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Vom „Egosurfing“ und dem digitalen Fußabdruck

Kolumne: Sich selbst im Netz zu googeln, ist ein Phänomen, das älter ist, als man annehmen könnte. Auch ich bin davon betroffen.

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Man sagt: „Das Internet vergisst nicht“. Eine viel zitierte Warnung – vor allem dann, wenn man ganz unbehelligt ein Foto in den sozialen Medien posten will. Dabei war das Essen im Restaurant doch so lecker und hier auf der Party herrscht so gute Stimmung. So gut, dass man diese Momente gerne mit seinen Freunden und/oder Followern teilen möchte. Dann aber meldet sich im Hintergrund das schlechte Gewissen: „Ist mein digitaler Fußabdruck nicht inzwischen schon groß genug?“ Man muss schließlich nicht alles von sich im Netz preisgeben. Aber wenn man es dann doch tut, was davon ist frei verfügbar im World Wide Web?

Okay, ich gebe es zu: Hin und wieder googele ich meinen eigenen Namen. Das hat allerdings weniger mit einem Akt der Eitelkeit zu tun, sondern vielmehr mit dem Wunsch, die Kontrolle über die eigenen Daten zu behalten – sofern das in der heutigen Zeit überhaupt möglich ist. Damit bin ich aber scheinbar nicht alleine, denn laut einer YouGov-Umfrage gaben 85 Prozent der Internetnutzer in Deutschland an, schon einmal ihren eigenen Namen in die Suchmaschine Google eingetippt zu haben.

Neulich gipfelte meine Recherche über mich selbst darin, dass ich die KI-Plattform ChatGPT befragt habe. Das Erfreuliche: Dabei sind keine unzutreffenden Informationen zusammengekommen. Also nochmal Glück gehabt! Denn was als nette Spielerei beginnt, könnte schnell unangenehm werden.

„Am besten ist man natürlich geschützt, wenn man sich erst gar nicht auf diversen Online-Portalen und sozialen Netzwerken registriert. Als Digital Native nur leider so gut wie unmöglich...“

Das Phänomen sich selbst zu googeln, wird auch als „Egosurfing“ bezeichnet. Der Begriff ist allerdings nicht neu, auch wenn er im ersten Moment so klingen mag. Denn er tauchte bereits 1998 im „Oxford English Dictionary“ auf. Ende der 1990er? Da kann ich mich bloß noch an den legendären TV-Spot mit Boris Becker („Bin ich schon drin!?“) erinnern, vertrautes Modem-Rauschen inklusive. Hach, das waren noch Zeiten!

Und was kann man tun, wenn man etwas Unerfreuliches über sich im Netz findet? Wer bei seiner Suche unliebsame Behauptungen auf anderen Internetseiten entdeckt, kann die Seitenbetreiber und Suchmaschinenanbieter laut Verbraucherzentrale auffordern, diese Daten umgehend zu löschen. Denn diese müssen entfernt werden, falls das Interesse an einer Datenlöschung von Betroffenen höher zu bewerten ist, als etwa das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit. Ein Hoch auf den Datenschutz!

Am besten ist man natürlich geschützt, wenn man sich erst gar nicht auf diversen Online-Portalen und sozialen Netzwerken registriert. Als Digital Native nur leider so gut wie unmöglich... Also bleibt es wohl beim Egosurfing.


Zur Person:

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