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Wie eine Genossenschaft den „Kühlschrank der Nation“ am Laufen hält

Vom Baumarkt bis zur Tankstelle bietet die GS Produkte und Dienstleistungen an. Ihr Kerngeschäft bleibt aber die Landwirtschaft.

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Führungsduo: Cord Schiplage und Jana Scholz lenken als geschäftsführende Vorstandsmitglieder die Geschicke der Genossenschaft. Foto: GS. Die Genossenschaft

Führungsduo: Cord Schiplage und Jana Scholz lenken als geschäftsführende Vorstandsmitglieder die Geschicke der Genossenschaft. Foto: GS. Die Genossenschaft

Vom Feld in den Futtertrog ist es manchmal nur ein kurzer Weg. In der Zentrale der GS agri in Schneiderkrug lässt er sich live mitverfolgen. Die Lkw, die dort täglich eintrudeln, haben vor allem Gerste und Weizen aus der Region geladen. In Schneiderkrug wird das Getreide für die Schweinefutterproduktion benötigt. Im Werk wird es gemahlen, verarbeitet und anschließend zu den Betrieben gebracht. Die in Gelb und Grün lackierten Silowagen sind aus dem hiesigen Straßenbild nicht wegzudenken.

Es ist ein Kreislauf, der das Oldenburger Münsterland seit Jahrzehnten in Gang hält und Unternehmen wie GS groß gemacht hat. Fast 550.000 Tonnen Mischfutter verkauften die Genossen im Geschäftsjahr 2024/25, rund 90 Prozent davon orderten konventionell arbeitende Landwirte. Aber auch der Biosektor habe sich inzwischen aus seinem früheren Nischendasein befreit und lege jährlich zwischen 7 und 10 Prozent zu, sagt der geschäftsführende Vorstand Cord Schiplage. Beim konventionellen Futter gebe es dagegen kein Wachstum mehr. Der Markt befinde sich stattdessen auf Konsolidierungskurs.

Die Zeiten sind unsicherer geworden. Zunehmend volatile Märkte und steigende Energiepreise erhöhen die Risiken für Unternehmen. Um die Gefahren abzufedern, gründete die GS vor 2 Jahren zusammen mit der AWE-Agrarhandel und der Firma Fleming und Wendeln die „Futter-Allianz Nordwest“. Aus Schiplages Sicht ist die Zusammenarbeit bereits ein Erfolg. Der Verdrängungswettbewerb werde zwar unweigerlich kommen. „Wir sind aber stark aufgestellt und werden am Ende Anteile gewinnen“, ist der Manager überzeugt.

Auch beim Schweinefleisch Mengen bündeln

Welche Folgen die Abhängigkeit von ausländischen Rohstofflieferanten haben kann, offenbarte spätestens der Ukraine-Krieg. „Die Versorgungssicherheit beginnt beim Landwirt“, betont Schiplage deshalb. Auch in der Bevölkerung sei inzwischen die Erkenntnis gereift, dass Deutschland eine starke Agrar- und Ernährungsbranche brauche. Den Nordwesten sieht Schiplage dabei in einer herausgehobenen Position. „Wir sind der Kühlschrank der Nation.“

Doch um es zu bleiben, dürfe die Urproduktion nicht immer weiter schrumpfen. Noch profitiere die Region von ihrer Stärke in den vor- und nachgelagerten Bereichen. „Wenn wir aber immer mehr Tiere verlieren, hat das einen erheblichen Einfluss auf die Wirtschaftsleistung.“ Das Ende des Vion-Schlachthofes Anfang 2024 sei ein Warnschuss gewesen. Nun gelte es, auch im Schweinefleischsektor Interessen und Mengen zu bündeln. Das Motto „Jeder für sich“, hat aus Schiplages Sicht ausgedient.

Das Oldenburger Münsterland wird medial meist mit Massentierhaltung und Überdüngung in Verbindung gebracht. Eigentlich aber, so Schiplage, müssten die hiesigen Betriebe ihre Produktion sogar ausweiten. Zur Begründung verweist er ausgerechnet auf den Klimawandel, dessen Folgen er jeden Tag sieht. „Wir werden anders ackern müssen, aber gemessen an der Menge an Kohlendioxid, die bei uns pro Produktionseinheit entsteht, machen wir hier einen Bombenjob.“ Zudem seien die hiesigen Erzeugnisse gefragt – und zwar weltweit. Auf den Export von Fleisch und Fleischprodukten könne die Region dauerhaft nicht verzichten, findet Schiplage. Sein Blick richtet sich gen Asien. Dort gebe es neben dem politisch wenig verlässlichen China genügend demokratisch aufgestellte Länder mit ausreichend großen Märkten.

„Am schlimmsten wäre es, wenn das Geld aus der Landwirtschaft herausflösse.“

Cord Schiplage, geschäftsführender Vorstand GS

Von den Krisen dieser Welt ist in Schneiderkrug aktuell kaum etwas zu spüren. In den vergangenen beiden Jahren hätten die Landwirte eigentlich in allen Bereichen auskömmliche Preise gehabt, sagt Schiplage. Weil das nicht so bleiben muss, fordert er die Politik auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Betriebe weiterentwickeln können. „Am schlimmsten wäre es, wenn die Bauern dazu keine Chance bekommen und das Geld aus der Landwirtschaft herausflösse.“ Dies, glaubt Schiplage, führe am Ende zu Abstrichen bei der Ernährungssicherheit.

Auch wenn Landwirte durchaus über mehrere Standbeine verfügen sollten, müssten sie das, was sie machen, hochprofessionell tun. „Höfe mit 500 Mastschweinen, 5000 Hähnchen und 30 Kühen werden es deshalb schwer haben, weil kein Zweig wirklich effizient aufgestellt ist und der Landwirt außerdem in die Arbeitsfalle gerät.“

Den Rahmen steckt für gewöhnlich die Politik ab. Schiplage sieht bei ihr seit einiger Zeit Bewegung. Wirklich geliefert habe die neue Bundesregierung bislang aber noch nicht, sagt er. Immerhin: Die Aufhebung der Stoffstrombilanzverordnung sei ein erster positiver Schritt, der ihm Hoffnung mache. Inzwischen würden immer mehr Landwirte wieder in ihre Betriebe investieren. Schiplage weiß das, seine GS ist einer der größten Baustoffhändler in der Region. Zwar werde zurzeit vor allem saniert und repariert. Er ist aber sicher: Sobald die richtigen politischen Entscheidungen vorliegen, dürfte auf den Höfen noch viel mehr passieren. Die Genossenschaft werde sie dabei als Partner unterstützen. „Das machen wir seit 130 Jahren. Es ist unsere DNA.“

  • Info: Die GS. Die Genossenschaft wird zusammen mit weiteren regionalen Playern am 1. OM-Forum Landwirtschaft von OM-Medien teilnehmen. Es findet am Dienstag, 30. September, im OM-Medienhaus im Ecopark in Emstek statt. Beginn ist um 17.30 Uhr. Eintrittskarten können unter http://om-online.de/agrarforum gekauft werden.

Die Veranstaltung OM-Forum Landwirtschaft wird Ihnen präsentiert mit freundlicher Unterstützung von …

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