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Betreutes Überwintern

Kolumne: Wer derzeit einen untergewichtigen Igel findet, sollte ein paar Dinge wissen.

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Die Kamera auf meiner Terrasse ist dafür gedacht, einen Hinweis zu geben, wenn eine meiner beiden Katzen Einlass begehrt. Natürlich erfasst sie auch so manche Meise, die ein Insekten-Leckerli an dem hölzernen Gestell entdeckt hat, oder – wie vor gut einer Woche – einen Igel, der zu später Stunde über die Terrasse wandert. In diesem Fall irritierte mich die Größe des stacheligen Gesellen und ich schaute nach.

Das Igelkind hatte gerade einmal die Größe eines Tennisballs. Zwar kenne ich mich nicht aus mit Wildtieren dieser Art. Klar war aber: Für diese Jahreszeit ist der Igel zu klein. Also schnell zu Handschuhen und Karton gegriffen und den Winzling behutsam eingesammelt. Die Waage zeigte gerade einmal 158 (!) Gramm an. Keine Chance für ein Überleben im Winterschlaf, wie mir Wildtierratgeber im Internet verrieten. Anfang bis Mitte Oktober sollten sie mindestens das Doppelte wiegen.

Glücklicherweise konnte ich noch mit einer Igelhilfe-Station Kontakt aufnehmen. Die Ehrenamtlichen schickten mir per WhatsApp eine ganze Reihe Tipps und Anweisungen für das Aufpäppeln – und den Hinweis, dass es einen Aufnahmestopp gibt.

Nun hätte ich mich gerne gekümmert, was sich jedoch schwierig gestaltet, da ich nicht den ganzen Tag daheim bin und somit beispielsweise die Wärmflasche, die ich auf Expertenrat hin aus einer PET-Flasche „gebastelt“ hatte, nicht mit warmem Wasser nachfüllen kann. Aber es klappte glücklicherweise noch mit der Vermittlung zu einer Außenstelle, die bei mir quasi um die Ecke liegt. Dort werden das Igelmädchen – es heißt jetzt „Schlumpfinchen“ – und sieben ihrer Artgenossen derzeit aufgepäppelt. Schon nach wenigen Tagen brachte sie 344 Gramm auf die Waage. Bald kommt sie zum Überwintern zu mir zurück. Wer nun aber glaubt, dass es damit getan ist, sie draußen unter die Benjeshecke zu setzen – der irrt genauso wie ich zuvor.

„Jeden Tag muss sie mit Wasser und Futter versorgt werden, falls sie zwischendurch aus dem Winterschlaf aufwacht und Lust auf einen Snack verspürt.“

Denn neben einem Igelhäuschen braucht die Igelin ein vor Regen geschütztes und ausbruchsicheres Gehege, damit sie sich nicht das ganze angefutterte Gewicht auf der Suche nach Futter und einem Winterquartier wieder abläuft. Jeden Tag muss sie mit Wasser und Futter versorgt werden, falls sie zwischendurch aus dem Winterschlaf aufwacht und Lust auf einen Snack verspürt.

Da die Gewichtszunahme flott geht, heißt es jetzt, das Domizil zügig entsprechend einzurichten. Inzwischen konnte ich zwei Aufbauten von großen Kleintierbehausungen organisieren, zwei verlassene Igelhäuser standen noch im Garten. Warum zwei? Weil auch ein Igelmännchen sein neues Zuhause bei mir finden wird.

Die Käfige werden noch mit niedrigen Holzrahmen, Umrandungen aus Steinen und Dächern versehen. Im Frühjahr werden sie „aufgebockt“. Hoffentlich erkunden „Schlumpfinchen“ und ihr künftiger Gefährte dann den Garten – und gehen vielleicht sogar auf Schneckenjagd.

Zur Person

  • Sonja Gruhn ist Redakteurin der OM-Medien.
  • Der Kontakt zur Autorin ist möglich unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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