Wenn das Frühstücksei vibriert
Gästebuch: Es ist wieder Laubbläser-Saison, und wer sie nicht sieht, hört sie.
Alfons Batke | 14.11.2025
Gästebuch: Es ist wieder Laubbläser-Saison, und wer sie nicht sieht, hört sie.
Alfons Batke | 14.11.2025

Mitte November, mehr Herbst geht nicht. Vor ein paar Tagen legten sich sogar schon die ersten Nebelschwaden übers Land. Ganz schöne Suppe, als wir uns auf den Weg in die Residenzstadt Oldenburg machten. Die Autobahn war ja für einige Tage gesperrt, und um dem stauträchtigen Verkehr auf der B 69 auszuweichen, versuchten wir es über Nebenstrecken. Um es kurz zu machen: Das Navi war nicht gut in Form und leicht vernebelt – jedenfalls landeten wir auf einem Acker zwischen Halter und Engelmannsbäke. Anschließend bin ich nach Gefühl gefahren, bei Gartherfeld fanden wir den richtigen Weg. Der Herbst – eigentlich eine stille Zeit. Sieht man mal von gelegentlichen Stürmen ab. Oder von einer besonderen Spezies Mensch, die immer dann zur Höchstform aufläuft, wenn buntes Gewelk von Bäumen und Hecken weht. Ich musste unweigerlich an den brillanten Loriot-Sketch „Es saugt und bläst der Heinzelmannn ...“ denken, als ich bei unserer Oldenburg-Visite in einem Fachmarkt die Experten bei der Begutachtung der neuesten Errungenschaften aus dem Segment Laubsauger/-bläser beobachtete. Leuchtende Männeraugen beim Anblick von Geräten, die mit einem bürstenlosen Motor Luftgeschwindigkeiten von 270 km/h erzeugen oder als Saughäcksler so kraftvoll daherkommen, „dass sich sogar die Steine bewegen“, wie es in einer Produktwerbung heißt. „Doch was scheren die Puristen der Laubabbaus die Vorschriften – wo doch die Republik sowieso nach Bürokratieabbau lechzt?“ Es ist also Laubbläser-Saison, und wer sie nicht sieht, hört sie. Besonders beliebt sind sie, wenn sie in der Nachbarschaft samstagmorgens um 8 Uhr Frühstückseier, Kaffeepötte und Müslischälchen zum Vibrieren bringen. Obwohl das ja eigentlich verboten ist, denn die deutsche Maschinenlärmschutzverordnung sieht vor, dass Laubbläser, aber auch Kettensägen nur werktags von 9 bis 13 sowie zwischen 15 und 17 Uhr zum Einsatz kommen dürfen. Doch was scheren die Puristen der Laubabbaus die Vorschriften – wo doch die Republik sowieso nach Bürokratieabbau lechzt? Die Dröhnkommandos lassen sich nicht beirren und verschieben stumpf mit ihren Großföhns auf Steroiden das Laub von A nach B. Ein ziemlich sinnloses Tun, Laubbläser sind vermutlich die schwachsinnigste Erfindung seit dem Lockenwickler für Königspudel. Neulich sah ich bei einer meiner Radtouren ein besonders beeindruckendes Exemplar des „Homo Blasius“. Perfekt gestylt in einem Mascot-Workwear-Blaumann und neongelber Warnweste sowie bestückt mit einem mächtigen Kopfhörer (entweder wollte er seinen selbst verursachen infernalischen Lärm nicht hören, oder er ließ ACDCs „Thunderstruck“ laufen) beförderte er mit seinem High-Tech-Bläser das Laub von seinem Rasen auf den Radweg. Das zeugt von Gemeinsinn. Es ist Herbst, und Laub ist für alle da!Zur Person:
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