Jetzt also doch. Man begann ja fast schon, an den Amerikanern und ihrem way of life zu zweifeln. Sollten sie am Ende Trump nicht nur mehrheitlich gewählt, sondern sich ihm am Ende sogar vollständig hingegeben, unterworfen haben?
Nein, haben sie nicht. Zumindest die Menschen, die am Wochenende landesweit gegen den US-Präsidenten und seine Politik auf die Straße gegangen sind, beweisen nicht nur sowas wie gesunden Menschenverstand, sondern auch Haltung, Demokratieverständnis und, leider muss man das so sagen, auch Mut. Und trotzdem bleibt irgendwie ein komisches Gefühl.
„Erst jetzt, wo sie seine Politik in ihrem Geldbeutel spüren, melden sich die Bürgerinnen und Bürger lautstark zu Wort.“
Denn Gründe für Proteste hat Trump der liberalen Mitte der Gesellschaft in den vergangenen 3 Monaten bereits genug geliefert. Er hat gezeigt, was er unter Meinungsfreiheit versteht. Er ist die überbordende Bürokratie auf unpassende, menschenverachtende Weise angegangen, er missachtet Justiz, Menschenrechte und Wissenschaft, schert sich einen Dreck um die Umwelt und geht gegen die freie Presse vor. Doch erst jetzt, wo sie seine Politik in ihrem Geldbeutel spüren, melden sich die Bürgerinnen und Bürger lautstark zu Wort.
Man muss ihnen zugutehalten, dass sie dabei all die anderen Themen mit auf die Straße nehmen. Was aber passiert, wenn Trump die Sache mit den Zöllen, mit den abstürzenden Börsenkursen und der Inflation irgendwie in den Griff bekommt – und sei es nur, dass er wie auch immer geartete Verhandlungsergebnisse als großen Erfolg verkauft und damit gesichtswahrend zurückrudert? Fällt der Protest gegen einen zutiefst illiberalen, autokratisch denkenden Despoten dann wieder in sich zusammen? Kommt, frei nach Bertolt Brecht, wirklich erst das Fressen und dann die Moral?
Donald Trump ist eine Gefahr. Für den Westen und für die Welt. Man kann nur hoffen, dass die Amerikaner ihren Protest nicht allein am Geldbeutel aufhängen.