Der Entscheid des EU-Parlaments, pro Ökolabel für Atomkraft und Erdgas zu votieren, ist in zweierlei Hinsicht faul. Erstens: Nachhaltig ist eine Investition in beide Formen der Übergangstechnologien nicht. Zweitens: Die EU macht es sich zu leicht mit dem Entscheid.
Wie Umweltschützer kritisieren, werden Treibhausgase ausgestoßen, wenn Energie mit Erdgas erzeugt wird. Damit nicht genug: Die Emissionen der CO₂-Äquivalenten (Abbau, Transport, Lagerung), beispielsweise aus Russland, sind in der Wirkung ähnlich schlimm wie bei einem Kohlekraftwerk, erläutert eine Studie der Energy Watch Group. Bei modernem Fracking-Gas aus den USA sind die Emissionen sogar um 40 Prozent höher gegenüber einem Kohlekraftwerk. Das freigesetzte Methan ist treibhausgaswirksamer als Kohlenstoffdioxid.
Abseits der Zahlen stehen weltpolitisch betrachtet Investitionen in den Bau von Gaskraftwerken im Kontrast dazu, unabhängiger von russischem Gas zu werden. Das Thema Gas sollte nicht nur ökologisch, sondern auch politisch keine Rolle mehr spielen.
Wachstum und/oder Nachhaltigkeit?
Die Argumente gegen Atomkraft sind bekannt: die Entsorgung des Abfalls und Reaktorunfälle. Fukushima ist schon mehr als 10 Jahre her. Deshalb ist die Verlockung groß, wieder zurück in eine rückständige Energieversorgungsform zu investieren.
Die EU macht es sich viel zu leicht, Atomkraft und Erdgas als "grün" einzustufen. Die Entscheidung ist heuchlerisch und verantwortungslos zugleich. Am Ende müssen die Unternehmen selbst entscheiden, was sie wollen.