Manchmal entscheidet sich Geschichte an der Dicke einer Tischplatte. Das Attentat auf Hitler scheiterte auch deshalb, weil die Aktentasche mit der Bombe kurz vor der Explosion von einem Teilnehmer der Lagebesprechung ungünstig verschoben wurde. Hitlers Glück war für die Welt ein großes Übel. Das letzte Jahr der NS-Terrorherrschaft kostete besonders viele Menschenleben.
Das Attentat misslang, doch der Mut der Offiziere, die, wie ihr führender Kopf, Claus Graf Schenk von Stauffenberg, es nannte, "den großen Wurf" gewagt hatten, fordert bis heute Respekt ab. Als Helden verklärt werden sollten die Verschwörer aber nicht. Sie waren Menschen mit Fehlern und Widersprüchen. Auch Stauffenberg hatte die Bösartigkeit der Nazis anfangs falsch eingeschätzt und den Kriegsbeginn begeistert begrüßt. Dass er seinen Irrtum erkannte und sein Leben in die Waagschale warf, um die Deutschen von einem Tyrannen zu befreien, bleibt ein Vermächtnis, an dem sich junge Menschen weiterhin orientieren können.
Das Gelöbnis im Berliner Bendlerblock, dem Ort, an dem die Attentäter hingerichtet wurden, setzte angesichts des aktuellen Krieges in Europa ein starkes Zeichen. Auch die viel beschworene Zeitenwende bei der Bundeswehr ändert nichts am Auftrag der Soldaten, der da lautet, die Freiheit und die Demokratie wenn nötig unter Einsatz des eigenen Lebens zu schützen. Die Politik hat jetzt alles dafür zu tun, dass den Worten keine Taten folgen müssen. Denn einen Stauffenberg sucht man im faschistoiden Russland dieser Tage vergebens.