Das war vorhersehbar: 5 Tage lang hatte das US-Militär einen mutmaßlichen Spionageballon über dem eigenen Territorium beobachtet, dann wurde er von Kampfjets abgeschossen. Während die Biden-Regierung das Eindringen des offenbar mit hochentwickelten Kommunikationsgeräten ausgestatteten Fluggerätes in den US-Luftraum als inakzeptabel bezeichnet, spricht China von einer Überreaktion gegen einen fehlgeleiteten Wetterballon. Auch Letzteres war vorhersehbar.
Denn: Es ist das immer gleiche Stereotyp, das von Peking herangezogen wird. China ist zurückhaltend und friedfertig, agiert stets mit Respekt vor anderen und führt grundsätzlich nichts Böses im Schilde. Schuld sind immer die anderen. Allein: Dieses klischeehafte Bild stimmt schon lange nicht mehr. Spätestens seit seiner ersten Bestätigung im Amt des Staatspräsidenten 2018 hat sich Xi Jinping nicht nur sein eigenes Land untertan gemacht.
Notwendig ist, dass die Lage nicht vollends eskaliert
Unter seiner Herrschaft wurden die Demokratiebestrebungen in Hongkong niedergeknüppelt, wird ein Völkermord an der Minderheit der Uiguren begangen, wird versucht, sich Taiwan notfalls mit Militärgewalt anzueignen, ist ein pervers-perfektes System aus Überwachung und Bestrafung geschaffen worden. Und seit dem vergangenen Jahr strebt Xi ganz unverhohlen eine globale Dominanz an.
Allein daher ist diese Luftnummer hochnotpeinlich für den einst hinterhältig und mittlerweile offensichtlich nach Weltmacht Strebenden. Sie ist aber auch brandgefährlich, weil es zwischen den Großmächten USA und China schon länger heftige Spannungen gibt. Klar scheint, dass China auf den Abschuss antworten wird. Notwendig aber ist, dass das Reich der Mitte von seinem jetzigen Kurs abrückt und dass die Lage nicht vollends eskaliert.