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Warum für die Bela-Pharm Qualität der wichtigste Faktor ist

Das Unternehmen mit Sitz in Vechta ist deutscher Marktführer in der Herstellung veterinärmedizinischer Präparate. Firmenchef Dr. Stephan Bergmann erklärt, wie er die Zukunft der Tierhaltung sieht.

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Kontrolle: Dr. Stephan Bergmann, Chef der Bela-Pharm, an einer Anlage, die Moleküle von Wirkstoffen auf Reinheit überprüft. Foto: Tzimurtas

Kontrolle: Dr. Stephan Bergmann, Chef der Bela-Pharm, an einer Anlage, die Moleküle von Wirkstoffen auf Reinheit überprüft. Foto: Tzimurtas

Das Surren laufender Kleinmotoren erfüllt den Raum. Das Geräusch dringt aus kastenförmigen Geräten, die etwa ein Meter hoch sind. Sie haben Drucktasten, digitale Anzeigen und ein Fenster. Auf den Apparaten stehen Flaschen, an deren Verschlusskappen schmale Schläuche angebracht sind, die mit den Maschinen verbunden sind, die in der Fachsprache HPLC-Anlagen heißen.

HPLC ist das englische Kürzel für Hochleistungsflüssigkeitchromatographie. Dabei werden Moleküle – die kleinsten Bestandteile eines Stoffes – untersucht. Auf Ergebnisdiagrammen zeigen die Ausschläge unter anderem an, ob die Moleküle der Flüssigkeiten sauber sind oder nicht. Es ist eine frühe Stufe in der Herstellung von Tierarzneimitteln.

Dr. Stephan Bergmann in einem der Labore der Bela-Pharm. Foto: TzimurtasDr. Stephan Bergmann in einem der Labore der Bela-Pharm. Foto: Tzimurtas

Die Reinheit der Moleküle und die exakte Konzentration, beides ist „die Voraussetzung, um Wirkstoffe und Rohstoffe zur Weiterverarbeitung im Unternehmen freizugeben“, sagt Dr. Stephan Bergmann. Der 54-Jährige ist der geschäftsführende Inhaber der Bela-Pharm & Co. KG mit Sitz in Vechta – dem auf Arzneimittel für Nutztiere spezialisierten Marktführer in Deutschland in der veterinär-medizinischen Industrie.

Ein „hochkomplexer Prozess“ sei die Herstellung von Medikamenten für Tiere – insbesondere, was die Qualitätskontrolle betrifft, betont Bergmann. Letztere sei sehr aufwändig und umfasse verschiedene Phasen, von der Entgegennahme der Lieferung der Roh- und Wirkstoffe über die Herstellung bis zur Freigabe und Auslieferung – aber auch darüber hinaus.

Denn: Proben aus Chargen, die das Unternehmen verlassen haben, würden über ihre gesamte Zulassungsdauer in 3- bis 6-monatigen Abständen überprüft. Die Muster werden in „Tresoren“ aufbewahrt, sagt Bergmann und zeigt während des Rundgangs mit den OM-Medien in dem Unternehmen auf die obere Etage einer riesigen Halle. Dort sind massive Stahlschränke aufgereiht.

Die Voraussetzungen für die Zulassung von Arzneimitteln, die Nutztieren verabreicht werden, seien noch strenger als für Präparate im Bereich der Humanmedizin, erläutert Bergmann. Die Sicherung und Kontrolle der Qualität der Produkte sei deshalb „ein sehr personalintensiver Teil“ des Unternehmens.

Im Nasslabor“: Dr. Stephan Bergmann arbeitet selbst nicht in diesem Bereich – aber er ist vom Fach. Bergmann ist promovierter Molekularbiologe. Foto: TzimurtasIm „Nasslabor“: Dr. Stephan Bergmann arbeitet selbst nicht in diesem Bereich – aber er ist vom Fach. Bergmann ist promovierter Molekularbiologe. Foto: Tzimurtas

Dabei geht es um zwei Aspekte: Zum einen müssen die hochgesteckten Voraussetzungen erfüllt werden, „um marktfähige und zulassungskonforme Arzneimittel herstellen und vertreiben zu können“, wie Bergmann betont. Zum anderen will das Unternehmen seine Stellung auf dem Markt festigen und ausbauen – auch international.

