Deutsch-Sprachtests funktionieren nur mit Personal und Konzept

Sprachdefizite frühzeitig erkennen und fördern: Nach der CSU in Bayern will auch die CDU in Niedersachsen gleiche Sprachlevel für baldige Grundschüler mittels verpflichtender Sprachtests für 4-Jährige erreichen. Klingt logisch, hat aber Tücken und lässt offene Fragen.

Die Zahl der Vorkurse „Deutsch“ ist nicht nur in Bayern, sondern auch in Niedersachsen in den vergangenen Jahren gesunken. Oft unterrichten diese Kurse nicht mehr Lehrer, sondern Quereinsteiger. Wenn nun verpflichtende Sprachtests für 4-Jährige an Grundschulen durchgeführt werden sollen, wer soll diese durchführen? Bedarf es einer zusätzlichen Qualifikation? Und welchen Schweregrad sollen die Tests haben?

„Fehlt das Personal – sowohl in den Grundschulen als auch Kitas –, verkommt die Forderung leider zu bloßem Populismus, etwas für die deutsche Sprache und Jugend, als Zukunft, zu tun.“

Natürlich ist es sinnvoll, eine rechtliche Handhabe gegen Eltern zu haben, die sich weigern, ihre Kinder zu Deutsch-Vorkursen zu schicken. Wenn ein Defizit nicht frühzeitig erkannt wird, kann es nicht behoben werden. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite lauert die Gefahr, mit solchen Tests Kinder schon vor dem Beginn des Schullebens auszusortieren. Durchfallen könnten nämlich häufig Kinder mit Migrationshintergrund sowie angehende Grundschüler mit psychosozialen Problemen wie AD(H)S. Ist das im Sinne der Inklusion? Und: Wäre es daher nicht sinnvoller, für eine frühzeitige Diagnose von Sprachdefiziten bereits in den Kindergärten anzusetzen und dort verpflichtend zu machen?

Grundsätzlich haben die Christdemokraten einen Punkt, Sprachmangel mittels Tests aufzudecken und zu beheben. Sprache entwickelt sich zwar auch durch ihren Erwerb, aber standardisierte Tests sind ein probates Mittel, diesen Erwerb zu überprüfen. Fehlt allerdings das Personal für diese Tests – sowohl in den Grundschulen als auch Kitas –, verkommt die Forderung leider zu bloßem Populismus, etwas für die deutsche Sprache und Jugend, also Zukunft, zu tun.