Robert F. Kennedy hat einen brandgefährlichen Weg eingeschlagen

Der amerikanische Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat eine Studie zur Kindergesundheit vorgelegt, die noch nicht einmal als Seminararbeit im universitären Grundstudium taugen würde. Denn laut Medienberichten sind zahlreiche Quellen und Zitate schlichtweg erfunden oder vollkommen falsch interpretiert. Der Verdacht liegt nahe, dass Kennedys Gesundheitsministerium sich bei der Erarbeitung nicht der Wissenschaft, sondern einer künstlichen „Intelligenz“ bedient hat.

Wenn man ChatGPT zu einem Thema befragt, bei dem man sich selbst gut auskennt, erkennt man schnell, wie schlampig die KI mit Fakten umgeht, wie nachlässig sie unterschiedliche Quellen verknüpft, um zu einer Aussage zu kommen. Wer es darauf anlegt, bekommt zügig fundiert klingende Ergebnisse, die nichts mit der Realität zu tun haben, aber inhaltlichen Vorgaben gerecht werden.

„Die Gefahr ist groß, dass das Vorgehen des Kennedy-Ministeriums Schule macht.“

Noch ist unklar, ob Kennedys Ministerium wirklich diesen Weg gegangen ist. Doch allein der Verdacht reicht aus, um das Vertrauen in Verwaltungshandeln und Politik weiter und nachhaltig zu beschädigen. Denn die Gefahr ist groß, dass das Vorgehen des Kennedy-Ministeriums Schule macht. Zu groß ist die Versuchung, falschen Behauptungen und eigenen, kruden Ideen einen seriösen, wissenschaftlichen Anstrich zu geben und rein interessengeleitetes Handeln damit zu legitimieren.

Es war noch nie so einfach, eine scheinbar fundierte Basis für Entscheidungen zu konstruieren, die schlicht falsch oder – beispielsweise in der Verteidigungspolitik – brandgefährlich sind. Verbunden mit einer geschickten Social-Media-Strategie sind die vermeintlichen Studienergebnisse schnell so weit verbreitet, dass Zweifel, Kritik und Richtigstellungen durch seriöse Medien, durch die Wissenschaft und engagierte Rechercheure nicht mehr durchdringen. Das Erschreckende daran: Nicht die KI ist gefährlich, sondern der Mensch, der sie einsetzt. Kennedy hat, egal wie die Studie zustande gekommen ist, sich, der Politik und leider auch der Wissenschaft einen Bärendienst erwiesen.