„Qualität ist ein zentraler Aspekt, der unsere Arzneimittel definiert“, sagt Bergmann. „Wenn wir hier über Jahrzehnte tätig sind, dann weiß man, dass wir in der Lage sind, Arzneimittel auf höchstem Niveau herzustellen“, fügt er an. Das klingt aus seinem Munde wie eine sachliche Feststellung, nicht wie Werbung in eigener Sache.

Bergmann wählt seine Worte mit Bedacht. Er wirkt als Unternehmenschef, der sich viel um Geschäftszahlen kümmern muss, zugleich wie jemand mit der Denkweise eines Wissenschaftlers. Bergmann ist Molekularbiologe mit Doktortitel, hat auch einige Jahre am „Memorial Sloan-Kettering Center“ in New York gearbeitet, in der Krebs-Grundlagenforschung.

Anlieferung, Auslieferung, Lagerung:  Dr. Stephan Bergmann in einer Halle auf dem Gelände der Bela-Pharm in Vechta. Foto: TzimurtasAnlieferung, Auslieferung, Lagerung: Dr. Stephan Bergmann in einer Halle auf dem Gelände der Bela-Pharm in Vechta. Foto: Tzimurtas

Trotz dieses Karrierewegs sei ihm aber „immer klar“ gewesen, dass er „die Verantwortung für das Unternehmen übernehmen werde“. Im Alter von 35 Jahren war es soweit. Seither steht er an der Spitze der Bela-Pharm, seine Schwester Ann-Kathrin Bergmann-Grandinetti leitet die Abteilung Einkauf.

„Wir sind ein Familienunternehmen“, betont Bergmann. Das sei „definitiv“ ein Faktor für den Erfolg. Es gebe sehr flache Hierarchien. Die Mitarbeiter – unter ihnen viele, deren Vater oder Mutter bereits bei der Bela-Pharm angestellt waren – trügen viel eigene Verantwortung. „Es müssen aber auch Ergebnisse kommen“, sagt Bergmann. Er ist überzeugt: Wer seine Arbeit als erfüllend empfinde, identifiziere sich damit. „So bin ich aufgewachsen, anders kann ich es mir nicht vorstellen.“ Das Team sei „super“. Bergmann sieht in dieser Firmenkultur ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche.

„Bela“ – das steht für den Familiennamen „Bergmann“ und für den Ortsnamen „Langförden“, wo das Unternehmen 1967 gegründet wurde, von Diplom-Betriebswirt Klaus Bergmann, dem Vater von Stephan Bergmann. Die Verlagerung des Unternehmenssitzes nach Vechta erfolgte 1980. Heute umfasst die Gesamtfläche 25.000 Quadratmeter, davon 9000 für die Produktion. Eine Erweiterung steht an. Zum Unternehmen gehören laut Bergmann 195 Mitarbeiter, der Jahresumsatz liegt bei ungefähr 40 Millionen Euro.

Vorstufe zur Medikamentenherstellung auf dem Gelände der Bela-Pharm. Foto: Tzimurtas Vorstufe zur Medikamentenherstellung auf dem Gelände der Bela-Pharm. Foto: Tzimurtas

Die Bela-Pharm sei im Bereich der Arzneimittelproduktion für Schweine, Geflügel und Rinder wohl das „stärkste Unternehmen in Deutschland“, sagt Bergmann. Auch für Pferde, Schafe und Ziegen stellt es Präparate her. Im Oldenburger Münsterland hat die Bela-Pharm inzwischen keine Mitbewerber.

Zu den Geschäftsbereichen gehört neben der Produktion und dem Vertrieb eigener Medikamente auch die Fertigung von Präparaten im Auftrag großer internationaler Arzneimittelunternehmen. Aber auch die Bela-Pharm ist rund um den Globus mit ihren Produkten präsent. In Nordafrika, Asien, auf Kuba – und vor allem in Europa.

Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens hängt eng mit der Entwicklung des Oldenburger Münsterlandes zur führenden Region in der intensiven Nutztierhaltung zusammen. Wie aber schätzt Bergmann die Perspektiven der Agrar- und Ernährungswirtschaft vor Ort ein? Der Sektor steht enorm unter Druck: schärfere Klima- und Umweltschutzgesetze, eine zunehmende ausländische Konkurrenz, der Wunsch der Verbraucher nach mehr Tierwohl in den Ställen und ihre mangelnde Bereitschaft, den entsprechenden Preis zu zahlen – das sind nur einige der Herausforderungen.

