Die Basketball-Elefantenrunde der OM-Medien: Ein lockerer Talk mit einer Prise Krise
Der 2. Sport-Talk im OM-Medienhaus in Emstek entwickelte sich zu einem kurzweiligen Abend. Es ging um Emotionen, um Krisen und um Abwerbeversuche aus den USA. Hier gibt es den Nachbericht – mit Video.
Ein Mann klarer Worte: Rasta-Chef Stefan Niemeyer sprach beim Talk-Abend auch über den Hallen-Neubau. Foto: Mentrup
Mit der Beziehung zwischen einem Trainer und seinen Spielern verhält es sich wie mit jeder guten Ehe. Mal läuft es schlecht, mal läuft es noch schlechter. Und Schwärmereien sind etwas für Fantasten. Wohl dem, der die Wahrheit ausspricht – wie Mladen Drijencic. Der Trainer der EWE Baskets Oldenburg gewährte einen kleinen, aber vielsagenden Einblick in seine Gefühlswelt als Coach einer krisengeschüttelten Basketball-Mannschaft, die an einer chronischen Auswärtsschwäche erkrankt ist. „Der erste Gedanke ist: Soll ich die Mannschaft vor oder hinter dem Bus laufen lassen? Der zweite Gedanke ist, ob ich sie mit Wasser versorgen soll oder nicht“, sagte der 59-Jährige über seine Emotionen auf der Rückfahrt von der Pleite in Ulm. Und damit erntete er beim zweiten „OM-Medien Sport-Talk“ lautes Gelächter.
Es war bei weitem nicht der einzige Lacher und der einzige markige Spruch an einem Abend, an dem sich alles um den Spitzen-Basketball in der Region drehte. Zwei Stunden lang lauschten die 140 Besucher in der ausgebuchten Eventetage des OM-Medienhauses in Emstek den Worten der Führungspersönlichkeiten aus der heimischen Szene. Es war eine erlesene Runde, die alle Facetten bediente. Da waren die Männer klarer Worte – wie Drijencic oder Rasta Vechtas Klubchef Stefan Niemeyer. Da waren die akribischen Fachmänner wie Rasta-Coach Martin Schiller und Dragons-Trainer Markus Jackson. Und da waren die eloquenten Redner wie Baskets-Boss Hermann Schüller und Dragons-Geschäftsführer Marius Kröger. Moderiert wurde der Abend von Carsten Boning, dem Leiter der OM-Medien-Sportredaktion.
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So ergab sich eine abwechslungsreiche Gesprächsrunde, die Blicke hinter die Kulissen und klare Ansagen zu bieten hatte. Für Letzteres ist Stefan Niemeyer bekannt. Der Rasta-Chef sprach über Golfrunden, auf denen er dann doch nicht abschalten kann, über seine Emotionen nach einer Niederlage („Ich bin total frustriert“), aber auch über den Hallen-Neubau. Fürs erste Spiel in der neuen Arena visiert er den Oktober 2028 an. Die Kosten sollen zwischen 35 und 40 Millionen Euro betragen. Eine Kostenexplosion will Niemeyer vermeiden. Oder wie er es in seiner Sprache sagte: „Ich hoffe, es wird keine Elbphilharmonie oder irgend so ein Krams.“
Natürlich drehte sich alles immer wieder um die sportliche Situation und den Kampf um die Play-Ins. Rasta-Coach Martin Schiller betonte gleich mehrfach: „Ich bin radikaler Optimist.“ Es brauche aber wohl drei Siege aus den letzten vier Spielen für die angestrebte Saisonverlängerung. Über seinen im Sommer anstehenden Abgang und den Wechsel zum Team der University of Utah wollte er hingegen kaum sprechen. Er verriet nur so viel: „Für mich persönlich kam ein Angebot – völlig aus dem Nichts. Es ist ein überragendes Angebot, das nur einmal kommt.“ Und Niemeyer berichtete von einer guten Ablösesumme für Rasta. Er hatte in Vietnam von Schillers Wechselwunsch erfahren und berichtete von seiner Reaktion: „Welcher Martin? Der hat doch noch einen gültigen Vertrag.“
Die Halsbonbons lehnte er ab: Oldenburg-Coach Mladen Drijencic (rechts; neben Hermann Schüller) verwies auf seine robuste Stimme. Foto: Mentrup
Eine Negativserie und ein möglicher Hallen-Neubau – das waren auch die Themen, die das Duo von den EWE Baskets Oldenburg beschäftigten. Über mögliche Play-In-Chancen wollte Drijencic nicht spekulieren: „Die Ergebnisse haben mich demotiviert, auf die Tabelle zu gucken“, erklärte er. Man bekam den Eindruck: Er ist heilfroh, sich nach der Saison wieder seiner eigentlichen Aufgabe als Jugendcoach zu widmen.
Hermann Schüller berichtete indes, man sei als „Feinde des Fußballs“ abgestempelt worden, weil man den Bau eines Stadions neben der Arena infrage gestellt habe. Mit einer neuen Halle für die Basketballer, die daheim seit rund 50 Spielen vor komplett vollen Rängen auflaufen, wolle er selbst sich nicht mehr in führender Rolle befassen. Er zieht sich im Sommer von der vordersten Front zurück. Schüller hielt ein Plädoyer für Projekte, die sich Kindern widmen – und gegen den Ruhestand im eigentlichen Wortsinn.
Schüller wurde von Carsten Boning auch auf einen Ex-Baskets-Praktikanten angesprochen, der nur wenige Schritte von ihm entfernt saß: Marius Kröger. Der heutige Dragons-Geschäftsführer sei „ein sehr fleißiger Praktikant“ gewesen. Kröger nahm das Lob dankend an und stellte fest: „Das kann ja nur ein schöner Abend werden“. Der wurde es auch – und doch musste der Lutter auch über ernstere Themen sprechen. Wie etwa die sportliche Krise und die damit einhergehende Kritik aus dem Quakenbrücker Umfeld. „Ganz spurlos geht es sicherlich nicht an einem vorbei“, gab er zu. Aber er sei da eher „oldschool“ und bot die Diskussion von Angesicht zu Angesicht an. Für den Fall, dass es am letzten Spieltag durch einen Sieg im Derby bei Rasta Vechta II und parallele Schützenhilfe erneut mit dem Klassenerhalt klappt, hatte Kröger schon einen Spruch parat: „Ich glaube, der ist von Arnd Zeigler: Immer Glück ist Können.“
Es kamen auch einige übergeordnete Themen zur Sprache, bei denen große Einigkeit in der Runde herrschte. Eine brisante Entwicklung stört die Funktionäre ganz besonders: das Abwerben der größten Talente durch die US-Teams, die mit hohen Gehältern locken. Allen ist der Trend ein Dorn im Auge. Marius Kröger lieferte ein prominentes Beispiel: Die Ausbildung des heutigen NBA-Stars Isaiah Hartenstein (Oklahoma City Thunder) habe sich für die Quakenbrücker gar nicht ausgezahlt.
Am Ende des Abends ging es um die Konkurrenz zwischen Rasta und den Baskets. Die Talkgäste sahen darin einen Gewinn. Wobei Schüller zugab: „Ich frage in einigen Meetings aber auch: In welchen Bereichen machen sie etwas besser als wir?“
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