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Das Stadtbild kommt ins Museum

Gästebuch: Die Brandruine an der B213 wird abgerissen. Was aus ihr wird? Sie kommt ins Museumsdorf. Das schaltet sich nämlich mit einem Vorschlag fürs OM in die hitzige geführte Stadtbild-Debatte ein.

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Die nie zu Ende gebaute Raststätte an der Transitroute nach Holland macht den Anfang: Sie wird derzeit abgerissen und soll im Museumsdorf wieder aufgebaut werden. Damit wird die Investitionsruine aus dem frühen 21. Jahrhundert noch vor der Dorfdisko das modernste Gebäude auf dem Gelände darstellen. „Es ist Sinnbild für das Stadtbild dieser Zeit und damit museumsreif“, sagt eine Mitarbeiterin des
Freilichtmuseums. Besucherinnen und Besucher könnten darin Grusel und Geruch eines über viele Jahre leerstehenden Rohbaus empfinden und für TikTok-Videos und Insta-Fotos im Chabby-Schick interaktiv nutzen, heißt es.

Die Ideen des Museumsdorfs gehen aber noch weiter. So ist geplant, den sogenannten Bankenriegel am Europaplatz in Vechta nach dessen Abriss auf dem Ausstellungsgelände zu rekonstruieren – einschließlich Geldautomaten. Der postmoderne Gebäudekomplex verkörpere sinnbildlich den Wohlstand der Menschen im späten 20. Jahrhundert. Eigentlich, so heißt es, sollte der Bankenriegel schon vor 15 Jahren ins Museum kommen. Die Leitung gibt sich aber nach wie vor optimistisch, dass es in den kommenden Jahrzehnten klappt.

„Eigentlich sollte der Bankenriegel schon vor 15 Jahren ins Museum kommen. Die Leitung gibt sich optimistisch, dass es in den kommenden Jahrzehnten klappt.“

Die Museumspädagoginnen denken dabei auch an die kleinen Besucher. Die Kinder können den spektakulären Bankraub vom 28. November 2017 nachspielen, vermummt in ein Kellerfenster einsteigen und Schmuck, Goldbarren und Spielgeld im oberen sechsstelligen Bereich in ihre Pokémon-Rucksäcke stopfen und mit nach Hause schleppen.

Um den Menschen zu zeigen, wie im späten 20. Jahrhundert Handel getrieben wurde, soll eine kleine Ladenzeile rekonstruiert werden, mit Uhrmachern, inhabergeführten Schuh- und Modegeschäften, einem Vedes-Spielzeugland und einem Porzellanladen. Wer mag, kann sich im Museumsdorf einen 40 Jahre alten VW-Golf-Diesel gegen Aufpreis ausleihen und die Schaufenster bequem vom Steuer aus betrachten, genauso wie die Menschen damals.

Fragt sich nur, wer das Ganze finanzieren soll. Das Museumsdorf hat bereits eine Quelle ausgemacht: den 100 Milliarden Euro schweren Infrastrukturfonds des Bundes. Da sogar der Bundeskanzler das Stadtbild für verbesserungswürdig hält, steht dem Vorhaben nichts mehr im Weg. Das Motto: „Ach, wie schön war unser Stadtbild – eine Retrospektive.“


Zur Person:

  • Stefan Freiwald ist ehemaliger Redakteur der OM-Medien.
  • Der Journalist und Nachhaltigkeitsexperte hat zwei Kinder. Er wohnt in Oythe.

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