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Für die Region streiten, nicht nur für den Kirchturm

Kolumne: Suffners Wochenschau - ein Plädoyer für mehr Zusammenarbeit im Oldenburger Münsterland.

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Die nächsten Kommunalwahlen finden im Herbst 2021 statt. In Cloppenburg hat gestern bereits der Wahlkampf begonnen – mit einem Brandbrief des Notars und Rechtsanwalts Otto Höffmann. In Leserbriefen in der Münsterländischen Tageszeitung und in der Nordwestzeitung stellt der Cloppenburger seiner Stadt ein schlechtes Zeugnis aus. So ziemlich jedes Thema hat die Kommunalpolitik demnach verschlafen, vom öffentlichen Nahverkehr über den Einzelhandel und das Sportwesen bis zu Kultur- und Freizeitangeboten. Das wird der Bürgermeister sicher anders sehen. Aber da will ich mich ganz gewiss nicht einmischen.

Was mir aber gegen den Strich geht, ist der Versuch des Autors, die Landkreise Vechta und Cloppenburg gegeneinander auszuspielen und die Mauern wieder hochzuziehen, die in vergangenen Jahrzehnten mühsam eingerissen wurden. Unter dem Label Oldenburger Münsterland ist sicher nicht alles geglückt, aber den Südoldenburgern ginge es ohne die heute selbstverständliche Zusammenarbeit der Landkreise und Kommunen schlechter, in Vechta und in Cloppenburg.

Als gebürtiger Lohner, der in Vechta lebt und arbeitet, weiß ich, welchen Schaden falsch verstandene Rivalität über Generationen anrichten kann. Gegen fairen Wettstreit unter Kommunen ist im Alltagsgeschäft nichts einzuwenden, aber wenn es an strategische Weichenstellungen geht, dann müssen Entscheidungen für die Region getroffen werden. Nicht für den Kirchturm.

Wer meint, seinen eigenen Erfolg nur am Erfolg des Nachbarn messen zu müssen, hat nicht verstanden, wie unsere Welt heute tickt. Wer meint, er komme alleine besser klar als gemeinsam mit dem Nachbarn, der auch. Das Oldenburger Münsterland wird seinen Wohlstand nur als eine Region erhalten. Ganz sicher nicht als Ansammlung von durch Neid und Missgunst getriebener Kreise, Städte und Dörfer.

"Wer dem Nachbarn Böses unterstellt, schadet sich selbst."Ulrich Suffner, OV-Chefredakteur

Recht hat Otto Höffmann allerdings, wenn er in der Zusammenarbeit über Kreisgrenzen zu wenig Tempo und Konsequenz beklagt. Zu oft fehlt es auch an Kompromissbereitschaft. Die Landräte und Bürgermeister von Vechta und Cloppenburg müssten treibende Kräfte sein und sind doch oft viel zu verzagt unterwegs – aktuell beim Thema Gründerförderung.

Mit der Landwirtschaft, der Ernährungsbranche und der Kunststoffindustrie stehen gleich drei zentrale Branchen Südoldenburgs vor dramatischen Veränderungen. Die Liste lässt sich verlängern, von den Banken und Sparkassen über den stationären Einzelhandel bis zu den lokalen Medien. Heute – nicht morgen oder übermorgen – sind strategische Entscheidungen für eine gute Zukunft in digitalen Zeiten zu treffen. Wer da dem Nachbarn Böses unterstellt, schadet sich selbst. Jeder arbeite an seinen Stärken. Dann besteht die Region gemeinsam auch in Zukunft im Wettstreit mit den Oberzentren und anderen erfolgreichen Regionen Niedersachsens.


Zur Person:

  • Ulrich Suffner ist Chefredakteur von OM online. Der 52-Jährige lebt mit seiner Familie in Oythe.
  • Den Autor erreichen Sie unter: info@om-online.de

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