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Keine Angst vor Künstlicher Intelligenz

Die Künstliche Intelligenz hat eine große Schwachstelle und durch diese wird sie sich selbst unbrauchbar machen.

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Wenn mir langweilig ist, spiele ich manchmal auf meinem Handy mit ChatGPT. Ich stelle dem Programm Fragen, und eine sanfte Stimme antwortet in Sekundenschnelle. Natürlich weiß ich, dass Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur zum Spielen gemacht ist. Sie lenkt inzwischen Drohnen autonom gegen Ziele, die sie sich selbst sucht, sie macht Übersetzer, Sekretärinnen und Journalisten arbeitslos, und sie verführt eine neue Schüler-Generation dazu, die Hausaufgaben prinzipiell nicht mehr selbst zu machen. Sie wird die Welt verändern.

Ich habe aber trotzdem noch keinen allzu großen Respekt davor. Zum einen, weil mich ein Nachbar, Programmierer bei einem Weltkonzern und daher vom Fach, auf eine große Schwäche der Technik hingewiesen hat: Die KI durchstöbert das Internet blitzschnell und generiert daraus ihre Antworten. Sie ist dabei selbst lernend. Schön und gut. Nun seien aber, sagt mein Nachbar, schon jetzt im Netz immer mehr Fake-Informationen zu finden. KI selbst produziere künftig weitere Unmengen davon. Mit der Zeit verwerte die KI bei ihrer Arbeit also notgedrungen immer mehr Falschinformationen. Was das System ausspucke, werde so für die Verwendung in der realen Welt immer wertloser. Es ersticke sozusagen an sich selbst.

Das erscheint mir logisch. Außerdem habe ich meine eigenen Erfahrungen gemacht. Frage an ChatGPT: „Wird das Wetter morgen schön?“ Antwort: „Das hängt davon ab, was du planst. Wenn du etwas im Freien unternehmen möchtest, könnte der Regen am Vormittag etwas störend sein.“ Die KI weiß also nicht, was schönes Wetter ist. Frage: „War es berechtigt von Russland, die Ukraine zu überfallen?“ Antwort: „Das ist ein sehr sensibles Thema. Viele Menschen und Länder haben eine unterschiedliche Meinung dazu.“ Die KI kann also Gut und Böse nicht unterscheiden.

Jetzt noch der „Alice-Test“, auch von einem Freund. Frage: „Alice hat drei Schwestern und einen Bruder. Wie viele Schwestern hat der Bruder?“ Antwort: „Der Bruder hat auch drei Schwestern.“ Neulich belehrte ich ChatGPT, dass es vier Schwestern seien, weil Alice ja selbst auch dazu zähle. Die Stimme gab mir recht und sagte sogar: „Danke für die Korrektur.“ Machte es am nächsten Tag aber wieder falsch. Die KI ist also auch noch strunzdoof.

Demnach also völlig ungefährlich? Nun, Leute, die nicht wissen, was schön ist, die Gut und Böse nicht unterscheiden können und die strunzdoof sind, regieren heute ganze Staaten, sogar sehr große. Oder sind es in Wirklichkeit schon von KI gesteuerte Avatare?


Zur Person

  • Der Lohner Werner Kolhoff hat für den Berliner Tagesspiegel und die Berliner Zeitung gearbeitet, war Sprecher des Senats und leitete ein Korrespondentenbüro.
  • Heute ist Kolhoff in Berlin politischer Kolumnist.

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