So könnten soziale Medien wieder demokratie-freundlicher werden
Kolumne: Soziale Medien spalten die Gesellschaft. Dabei gibt es längst Lösungsvorschläge.
Friedrich Niemeyer | 17.11.2025
Kolumne: Soziale Medien spalten die Gesellschaft. Dabei gibt es längst Lösungsvorschläge.
Friedrich Niemeyer | 17.11.2025

Ins Internet gehen, das bedeutet heutzutage meist nichts anderes mehr, als durch Timelines zu scrollen. Und welche Inhalte wir dort so zu sehen bekommen und konsumieren, entscheiden die Algorithmen von Facebook, Instagram, X und Co. (also letztlich Milliardäre wie Elon Musk und Mark Zuckerberg). Die Folgen sind seit Jahren bekannt: Weil sich die Aufmerksamkeit besonders gut mit Gefühlen wie Angst, Hass, Empörung und Wut fangen lässt, tragen die sozialen Medien weltweit zur gesellschaftlichen Spaltung und dem Aufstieg rechtsradikaler Parteien bei. Obendrein machen diese Medien süchtig, schaden der psychischen Gesundheit und radikalisieren ihre Nutzer. Wie kommen wir da wieder raus? Forscher schlagen schon seit Jahren Lösungen vor. Ein Stichwort ist das „Nudging“ (deutsch: „Anstupsen“). Kurz gesagt: Über das Design der Plattformen kann man Nutzer „anstupsen“ und sie so in gewisse Bahnen lenken. „Dass Nutzer vor allem empörende Videos und das ein oder andere ausländerfeindliche Meme teilen, ist Zuckerberg und Bezos egal.“ Die sozialen Medien nutzen solche verhaltenspsychologischen Erkenntnisse zur Profitmaximierung. Sie gestalten die Umgebung auf ihren Plattformen gezielt auf eine Weise, die Nutzer manipulieren soll und zu einer bestimmten Entscheidung verleiten soll – obwohl sie das vielleicht gar nicht wollen. Das kann zum Beispiel das vorschnelle Teilen eines Memes sein, das man beim zweiten Hinsehen vielleicht doch gar nicht teilen wollte. Die oberste Prämisse lautet: möglichst viele Interaktionen und ein möglichst langes Verharren auf den Plattformen. Dass Nutzer in der Folge vor allem empörende Videos und das ein oder andere ausländerfeindliche Meme teilen, ist Zuckerberg und Bezos egal. Man kann das „Nudging“ aber auch anders einsetzen. Das Portal „netzpolitik.org“ berichtete bereits vor 5 Jahren über entsprechende Forschungsergebnisse. Der Schlüssel: mehr Transparenz. Die einzelnen Inhalte in den Timelines müssten demnach mit „wichtigen Informationen“ versehen werden. Dazu zählen die Anzahl der Klicks, die Verweildauer, wie viele bis zum Ende gelesen haben, wer die Inhalte erstmalig gepostet hat und wie viele Quellen diese verwenden. So könnten Nutzer die Qualität der Inhalte besser einschätzen. Zudem könnte man Nutzer davor warnen, Inhalte zu teilen, die diesen Kriterien nach eine niedrige Qualität aufweisen. Könnten sie darüber hinaus selber mehr entscheiden, was in ihren Timelines auftaucht, erhoffen sich die Forscher, dass sich die sozialen Medien wieder beruhigen – ganz ohne Verbote. Nur wie soll man die Plattformen dazu bewegen, etwas einzubauen, das ihren Geschäftsinteressen widerspricht? Dazu sagen die Forscher nichts. Wie wäre es, wenn ein demokratisch kontrollierter Algorithmus erstellt wird, den die sozialen Medien verpflichtend einsetzen müssen und um den herum sie ihre jeweiligen Plattformen bauen dürfen?Der Schlüssel lautet: mehr Transparenz
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