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OM-Zukunftsmacherin 2023: Hannelore De Schutter-Van Hees brennt für ihre Schokoladen

Vor mehr als 10 Jahren machte die heute 62-jährige Belgierin sich mit ihrem Laden in Visbek selbstständig. Heute ist es ein erfolgreicher Familienbetrieb.

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Hat ihren Traumjob gefunden: Hannelore De Schutter-Van Hees berät ihre Kundinnen und Kunden gerne in ihrem Schokoladen in Visbek. Foto: C. Meyer

Hat ihren Traumjob gefunden: Hannelore De Schutter-Van Hees berät ihre Kundinnen und Kunden gerne in ihrem Schokoladen in Visbek. Foto: C. Meyer

Schokolade ist ein Genussmittel. Die meisten Menschen essen gerne Schokolade – aber man isst sie nicht, um satt zu werden. Wer Geld sparen möchte, verzichtet beim Essen auf Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind – also unter anderem auf Süßigkeiten wie Schokolade. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs, der damit einhergehenden Energiekrise sowie der Inflation kaufen die Menschen bewusster ein. Das merkt auch Hannelore De Schutter-Van Hees vom Schokoladen in Visbek. „Die Leute sind verhaltener“, sagt sie. Der Laden habe „feste, treue Kunden“, doch trotz des Erfolgs des Geschäfts sei nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“.

Die 62-Jährige wurde mit 15 weiteren Frauen aus der Region in die engere Auswahl zur „OM-Zukunftsmacherin 2023“ aufgenommen. Ein kleiner Trost in schweren Zeiten. Denn De Schutter-Van Hess, die sich 2012 mit dem Schokoladen in Visbek selbstständig gemacht hatte, ärgert sich und fühlt sich „vom Staat vergessen“. Die Corona-Pandemie, der Krieg – die Folgen machten sich auch bei ihr bemerkbar. Kleine Betriebe wie ihrer wurden und werden „ziemlich im Stich gelassen“, findet sie und blickt besorgt in die Ortskerne der Region. Mehrere Geschäfte hätten mittlerweile geschlossen, weil sie die Kosten nicht mehr stemmen könnten.

Die richtigen Wegbegleiter sind wichtig

Als Hannelore De Schutter-Van Hees sich vor mehr als 10 Jahren selbstständig machte, gab sie eine unbefristete Stelle bei den Maltesern in Wildeshausen auf. Viele im Bekanntenkreis hielten sie für „bekloppt“, erzählt sie, manche täten das immer noch: „Wer gibt mit 50 Jahren einen unbefristeten Job auf?“ Heute, im Dauerkrisenmodus seit 2020, erwische sie sich schon mal bei dem Gedanken, ob es nicht leichter wäre, wäre sie bei den Maltesern geblieben, gibt sie zu. Aber: „Das stimmt nicht, das ist ein Trugschluss“, ist sie überzeugt. Sie hätte nie gedacht, dass sie mal mehr Spaß haben könnte, als sie ihn schon bei ihrem Job bei den Maltesern hatte.


Alle Informationen zur Zukunftsmacherin 2023 finden Sie auf unserer Themenseite.


Denn Hannelore De Schutter-Van Hees brennt für ihren Schokoladen. Ein reiner Büro-Job? Das ist nichts für sie. Das wissen auch ihre Töchter Cathleen, Charlotte und Claudia, die Teil des Teams des Schokoladens sind. „Mama, du musst in den Laden“, heißt es da. Der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden bereite ihr große Freude. „Viele Leute gehen einem Job nach, den sie gar nicht mögen“, sagt Hannelore De Schutter-Van Hees. Sie plädiert dafür, dass man zu jeder Zeit seines Lebens etwas anderes machen kann, wenn man das wirklich möchte. „Man muss etwas machen, wofür man brennt“, sagt sie. Und wenn man für etwas brenne, dann schaffe man das auch, ist sie überzeugt.

