Während Premierminister Rishi Sunak damit beschäftigt ist, sein Kabinett zu bereinigen, gehen Großbritanniens Bürger auf die Straßen, um zu protestieren: Gegen das heruntergewirtschaftete Bildungssystem. Gegen die schlechte, branchenübergreifende Bezahlung. Für bessere Arbeitsbedingungen. Lehrer und Lokführer, Hochschuldozenten und Regierungsmitarbeiter, Busfahrer und Sicherheitskräfte, Pflegepersonal und bald auch die Feuerwehrleute zwingen die konservative Regierung zum Handeln.
Statt Löhne im öffentlichen Dienst anzuheben und so an die Inflation anzupassen, um gleichzeitig den Ausstieg zahlreicher Lehrer aus dem Bildungssystem zu vermeiden, wollen die regierenden Tories ins Streikrecht eingreifen. Um die Grundversorgung zu gewährleisten. Damit handelt der vermeintlich rechtschaffende Premier undemokratisch und illegal.
Sunaks Uhr tickt
Kaum verwunderlich. Sunak weiß, wie man illegal handelt: Er hatte in seiner Zeit als Finanzminister unter Boris Johnson gegen die Corona-Regeln verstoßen. Obendrein: Der Verkünder einer neuen politischen Kultur für Großbritannien hat sein Kabinett zwar um eine Steueraffäre und Vetternwirtschaft bereinigt. Trotzdem sitzen mit Vizepremier Dominic Raab (Mobbingvorwürfe) und Innenministerin Suella Braverman (gegen Ministerkodex verstoßen) noch zwei selbstberufene weitere Quertreiber in den eigenen Reihen.
Apropos Johnson. Der Ex-ex-Premier bringt sich schon wieder in Position. Nicht zuletzt hatte er sich mit Äußerungen gegen Russlands Präsident Wladimir Putin aus der Defensive gewagt und Großbritannien noch offensiver in der Haltung gegenüber dem Krieg gegen die Ukraine positioniert. Viele sehnen sich nach ihm zurück.
Sunaks Uhr tickt, es ist keine Zeit mehr zum Teetrinken. Der Premier muss das Ruder herumreißen. Ob ihm das gelingt? Die Briten stehen vor der Wahl: Pest oder Cholera, sollte Johnson wieder als Premier kandidieren.