„Die da oben interessiert gar nicht, was der einfache Bürger will“ – Statements wie dieses hört man ständig dieser Tage. Dass das mitnichten so ist, zeigt das politische Instrument des Bürgerentscheids.
Wenn es klug eingesetzt wird und Wähler dem Drang widerstehen, den vermeintlich einfachsten Weg einzuschlagen, ist der Bürgerentscheid auf lokaler Ebene das wohl mächtigste demokratische Instrument unserer Zeit. Übrigens eines, das jeder Bürger anstoßen kann – wenn er genügend Mitstreiter findet. So viel zum Thema: „Uns fragt ja keiner.“
Die Menschen in Fürstenau hätten sich die Entscheidung, ob in der Kaserne eine Erstaufnahmeeinrichtung für rund 500 Flüchtlinge entstehen soll, leicht machen können. Flüchtlinge? Wollen wir nicht. So plump hätte es ausgehen können. Wäre es anderswo vermutlich auch. Ein solches Resultat hätte kaum überrascht. Es hätte wunderbar denen in die Karten gespielt, die von sich glauben, „das Volk“ zu sein und zu wissen, was „das Volk“ will.
"Ein Nein zu den Plänen hätte nicht bedeutet, dass Fürstenau keine Flüchtlinge zugewiesen bekommen hätte. So einfach ist das Leben nicht."
Die Fürstenauer aber sind besonnen geblieben, auch wenn, wie der Bürgermeister zitiert wurde, die Debatte zeitweise unsachlich geführt worden sei. Denn: Ein Nein zu den Plänen hätte nicht bedeutet, dass Fürstenau keine Flüchtlinge zugewiesen bekommen hätte. So einfach ist das Leben nicht.
In Debatten wie dieser gilt es, sich möglichst vorurteilsfrei, ausgiebig und seriös zu informieren, um eine Entscheidung zu treffen. „Das Volk“ wurde in Fürstenau gefragt. „Das Volk“ hat geantwortet. Diese Mehrheit gilt es, anzuerkennen. Und in Tagen wie diesen ist es bereits eine gute Nachricht, dass hier klar geworden ist, dass die Wähler in einer Demokratie doch ganz schön viel Macht haben – und diese nutzen.