Das letzte Einhorn einer kooperativen Welt
Thema: In unserer Zeit wird entschieden, ob die Welt als friedliche und nachhaltige Welt überhaupt noch eine Chance hat.
Werner Kolhoff | 11.04.2025
Thema: In unserer Zeit wird entschieden, ob die Welt als friedliche und nachhaltige Welt überhaupt noch eine Chance hat.
Werner Kolhoff | 11.04.2025

Wie es scheint, wird gerade ausgekämpft, ob die Welt künftig noch kooperativ handelt – oder ob jedes Land für sich die Dinge klärt. Gekämpft wird mit Handelsschranken, mit Drohungen und, ja, auch mit Waffen. In unserer Zeit wird entschieden, ob die Welt als friedliche und nachhaltige Welt überhaupt noch eine Chance hat. Oder ob aus ihr eine Dystopie wird, eine schreckliche Welt. Beispiel Klimaschutz. Das Pariser Klimaabkommen war der letzte Versuch, ein großes, globales Problem gemeinsam zu lösen. Jedes Land sollte seinen Beitrag leisten, und sei er noch so klein. „Drill, Baby drill“, ruft jetzt Donald Trump, und die Amerikaner, gierig nach billigem Benzin, wählten ihn auch dafür. In AfD- und BSW-Kreisen wird nicht anders gedacht. Von Russland und Saudi-Arabien, die der Welt nur Öl und Gas zu bieten haben, nicht zu reden. Das Klimaabkommen ist so gut wie tot. „Die Gegner von außen und von innen wollen genau das zerstören. Denn Europa ist das letzte Einhorn einer regelbasierten, kooperativen Weltordnung.“ Ob es die Umwelt ist, die Entwicklung der armen Länder, der Schutz vor Seuchen, gerechter Welthandel, der Stopp der Verbreitung von Atomwaffen oder der Meeresschutz – in allen Fragen ist das Prinzip Kooperation inzwischen auf dem Rückzug. Und das liegt nicht nur an Trump. Vor ihm gab es schon Putin, Kim, Xi, Erdogan, Bolsonaro, Orban, die Brexetiers, Chomeini, Bin Salman und viele, viele andere. Die Gegner von außen und von innen wollen genau das zerstören. Denn Europa ist das letzte Einhorn einer regelbasierten, kooperativen Weltordnung. Sie verlangen mehr Nationalismus und Egoismus, und sie locken mit Belohnungen. Billige Energie, weniger Hilfen für andere Länder, weniger Fremde. Sie wollen den Kontinent wieder in seine Einzelteile zerlegen, obwohl Europa am Nationalismus in den letzten Jahrhunderten fast ausgeblutet wäre. Wenn sie Erfolg hätten, wäre die Welt eine andere. Eine Ellenbogenwelt, bald auch im Innern. Eine Welt der Konflikte und der Kriege. Dass Europa zusammenhält, ist deshalb heute wichtiger denn je. Es ist ein Wert an sich.
Die EU weiß gar nicht, wie wichtig sie ist in dieser Situation. Und zwar nicht nur als starke Wirtschaftsgemeinschaft, die den Amerikanern im Zollkrieg die Stirn bieten kann. Oder als Militärbündnis, das bald die Nato ersetzen muss. Sondern als Staatenbund, der das Vorbild schlechthin geworden ist für ein kooperatives Vorgehen der Länder. Der Nationalstaat ist in Europa nicht abgeschafft. Aber es sind ihm die Fangzähne gezogen worden. Das ist ein großer zivilisatorischer Fortschritt.Zur Person:
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