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Wo der "stinkende Daimler" nicht totzukriegen ist

Gästebuch: Der Landkreis Cloppenburg ist bundesweite Diesel-Hochburg. Das ist nicht verwunderlich.

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Am 18. März 1858 wurde Rudolf Christian Karl Diesel geboren. 33 Jahre später meldete er beim kaiserlichen Patentamt zu Berlin ein Patent auf einen Motor mit Selbstzündung an, der heute dem Erfinder zu Ehren "Dieselmotor" genannt wird.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) meldete letzte Woche, der Landkreis Cloppenburg sei die Hochburg der Dieselfahrzeuge. Bundesweit liefen nirgendwo so viele mit Diesel betriebene Fahrzeuge auf den Straßen wie zwischen Barßel und Bösel, Bevern und Bunnen. Das werde wohl daran liegen, vermutet die dpa, dass es sich beim Oldenburger Münsterland, speziell in der Ausgestaltung als Landkreis Cloppenburg, um ein ländliches Gebiet handele, in dem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nur schwach ausgebaut sei.

Liegt es womöglich am Bauern-Benz?

Damit hat die dpa sicherlich ins Schwarze getroffen, was im Oldenburger Münsterland ja auch wenig originell ist. Aber das ist vermutlich nicht die einzige Erklärung für den Diesel-Boom. Man müsste mal eine Statistik erstellen, wie viele Diesel-Fahrer gleichzeitig Daimler Fahrer sind und dazu noch den Beruf des Landwirts ausüben.

So ein "stinkender Daimler" war ja nicht totzukriegen. Er fuhr ewig und alle Tage, Hunderttausende Kilometer und weitere Hunderttausende Kilometer. Ein Lastesel auf den Südoldenburger Bauernhöfen, der brav alles beförderte, was man ihm auftrug und zum Wochenende sauber poliert auch noch Staat zum Kirchgang machte. Dem Bauern ohne 200er-Diesel fehlte etwas zum Landmann-Glück.

"Klagen ist der Gruß des Landwirts und die Agrarlobby war schon immer ihr Geld wert."Otto Höffmann

Und für Herrn Diesels Produkt sprach für den Bauersmann ja noch mehr. Während der gemeine Dieselfahrer die Tankstelle aufsuchen musste und dort zugegebenermaßen günstigen – weil subventionierten – Kraftstoff tankte, konnten die Südoldenburger Landwirte sich der eigenen Tonne hinter der Scheune auf heimischem Acker bedienen. Der Mähdrescher, die Häckselmaschine, der Trecker: sie alle brauchen den Stoff von Rudolf Christian Karl Diesel. Klagen ist der Gruß des Landwirts und die Agrarlobby war schon immer ihr Geld wert. So gibt es seit Menschengedenken die Dieselrückvergütung für Land- und Forstbetriebe, womit sich's leichter leben lässt.

Bares Geld für die gebeutelten Bauern. Doch wer weiß, ob möglicherweise nicht auch der hochsubventionierte Treckerdiesel in den Daimler fließt. Wenn man mit dem dann zum Acker oder zum Agrarhandel fährt, wäre ja alles dienstlich sozusagen.

Wer seinen Daimler mit Heizöl betreibt, begeht Steuerhinterziehung

Richtig günstig wird das Daimlerfahren natürlich, wenn man statt Diesel Heizöl tankt. Soll ja schon vorgekommen sein, wofür wegen Gestank und Gequalme manches spricht. Denn der brave Daimler schluckt alles. Und Diesel wird siebenmal so hoch besteuert wie Heizöl. Und auch dieser (versehentlich!) getankte "Heizöl-Sprit" fließt in die bundesweite Diesel-Statistik. So verwundert uns das Siegertreppchen nicht wirklich.

Doch was billig erscheint, kann teuer werden. Heizöl und Diesel unterscheiden sich ja nur durch die rote Färbung, sagt das Schlitzohr. Doch was vor einer Generation in Südoldenburg noch gang und gäbe war, wird heute immer verfolgbarer. Diesel und Heizöl weisen mittlerweile weitaus mehr Unterschiede auf, als noch vor 20 Jahren. Wer seinen Daimler mit Heizöl betreibt, begeht Steuerhinterziehung. Steuerhinterziehung? Sowas machen wir nicht, sagt der staatstreue Südoldenburger. Höchstens ein ganz klein bisschen. Und das ist kein Delikt, sagt der Kavalier.


Zur Person:

  • Otto Höffmann ist Rechtsanwalt in Cloppenburg.
  • Den Autor erreichen Sie unter der E-Mail-Adresse redaktion@om-medien.de.

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