Was haben Sie vor 5 Jahren gemacht? Ohne Sie oder gar Ihren Terminkalender zu kennen, behaupte ich: vermutlich nicht besonders viel. Denn Ende März 2020 ging Deutschland wegen explodierender Corona-Fallzahlen in den ersten bundesweiten Lockdown.
Wahrscheinlich ist das ein Ereignis, von dem man später noch seinen Enkeln erzählt. Eine solche Situation hatte wohl zuvor noch nie jemand erlebt oder sich auch nur erträumt, dass so etwas je passieren könnte. Und eins ist auch klar: Es muss auch nicht unbedingt nochmal passieren.
Für mich war Corona anfangs etwas total Abstraktes. Man hörte von Vorfällen in China, irgendwann im Januar 2020 sah ich auch in Deutschland die ersten Spaziergänger mit Schutzmaske – und fand es total übertrieben. Anfang März flog ich sogar noch ganz unbekümmert nach Ägypten in den Urlaub, um bei der Ankunft festzustellen, dass die Ägypter das Thema Corona offenbar schon etwas ernster nahmen, als ich es aus Deutschland kannte. Schon bei der Ankunft am Flughafen in Hurghada wurde Fieber gemessen, im Hotel dann nochmal, bei der Abreise das gleiche Spiel. Am Flughafen in Paderborn, wo ich am 15. März 2020 wieder landete, war das hingegen überhaupt kein Thema. Einen Tag später wurde der bundesweite Lockdown beschlossen, der am 22. März in Kraft trat.
„Irgendwann gab es sogar Regeln, wie viele Menschen sich privat noch treffen durften. Das ging bis hin zu Berichten über Ordnungshüter, die ‚illegale Kindergeburtstage‘ beendeten.“
Und plötzlich war alles anders. Keine Restaurant-Besuche mehr, kein Kinoabend, im Supermarkt begann das „Hamstern“ von Klopapier, in anderen Geschäften konnte man nur einkaufen, wenn man vorher einen Termin ausgemacht hatte, Schulen schlossen, viele Menschen wurden von ihren Betrieben ins Homeoffice geschickt, irgendwann gab es sogar Regeln, wie viele Menschen sich privat noch treffen durften. Das ging bis hin zu Berichten über Ordnungshüter, die „illegale Kindergeburtstage“ beendeten.
Ganz neue Wörter ploppten auf und fanden ihren Weg in die alltägliche Sprache: Plötzlich redete die ganze Welt von Inzidenzwerten, Impfquoten, Risikogebieten, PCR-Tests, Kontaktverfolgung, Distanzunterricht, AHA-Regeln, Ausgangssperren, FFP2-Masken, Hochrisikogruppen, Intensivbettenauslastung, Hotspots und Impfnachweisen. Das scheint gefühlt echt schon wahnsinnig lange her, oder? Haben Sie eines dieser Wörter in den letzten 2 Jahren je wieder benutzt?
Viele Wörter sind fast vergessen, längst wieder aus der Alltagssprache verschwunden. Was leider geblieben ist: ein sich immer weiter verschlechterndes gesellschaftliches Klima und ein massiv um sich greifendes Misstrauen in nahezu alles und jeden: in Politik, Wissenschaft, Justiz, Medien, Lehrkräfte. Wie diese Wunden innerhalb des gesellschaftlichen Miteinanders wieder zu heilen sein könnten, hat sich mir in den vergangenen Jahren noch nicht erschlossen. Vielleicht sollte man da auch mal „Inzidenzwerte“ einführen. Sie wären derzeit vermutlich ziemlich weit im Keller.
Zur Person: