte sie zum Organisationsteam des Reitertages. Foto: Heinzel
Mandy Hibbeler sagt klar: „Wir wollen schöne Erinnerungen schaffen.“ Auf dem Trippel-Trappel-Hof gehe es um Spaß und Freude im Umgang mit dem Tier. Das sei auch einer der Gründe, warum die Reiterinnen dort über die eigentliche Reitstunde hinaus viel Zeit verbrächten. Das spüre der Mensch, das spüre das Tier – und es tue beiden gut. Kai Voss kommt beispielsweise freiwillig aus Lohne nach Goldenstedt, um bei der Pflege der Tiere zu helfen. Er fühlt sich wohl auf dem Goldenstedter Hof.
Die Nachfrage sei riesig, berichtet Mandy Hibbeler. In allen Bereichen existieren lange Wartelisten. Hinzu kommt eine große Hürde. Die Krankenkassen erkennen Reittherapie nicht als Heilmethode an und übernehmen dementsprechend keine Kosten. Privatleute finanzieren eine Therapie immer als Selbstzahler, schildert Mandy Hibbeler die Situation. Der Hof ist eine gemeinnützige Unternehmensgesellschaft. Im nächsten Jahr feiert der Trippel-Trappel-Hof sein 10-jähriges Bestehen und soll mit einem Tag der offenen Tür begangen werden. Der Name basiert übrigens auf den Immenhof-Filmen aus den 1950er Jahren. Dort singen sie „Trippel Trappel Pony“.
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