In den 1970er Jahren erleben die Kaufhausketten in Deutschland ihre große Blütezeit. Vorneweg strahlen Karstadt und Kaufhof in hellem Glanz, damals noch in Konkurrenz zueinander. Dann beginnt der Niedergang.
Mitschuld an dieser Entwicklung trägt sicherlich die wachsende Konkurrenz, erst auf der grünen Wiese, jetzt im Internet. Die entscheidenderen Bausteine des Verfalls von Deutschlands letztem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und seiner Vorgängergesellschaften sind jedoch Gier und Inkompetenz in den höheren Etagen.
Ob der wegen Untreue verurteilte Thomas Middelhoff, ob Nicolas Berggruen, der Staat und Beschäftigte für seine Sanierungsideen bezahlen ließ, oder der derzeitige Eigentümer René Benko, der für Verluste gerne die Allgemeinheit zur Kasse bittet: Zügel- und planlos wurde und wird hier herumgedoktert und getrickst, zu Lasten der Rentabilität, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Zukunft.
Oldenburg zeigt schon, dass es auch anders geht
Apropos Zukunft: Galeria will plötzlich fünf Warenhäuser weniger schließen als zunächst verkündet. Auch die Filiale in Oldenburg soll erhalten bleiben. Nicht weil Galeria ein Konzept hätte, sondern weil die Vermieter auf Geld verzichten. Mit derlei Gebaren wird das Aus zwar kurzfristig abgewendet, mehr aber auch nicht.
So bitter es ist: Besser für Innenstädte, Vermieter, Beschäftigte und Gesellschaft scheint es, wenn sich der vom Kopf stinkende Selbstbedienungsladen Galeria verabschiedet und dann gemeinschaftlich nach neuen Lösungen gesucht werden kann. Ein Bespiel dafür findet sich schon in Oldenburg. Aus der tristen Hertie-Baracke wurde eine Mischung aus Markthalle, neuen Arbeitsformen und Veranstaltungsforum namens Core. Mehrwert für viele statt Profit für wenige und Bauchschmerzen für alle anderen.