„Wir haben im Agrar- und Ernährungssektor mittlerweile ein weltweit so hohes Level erreicht, das beispielhaft für die meisten Länder der Welt ist.“

Dr. Stephan Bergmann

Bergmann sagt: „Ich bin absolut davon überzeugt, dass die Agrar- und Ernährungsbranche in unserer Region eine sehr gute Zukunft hat.“ Denn die unterschiedlichsten Unternehmen, die zur Wertschöpfung beitragen – dazu zähle auch die Arzneimittelproduktion der Bela-Pharm – , hätten sich im Laufe der Zeit mit ihren Erfahrungen immer „den geänderten Umständen und Bedingungen anpassen können.“ Er sagt auch: „Wir haben im Agrar- und Ernährungssektor mittlerweile ein weltweit so hohes Level erreicht, das beispielhaft für die meisten Länder der Welt ist.“

Entscheidend seien faire Wettbewerbsbedingungen – und eben die Qualität auf allen Ebenen. „Die Qualität macht es, nicht die Masse“, sagt Bergmann. Dazu gehöre in der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern auch die Tiergesundheit, der Bereich der Bela-Pharm. Die Produkte des Unternehmens, unterstreicht Bergmann, würden in enger Abstimmung mit Tierärzten der Region entwickelt. „Das sind die Fachleute, die unsere im Herstellungsprozess strengstens überwachten Arzneimittel nach einer entsprechenden Indikation anwenden“, sagt er. Ausschließlich Veterinäre seien die Abnehmer.

Qualität ist also der wichtigste Faktor. Dazu gehören auch Innovationen. Bergmann nennt dieses Beispiel der Bela-Pharm aus der Galenik, der optimalen Zusammensetzung von Wirk- und Hilfsstoffen in eine stabile Arzneiform. Bei Pulverpräparaten sei die Bela-Pharm „absoluter Vorreiter“ bei der Reduktion von Staubentwicklung. Das vereinfache nicht nur die Dosierung und Handhabung, sondern trage auch dazu bei, dass es kaum Kontamination gebe. Das sei auch deshalb von hoher Bedeutung: Es werde vermieden, dass der Staub verschleppt wird – und sich resistente Keime und Bakterienstämme bilden.

Vor dem Eingang zum Unternehmen: Seit 1980 ist die Bela-Pharm in Vechta ansässig. Unternehmenschef Dr. Stephan Bergmann betont: Wir sind ein Familienunternehmen“. Foto: TzimurtasVor dem Eingang zum Unternehmen: Seit 1980 ist die Bela-Pharm in Vechta ansässig. Unternehmenschef Dr. Stephan Bergmann betont: „Wir sind ein Familienunternehmen“. Foto: Tzimurtas

Und: Ein Präparat der Bela-Pharm gegen Eisenmangel, der bei Ferkeln häufig vorkommt, habe „weltweit die höchste Qualität“. Bei dem Verfahren werde auf die chemische Substanz Phenol als Konservierungsmittel verzichtet. Denn Phenol erzeuge Entzündungen an der Stelle der Injektion. Auch ein neues Antibiotikum sei entwickelt worden mit einer höheren Konzentration des Wirkstoffs. „Da muss man weniger einsetzen an Volumen“, erklärt Bergmann.

Sein Credo: „Im globalen Wettbewerb haben wir nur eine Chance, wenn wir uns auf Top-Qualität fokussieren“. Und das meint er mit Blick auf den gesamten Agrar- und Ernährungssektor des Oldenburger Münsterlandes.


Info: Die Bela-Pharm wird mit weiteren regionalen Playern am 1. OM-Forum Landwirtschaft von OM-Medien teilnehmen. Es findet am 30. September (Dienstag) im OM-Medienhaus im Ecopark in Emstek statt. Beginn ist um 17.30 Uhr. Eintrittskarten können unter http://om-online.de/agrarforum gekauft werden.


Die Veranstaltung OM-Forum Landwirtschaft wird Ihnen präsentiert mit freundlicher Unterstützung von …

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