„Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den schwächsten ihrer Glieder verfährt.“ Dieser Satz wird dem ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann zugeschrieben, der von 1969 bis 1974 im Amt war. Lange her? Mag sein, seine mahnenden Worte sind aber heute aktueller denn je.
Besonders schlecht geht diese Gesellschaft mit Alleinerziehenden und ihren Kindern um. Die Bertelsmann-Stiftung hat herausgefunden, dass fast die Hälfte aller Ein-Eltern-Familien einkommensarm ist, also über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Heißt: Obwohl Alleinerziehende – mehr als 82 Prozent von ihnen sind übrigens Frauen – in den allermeisten Fällen erwerbstätig sind, leben sie und ihre Kinder in Armut.
Warum ist das so? Weil diese Menschen in der Billiglohn- und Teilzeitfalle gefangen sind. Hungerlöhne von 1000 Euro brutto im Monat für einen Halbtagsjob sind zu wenig, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen und seinen Kindern eine Teilhabe am Alltag zu ermöglichen.
„Was fehlt, ist allein der Wille zum Wandel in Staat und Gesellschaft.“
Dabei ließe sich das Problem relativ zügig lösen: Mit höheren Löhnen, der lange angekündigten Kindergrundsicherung, der konsequenten Einziehung ausstehender Unterhaltszahlungen der Väter sowie dem Ausbau sozialer Infrastrukturen – etwa einer verlässlichen Ganztagsbetreuung oder flexibleren Arbeitszeitmodellen.
Was fehlt, ist allein der Wille zum Wandel in Staat und Gesellschaft. So lange Dienstwagen und Flugbenzin subventioniert werden, während viele Alleinerziehende kaum das Existenzminimum erreichen, wird es auch keine Kehrtwende geben. Was bleibt? Die Hoffnung stirbt zuletzt – mitunter in Armut.