Antonius Bösterling will Gartendenkmale in Cloppenburg bewahren
Sehr persönliche Ansichten – immer dieselben 10 Fragen. Dieses Mal: Antonius Bösterling. Für den Garten- und Landschaftsarchitekten sind Wälder auch Therapiezentren.
Hat immer ein Auge für die Natur: Der Landschaftsarchitekt Antonius Bösterling (84). Foto: Niemeyer
Wie ging es Ihnen in letzter Zeit? Meine Frau ist seit 2 Jahren an Demenz erkrankt. Das belastet mich sehr und bindet mich jede Minute. Sie liegt im Bett und hat Visionen. Sie baut sich ihre ganz eigene Vorstellung auf und redet mit Leuten, die gar nicht da sind. Manchmal redet sie 2 bis 3 Stunden. Ich pflege sie rund um die Uhr und kann kaum aus dem Haus gehen. Mein Landschaftsarchitekturbüro musste ich aufgeben. Unser Haus werden wir verkaufen und in eine kleinere Wohnung im Lokschuppen ziehen.
Was konnten Sie zuletzt mit Ihrer Frau unternehmen? Vor 6 Monaten habe ich das letzte Mal mit meiner Frau im Alten Postamt in Ahlhorn gegessen, als ihr Gesundheitszustand das noch zuließ. Vorher hatten wir mehrere Restaurants abgeklappert, die entweder geschlossen oder keinen Platz mehr hatten. Es war das letzte Mal, dass wir raus waren.
Wenn Sie König von Deutschland wären: Was gehört als Erstes abgeschafft? Mich stören die denkmalpflegerischen Zuständigkeiten. Zum einen die staatliche Denkmalpflege bei der Stadt, dem Landkreis und dem Land und zum anderen die Zuständigkeiten bei der katholischen Kirche (Offizialat). Die Kirche zum Beispiel hat hier in Cloppenburg die Linden vor der St.-Andreas-Kirche und auf dem Friedhof am Prozessionsweg völlig falsch beschnitten. Dabei sind das wichtige Merkmale des Gartendenkmals. Die Friedhofsgärtner berücksichtigen die denkmalpflegerischen Belange nicht. Ich habe versucht, mich mit der Denkmalpflege der Stadt, des Kreises, des Landes und der Kirche in Verbindung zu setzen – ohne Erfolg.
Foto: Niemeyer
Welchen Traum werden Sie sich als Nächstes erfüllen (können)? Ich kann im April in Zusammenarbeit mit dem Museum „Natur und Mensch“ vier Fortbildungsnachmittage für das Waldbaden im Eversten Holz in Oldenburg leiten. Der Wald dort ist sehr schön, besteht aus Nadel- und Laubbäumen sowie Sichtgehölz. Er hat geschlängelte Wege, nicht die schnurgeraden, die man sonst in Wäldern vorfindet. Der Wald ist wie ein Therapiezentrum.
Was tun Sie am liebsten? Mein Wissen über die Natur, den Wald und den Garten gebe ich sehr gerne weiter. Ich biete Weiterbildungen, Planungen und Gestaltungsmaßnahmen an – auch ohne Honorar. Ich gebe auch Privatmenschen sehr gerne Tipps, wie sie ihren Garten anlegen oder pflegen können.
Welche Eigenschaften mögen Sie an sich selbst? Und welche nicht? Ich mag an mir, dass ich sehr gerne die Natur beobachte und sie genießen kann. Das klappt aber nur, wenn alles okay ist. Wenn ich sehe, dass Wälder, Bäume oder Gärten falsch angelegt oder gepflegt werden, rege ich mich schnell auf. Der Soestepark in Cloppenburg hinter Kaufland wurde falsch angelegt. Meine Frau sagt dann immer: „Guck nicht immer nach links“.
Welche TV-Sendung mögen Sie am liebsten? Das ARD-Mittagsmagazin gucke ich sehr gerne. Dort werden interessante Nachrichten gezeigt, auch aus der Gesellschaft. Ich bin überrascht, wie viele Unfälle jeden Tag passieren.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal treffen? Mit Michael Jäger und Jutta Klaus von der Grüne-UWG-Gruppe. Mit Michael Jäger hatte ich schon öfter schriftlich Kontakt. Ich würde sie sehr gerne unterstützten und mich regelmäßig mit ihnen zum Beispiel über Park- und Baumpflege hier in Cloppenburg unterhalten.
Was würden Sie gerne einmal wieder essen? Wachteln. Die habe ich vor Kurzem im Angebot gesehen. Jetzt gibt es sie zu Ostern.
Foto: Niemeyer
Welches Thema in der Münsterländischen Tageszeitung hat Sie am meisten beschäftigt? Zum einen der geplante Radweg in Ambühren. Die Stadt sollte diesen Radweg nicht bauen, auch weil dafür Bäume gefällt werden müssen. Zudem würde der Bau des Radwegs meiner Meinung nach zu mehr Autoverkehr auf der Strecke führen. Zum anderen hat mich die Rodung des vergessenen Waldes sehr beschäftigt. Ich finde es schade, dass dort keine andere Lösung gefunden werden konnte. Der Wald bietet doch so viel Potenzial. Man hätte zum Beispiel einen Pfad im Wald anlegen können für die Anwohner, die sich dort hätten erholen können. Zudem kühlt der Wald die Umgebung.
Zur Person:
Antonius Bösterling ist 84 Jahre alt, Diplom-Gärtner und Garten- und Landschaftsarchitekt.
Er arbeitete lange beim Landkreis Cloppenburg und war dort Leiter des Amtes für Kreisentwicklung. Zudem leitete er den Zweckverband Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre und war Geschäftsführer der deutschen Gartenbau-Gesellschaft.
Nach dem Orkan Quimburga 1972 half Bösterling, die Wälder wieder aufzuforsten.
Bei der Volkshochschule Cloppenburg bietet er einen Waldbaden-Kurs an.
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