Werden harte Drogen in der aktuellen Musik verherrlicht?
Meine Woche: Ich denke, vielleicht ist die Gesellschaft zu lax im Umgang mit harten Drogen geworden.
Katrin Luber | 01.12.2024
Meine Woche: Ich denke, vielleicht ist die Gesellschaft zu lax im Umgang mit harten Drogen geworden.
Katrin Luber | 01.12.2024

Seit wir mit der Redaktion von Vechta nach Emstek umgezogen sind, habe ich sehr viel Zeit, während der Fahrt Radio zu hören. Schließlich fahre ich 35 bis 40 Minuten. Und dabei fiel mir auf, dass in vielen Liedern, die derzeit in den Charts sind, der Konsum und Handel von Drogen wie Kokain – man könnte sagen – geradezu verherrlicht werden. Ein Bekannter von mir arbeitet als Physiotherapeut im St. Marienstift in Neuenkirchen, einer Sucht-Fachklinik. Er erzählte mir, dass die Jugendlichen heutzutage sich am Wochenende ganz selbstverständlich eine Linie Kokain „reinziehen“, wie wir in meiner Jugend Bacardi-Cola und Wodka Gorbatschow. In vielen Liedern erzählen die Musiker, wie viel Geld man doch in Berlin machen könnte, dass sie vor der Polizei flüchten müssen, oder dass die Eltern eines Mädchens einen Dealer als Partner für ihre Tochter nicht akzeptieren wollen. Mehrere Songschreiber schildern, wie sie sich am Wochenende einen ganzen Berg „Schnee“ gönnen wollen, ihnen die Spätfolgen egal sind und der Kater am nächsten Tag ja „cool“ sei. Ich kannte damals in meinem Umfeld niemanden, der harte Drogen konsumierte – meine Freunde nahmen lediglich Alkohol und Cannabis zu sich. Ich war auch schon sehr früh Leserin des bekannten Buches „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Christiane Felscherinow, das mich sehr gut aufklärte, was einem blühen kann, wenn man das Zeug nimmt. Hinzu kam eine sehr einprägsame Aktion meiner Mutter, die mich mit 14 oder 15 Jahren eines späten Samstagabends in ihr Auto verfrachtete und mir wirklich alle bekannten Straßenstriche in meiner Heimatstadt Berlin mit den Worten „Wenn du Drogen nimmst, landest du hier“ zeigte. Ich sag es mal so: Die Schocktherapie hat mich nachhaltig geprägt und ich hatte nie Lust, das mal auszuprobieren. Nach dem Konsum von Kokain müssen immer mehr Menschen in Deutschland ärztlich behandelt werden. Im Jahr 2023 waren es in Deutschland 65.000 Personen und somit mehr als dreimal so viele wie vor 10 Jahren. Das ist das Ergebnis einer unveröffentlichten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung. Der Kokain-Konsum sei stark angestiegen, sagte der Beauftragte für Sucht und Drogenfragen, Burkhard Blienert (SPD), unlängst in einem Interview. Ich denke, vielleicht ist die Gesellschaft zu lax im Umgang mit harten Drogen geworden. Klar, Drogenkonsum wurde schon immer in Songs verarbeitet, man gucke sich nur mal die Mitglieder des Clubs 27 an. Allerdings gibt es da immer noch einen großen Unterschied zwischen den Liedern von damals und heute, in denen sogar das Dealen als ganz normaler Job dargestellt wird. Würden junge Mädchen sich von so einer „Schocktherapie“ wie der meiner Mutter beeindrucken lassen? Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, denn es gibt eine immer größer werdende Gruppe von Menschen, die sich der „Nüchtern-Bewegung“ anschließen und keinen Alkohol mehr trinken. Ich trinke seit 3 Jahren keinen Alkohol mehr und mein Leben ist nicht „langweilig und öde, ohne jeden Spaß“. Im Gegenteil, ich bin viel unterwegs, fit und habe morgens keine Kopfschmerzen.Dreimal so viele Menschen wie vor 10 Jahren müssen ärztlich behandelt werden
Dealen als ganz normaler Job
Zur Person:
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