Foto: C. Meyer
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Doch ist das wirklich so einfach? Man brauche natürlich das richtige Umfeld, gibt die 62-Jährige zu. Der Zuspruch von außen und die richtigen Wegbegleiter seien wichtig. Deshalb habe sie ihre Töchter immer darin bestärkt, das zu tun, was sie wirklich möchten. Die erste Festangestellte des Ladens, Tochter Claudia, habe zunächst eine Ausbildung gemacht, die ihr nicht gefiel, erzählt die Mutter. Sie habe immer Konditorin werden wollen, doch während eines Praktikums habe ihr der Chef davon abgeraten. Mit der Begründung, dass aus Frauen in der Branche sowieso nichts werde. Claudia machte die Ausbildung trotzdem, entdeckte dabei ihre Liebe für Schokolade und verbrachte nach ihrer Meisterprüfung knapp ein Jahr in Belgien, um ihr handwerkliches Können in der Schokoladenherstellung zu verfeinern.

Bedingungen für Frauen nach wie vor unfair

Hannelore De Schutter-Van Hees selbst habe diesen Zuspruch in ihrer Jugend nicht erhalten, sagt sie. Ihr Vater habe ihr vieles vorgeschrieben. Wäre dieser Druck nicht gewesen, „wahrscheinlich wäre mein beruflicher Weg ein anderer gewesen“. Als sie in den 1980er Jahren mit ihrem Mann Ludo De Schutter nach Visbek zog – das Paar kommt ursprünglich aus Belgien – übernahm sie zunächst die Buchhaltung, als er sich in Pilzzuchtberatung selbstständig machte. Nach und nach ergänzten die vier Töchter die Familie. Die Arbeit im Büro ihres Mannes und die Kindererziehung – irgendwann sei sie für die Kinder zurückgetreten, sagt Hannelore De Schutter-Van Hees.

Sie finde es unfair, dass sich viele Frauen bis heute noch zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen, sagt Hannelore De Schutter-Van Hees. Da müsse man sich nicht wundern, dass immer mehr Frauen immer weniger bis gar keine Kinder mehr wollen. Ihr Vater sei damals schon der Meinung gewesen, sagt die Belgierin, dass Mütter ein Gehalt für ihre Tätigkeit erhalten sollten.

Töchter brennen ebenfalls für den Schokoladen

Als die Kinder groß waren, zog es Hannelore de Schutter-Van Hees zurück in die Erwerbstätigkeit – bis sie eben 2012 die Selbstständigkeit mit dem Schokoladen wagte – zunächst klein bei ihr daheim im Uhlenkamp. Schokoladenspezialitäten und Pralinen aus Belgien beherrschen das Sortiment. 2018 wurde der Laden um die Manufaktur erweitert und die selbst kreierten Leckereien von Tochter Claudia ins Sortiment aufgenommen. Dafür wurde im Elternhaus die ehemalige Küche umgebaut. Dort ist die Manufaktur bis heute – allerdings nicht mehr lange.

Seit 2021 befindet sich der Schokoladen an der Rechterfelder Straße im Visbeker Ortskern. In diesem Sommer soll die Manufaktur ebenfalls dort hinziehen. Seit etwa einem Jahr gibt es personalisierte Tortenaufleger aus Schokolade zu kaufen – „die es im Internet so gibt, sind meistens aus Esspapier“, sagt Hannelore De Schutter-Van Hees. Zuvor konnte man noch Torten im Schokoladen kaufen, doch das sei eingestellt worden. „Im Oldenburger Münsterland können sie alle hervorragend selbst Torten backen“, lobt De Schutter-Van Hees die örtlichen Backfertigkeiten. Zunächst habe es die Schoko-Aufleger für die sehr beliebten Macarons gegeben – bis die Töchter die Idee hatten, diese auch für Torten anzubieten. „Meine Mädels, die haben Ideen – das ist Wahnsinn“, sagt sie über die Kreativität ihrer Mitarbeiterinnen. Und da die Töchter ebenso für den Schokoladen brennen wie die Mutter ist die Zukunft des Schokoladens auf jeden Fall gesichert.


Hintergrund:

  • Die OM-Medien zeichnen 2023 zum zweiten Mal eine Entscheiderin aus dem Oldenburger Münsterland, die in besonderer Weise die gesellschaftliche Entwicklung vorantreibt, mit dem Award "OM-Zukunftsmacherin“ aus.
  • Die Auszeichnung findet am 29. Juni in Thüle statt.
  • Gesucht wird aus 100 Kandidatinnen eine Nachfolgerin für Sarah Dhem aus Lastrup, die 2022 den Preis entgegengenommen hat.
  • Alles zur Vorgeschichte, zur Jury und zu Vernetzungsmöglichkeiten finden Sie hier.

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