Traveling with Deutsche Bahn
Kolumne: Es ist möglich, mit dem Zug zu verreisen und anzukommen. Und dabei erleben wir mehr, als wir wollen. Verspochen.
Anke Hibbeler | 20.06.2025
Kolumne: Es ist möglich, mit dem Zug zu verreisen und anzukommen. Und dabei erleben wir mehr, als wir wollen. Verspochen.
Anke Hibbeler | 20.06.2025

„Wenn jemand eine Reise thut, so kann er was verzählen. Drum nahm ich meinen Stock und Hut, und thät das Reisen wählen“, dichtet Matthias Claudius. Aber womit reisen? Mit der Deutschen Bahn vielleicht, dann hat die/der Reisende auf jeden Fall mehr erlebt, als sie/er wollte. Zum Beispiel in der Regionalbahn RE 6, die zwischen Chemnitz und Leipzig verkehrt. Ziemlich regelmäßig tut sie das und ist, weil die Verbindungen in die Kulturhauptstadt 2025 nicht gerade zahlreich sind, gut gefüllt. Sehr gut sogar. Der erste Wagen bleibt dennoch leer. Immer. Warum? Die Waggons zieht eine Diesellok; deren Abgase dringen über die Klimaanlage in das Wageninnere ein. Den Fahrgästen stank das gewaltig. Weil die Strecke indes nicht elektrifiziert ist, gab es zum Diesel so schnell keine Alternative. Also wählte die Bahn einen Pufferwagen als Lösung. „Wer mit der Bahn pendelt, kommt zwar an, weiß aber nicht immer, wann und wie.“ Ihr Narrativ ist jetzt, dass der rollende Abgasfilter, der immerhin stattliche 30 Tonnen wiegt und trotzdem nichts als Luft zwischen Leipzig und Chemnitz hin- und herkutschiert, zusätzlich angehängt wurde. Böse Zungen indes behaupten, man habe einfach einen Waggon gesperrt, was das Platzangebot nicht unbedingt erhöht hat. Alles nur ein Provisorium, versichert die Bahn. Das macht den Ist-Stand dennoch nicht besser. Der ist insgesamt nicht gut. Kaputte Klos, eigenwillige Klimaanlagen, Ausfälle, Verspätungen: Wer mit der Bahn pendelt, kommt zwar an, weiß aber nicht immer, wann und wie. Dafür allerdings hat sie/er die kostenlose Bahn-App. Für deren Nützlichkeit ist jedes „Traveling with Deutsche Bahn“ ein Argument. In meinem Fall ging es übrigens von Vechta nach Chemnitz über Delmenhorst und Leipzig. Und zurück. Das Ende der Hinfahrt im RE 6 mit viel zu großem Kuschelfaktor kennen Sie jetzt schon. Der Start war zunächst unauffällig. Die Nordwestbahn war ob der frühen Stunden pünktlich. Der IC 2032 auch. Der Herr, der es sich auf meinem reservierten Sitzplatz bequem gemacht hatte, war einsichtig und so stießen wir vor in Richtung Osten. Dann ein Stopp irgendwo im Nirgendwo, der nicht hätte sein dürfen. Es folgte die Durchsage, dass da was sei; was Technisches. Der Lokführer sehe sich das jetzt mal an. „Und macht dann was? Sein Multi-Tool zücken?“, dachte ich noch, als sich der Lautsprecher-Besprecher erneut meldete. Man könne übrigens den Zug gern verlassen und ein paar Meter zu einem kleinen Bahnhof in unmittelbarer Nachbarschaft gehen. Da käme gleich eine Regionalbahn in Richtung Magdeburg. „Natürlich fanden sich Alternativen. Über die App; Sie ahnten es bereits. Wenn auch ohne Sitzplatzgarantie und mit anderem Zeithorizont. Aber das Pflichtprogramm hat DB erfüllt.“ Die Profis in meinem Abteil reagierten routiniert und prompt. Und ich machte es ihnen nach. Es wird Sie nicht überraschen, dass der Lokführer seinem Arbeitsgerät die Fehlermeldung „technische Störung“ in der Bahn-App nicht ersparen konnte. Nach Leipzig ist der Zug an diesem Tag zumindest nicht mehr gerattert. Natürlich fanden sich Alternativen. Über die App; Sie ahnten es bereits. Wenn auch ohne Sitzplatzgarantie und mit anderem Zeithorizont. Aber das Pflichtprogramm hat DB erfüllt. Es ist also möglich, mit dem Zug zu fahren, anzukommen und sogar irgendwann wieder im heimatlichen Vechta auszusteigen. Und natürlich ist es nicht so, dass die/der Reisende, die/der mit dem Pkw unterwegs ist, nicht auch was zu erzählen hätte. Trotzdem wäre es sicher allen lieber, wenn es nicht so wäre. Wenn der, der eine „Reise thut“ es dabei belassen könnte, Stock und Hut zu nehmen. Am Zielort ist ja schließlich auch noch was los. Zur Person:
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