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Von der Partei der Gescheiten zu einer gescheiterten Partei: Das Aus der FDP ist verdient – dennoch bitter

Thema: FDP verpasst den Wiedereinzug in den Bundestag – Die Liberalen sind ihrem eigenen Wahlslogan zum Opfer gefallen. Das Mitgefühl der Wählerschaft hält sich in Grenzen – zurecht.

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Die FDP war einst eine gescheite Partei: der Freiheit, Bürgerrechte und wehrhaften Demokratie. Unter Christian Lindner ist sie zu einer gescheiterten Partei verkommen.

Die Vertreter des Freiheitsgedankens haben von den Wählern die schonungslose Quittung für ihre Zerstörungswut innerhalb der Ampel bekommen: Die Liberalen waren unfähig, in einer Koalitionsdemokratie in derart harten Zeiten Kompromisse einzugehen und haben als kleinste Partei eines Dreierbündnisses aufgrund eigener Profilsucht den politischen Prozess blockiert – mit Kalkül.

Die Rechnung, mit ihrem sprachlich historisch höchst fragwürdigen „D-Day-Papier“ die Zusammenarbeit mit SPD und Grünen zu sprengen, um sich im Bund wie Phönix aus der Asche (diese Rolle fällt der Linken zu) für Schwarz-Gelb zu positionieren, ist nach hinten losgegangen. Die Ironie: Ihren eigenen Wahlslogan, „Alles lässt sich ändern!“, hat die Partei nun am härtesten getroffen. Bei Christian Lindners Gefolgsleuten rechnete wohl keiner damit, dass diese vom Wähler hervorgerufene Änderung für die Liberalen das Aus im Deutschen Bundestag bedeuten würde.

„Letztlich hat Lindners Strategie etwas zur politischen Stabilität im Land beigetragen. Bitter ist es dennoch.“

Das Mitgefühl scheint sich bei der Wählerschaft in Grenzen zu halten. Schließlich entschied sich Christian Lindner dazu, lieber nicht mehr zu regieren, als falsch zu regieren. Dass er mit dieser Ignoranz das Land in eine tiefe Krise stürzte, schien ihn offenbar nicht zu berühren. Dass die FDP so kurz nach dem Tod der liberalen Größe Gerhart Baum nur noch Teil der außerparlamentarischen Opposition ist, sollte den scheidenden Vorsitzenden berühren.

Die Profilsucht „Lindner first, Bedenken second“ hat zumindest die positive Konsequenz, dass die Mehrheitsverhältnisse im Parlament eindeutiger sind. Letztlich hat Lindners Strategie etwas zur politischen Stabilität im Land beigetragen. Bitter ist es dennoch, so etwas über eine Partei der vielen gescheiten Liberalen wie Theodor Heuss – den ersten Bundespräsidenten der Republik – sowie Walter Scheel – den vierten Bundespräsidenten, Ralf Dahrendorf – den gewieften Soziologen, Gerhart Baum – den unermüdlichen Verfechter der Grundrechte, oder Hans-Dietrich Genscher – eines der Gesichter der Wiedervereinigung, sagen zu müssen.

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