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Sparen und Reformieren: Bistümer Osnabrück und Münster im Umbruch

Die Kirche muss sich bewegen. Die Corona-Krise zwingt die Osnabrücker zum Sparen. In Münster wird unterdessen die Führung neu geordnet - und die geistliche von der wirtschaftlichen Leitung getrennt.

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Investitionen gekürzt: Das Bistum Osnabrück muss in diesem Jahr mit sechs Millionen Euro weniger auskommen. Foto: dpa / Gentsch

Investitionen gekürzt: Das Bistum Osnabrück muss in diesem Jahr mit sechs Millionen Euro weniger auskommen. Foto: dpa / Gentsch

Die Steuereinbrüche aufgrund der Corona-Pandemie zwingen auch das katholische Bistum Osnabrück zu einem Sparkurs. Für dieses Jahr seien als Reaktion auf die geringeren Kirchensteuereinnahmen die laufenden Zuwendungen und Investitionszuschüsse pauschal um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gekürzt worden, sagte am Montag die Finanzdirektorin des Bistums, Astrid Kreil-Sauer.

So weit ist es im Bistum Münster, zu dem auch weite Teile des Oldenburger Münsterlands gehören, noch nicht. Dennoch steht das Generalvikariat in Münster vor einem Umbruch: Zum ersten Februar hat Bischof Felix Genn die Leitungsstrukturen neu geordnet. Er trennt die Verantwortung für geistliche Arbeit von der wirtschaftlich-administrativen Verwaltung des Bistums und gibt sie in weltliche Hände eines Verwaltungsdirektors - oder einer Direktorin. Die geistliche Kirchenspitze gibt einen Teil seiner Macht ab. Hintergrund ist hier ein bereitst gestarteter Spar- und Strategieprozess.

In Osnabrück Ausgaben um pauschal 10 Prozent gekürzt

In Osnbabrück geht es zunächst vor allem ums Sparen: Mit einem Volumen von 182,4 Millionen Euro fällt der Bistumshaushalt in diesem Jahr um mehr als sechs Millionen Euro niedriger aus als im Vorjahr. Für die weitere Finanzplanung bestehe nach wie vor eine große Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Jahres, sagte Kreil-Sauer. Mehr als 81 Prozent der Bistumseinnahmen stammen aus Kirchensteuern, die an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt ist. Fast 60 Millionen Euro oder 32,6 Prozent des Bistumshaushalts fließen als Zuwendungen in die Kirchengemeinden. Die pauschale Kürzung der Ausgaben um zehn Prozent sei nur ein erster Schritt gewesen, sagte Generalvikar Ulrich Beckwermert. Die Kirche müsse sich auf die neue Situation sinkender Einnahmen einstellen. Dazu solle es bistumsweit Gespräche mit allen Beteiligten geben. Es gehöre zur Kultur im Bistum Osnabrück, dass solche Fragen nicht von oben herab, sondern partizipativ geklärt würden.

„Wir merken, dass Seelsorge absolut gebraucht wird, darin wollen wir auch in Zukunft weiter investieren“, sagte Beckwermert. Der Zuspruch etwa zu Online-Gottesdiensten sei sehr groß. Jedes Wochenende erreiche die Kirche mit diesen Angeboten zwei- bis dreimal so viele Menschen wie mit den klassischen Präsenz-Gottesdiensten. Auch sei die Spendenbereitschaft der Menschen für karitative Zwecke gestiegen.

Unterdessen hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am Montag ein entsprechendes Gesetz unterzeichnet, das am 1. Februar in Kraft tritt. Es sieht vor allem vor, in der Münsteraner Bistumsverwaltung die Position einer Kanzlerin/eines Kanzlers mit dem Titel „Verwaltungsdirektorin/Verwaltungsdirektor im Bischöflichen Generalvikariat Münster“ zu etablieren, heißt es in einer Mitteilung.

Verwalungschef wird Dienstherr aller Mitarbeiter

Die künftige Verwaltungsdirektorin beziehungsweise der künftige Verwaltungsdirektor leitet das Bischöfliche Generalvikariat in allen administrativen und wirtschaftlichen Angelegenheiten und ist Dienstvorgesetzter aller Mitarbeitenden. Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp konzentriert sich künftig auf die Verantwortung für die pastoral-strategische Ausrichtung und das theologisch-pastorale Profil des kirchlichen Verwaltungshandelns.

Gibt Macht ab: Generalvikar Klaus Winterkamp. Foto: KronenbergGibt Macht ab: Generalvikar Klaus Winterkamp. Foto: Kronenberg

Im Bischöflichen Generalvikariat in Münster arbeiten derzeit etwa 530 Menschen. Im nordrhein-westfälischen des Bistums, für den die Bistumsverwaltung zuständig ist, leben gut 1,5 Millionen Katholiken. In einem Schreiben an die Mitarbeitenden der Bistumsverwaltung begründet Generalvikar Winterkamp die Entscheidung. Die derzeitigen, versäulten, auf die Position des Generalvikars zugeschnittenen Strukturen würden den komplexen Anforderungen und zunehmend pluraleren Gestalten von Kirche und den vielfältigen Veränderungen der letzten Jahre in Kirche und Gesellschaft oft nicht mehr gerecht. Insbesondere vor dem Hintergrund des bereits begonnenen Spar- und Strategieprozesses in der Diözese gehe es nun darum, „die katholische Kirche im Bistum Münster und auch ihre Verwaltungszentrale zukunftsfähig und anschlussfähig an gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen zu machen – nicht als Selbstzweck, sondern im Dienst für die Menschen“.

Verzicht auf Macht und Einfluss

Zugleich, so unterstreicht der Generalvikar in dem Schreiben an die Mitarbeitenden weiter, solle mit dem neuen Amt noch ein weiteres Signal gesetzt werden: „Wir verzichten auf ‚Macht‘ und Einflussmöglichkeiten. Wir legen diese für den wirtschaftlich-administrativen Bereich des Generalvikariates in die Hände einer erfahrenen und kompetenten Person, die kein Priester ist.“ Dafür sei nun ein günstiger und richtiger Zeitpunkt. „Denn einerseits erfordert der beschlossene und teils bereits eingeleitete Spar- und Strategieprozess eine stringente und sach- sowie zeitgerechte Umsetzung. Andererseits sind dafür die entsprechenden Kompetenzen und Qualifikationen als auch Zeitkontingente erforderlich“, betont Winterkamp.

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