Hat es Sie schon erwischt?
Kolumne: Eine Krankheitswelle erfasst das Land. Dass wir während der Pandemie so manch hilfreiche Hygieneregel gelernt haben, scheint in die kollektive Vergessenheit geraten zu sein.
Carina Meyer | 04.12.2023
Kolumne: Eine Krankheitswelle erfasst das Land. Dass wir während der Pandemie so manch hilfreiche Hygieneregel gelernt haben, scheint in die kollektive Vergessenheit geraten zu sein.
Carina Meyer | 04.12.2023
Der Kollege hustet, das Kind schnieft, man selbst beginnt bereits zu frösteln – dieser Tage sind gefühlt alle krank. Und dieses Gefühl trügt nicht unbedingt, wie die vergangenen Wochenberichte des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen. Die Zahl der Atemwegserkrankungen nimmt demzufolge wöchentlich zu, ein weiterer Anstieg wird prognostiziert. Die meisten Infekte derzeit sind auf Corona und die üblichen Erkältungsviren (Rhinoviren, Enteroviren) zurückzuführen. Erfahrungsgemäß schlägt die jährliche Grippewelle ja erst später zu. Das RKI prognostiziert zudem, dass das RS-Virus wieder stärker zirkuliert. Das Virus ist vor allem für sehr kleine Kinder problematisch. Wir erinnern uns an die RSV-Welle 2022. Zahlreiche Kleinkinder mussten stationär in Krankenhäusern behandelt werden. Die einen sagen, dass das alles ganz schlimm sei. Andere sagen, es sei halt Winter, da werden die Leute eben krank. Und vermutlich haben alle irgendwie Recht. In den kalten Monaten haben Viren einfach deutlich höhere Erfolgschancen als im Sommer. Die meisten von uns fangen sich ihre jährliche Erkältung somit bevorzugt im Herbst oder Winter ein. Trotzdem wird man den Eindruck nicht los, dass es trotzdem mehr Menschen erwischt, als sonst um diese Zeit. Der krankheitsbedingte Personalausfall an so vielen Stellen macht aktuell durchaus Schlagzeilen. So wird unter anderem vor Grundschul- und Kita-Schließungen gewarnt. Hausärztinnen und Hausärzte fordern die Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung, um die Praxen zu entlasten. Womöglich ist dies ab Donnerstag (7. Dezember) möglich, sollte der zuständige Bundesausschuss entsprechendes beschließen. "Es war abzusehen, dass sich nach der Pandemie das freiwillige Maskentragen hierzulande nicht unbedingt durchsetzt." Was ich persönlich aber an der aktuellen Krankheitswelle faszinierend finde, dass wir kollektiv betrachtet aus der Corona-Pandemie hinsichtlich Hygiene fast nichts gelernt haben. Trotz aller, zum Teil berechtigter Kritik an den Corona-Maßnahmen: Die allgemeinen Hygieneregeln sind nach wie vor sinnvoll und haben sich auch während der Pandemie nachweislich bewährt. Damit meine ich etwa so banale Dinge, wie das gründliche Händewaschen oder bei Krankheit den Kontakt zu anderen Menschen einzuschränken. Wenn ich als menschliche Keimschleuder trotzdem das heimische Sofa verlassen möchte oder muss, ist es nicht unmöglich, Rücksicht auf Mitmenschen zu nehmen, die im Regelfall wenig Interesse daran haben, sich bei mir anzustecken. Während der Pandemie haben wir etwa die Vorteile einer Maske kennengelernt. Ich habe vor 3 Jahren an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass man beispielsweise in Japan schon lange vor Corona die Vorteile einer Maske im Infektionsfall erkannt hatte. Bin ich beispielsweise erkältet, verringere ich das Infektionsrisiko für andere, wenn ich eine Maske trage. Diese Erfahrung half dem Land unter anderem bei der Bewältigung der Pandemie. Eine gesetzliche Maskenpflicht gab es übrigens nicht. Es war abzusehen, dass sich nach der Pandemie das freiwillige Maskentragen hierzulande nicht unbedingt durchsetzt – vor allem nicht, wenn es den anderen nützt und nicht zwingend demjenigen, der sie trägt. Aber respektieren wir doch den guten Willen derer, die sie dann doch im Krankheitsfall tragen. Da spreche ich durchaus aus persönlicher Betroffenheit heraus. Ich hatte kürzlich Corona und ich musste einkaufen. Also hielt ich mich für ziemlich rücksichtsvoll, indem ich eine OP-Maske trug. Sagen wir mal so: Ich hätte genauso gut mit einem Dinosaurier-Kostüm durch den Laden gehen können, die Blicke der anderen hätten kaum überraschter aussehen können. Irgendwie schade.Comeback der telefonischen Krankschreibung?
Zur Person:
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