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„Schmeckt's denn einigermaßen?“ Wenn die Begeisterung fürs Kochen kommt und geht

Meine Woche: In unregelmäßigen Abständen befällt mich eine große Lust aufs Kochen. Leider ist die Euphorie aber genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen ist.

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Mit 28 Jahren ist man ja gemessen am Bevölkerungs-Durchschnitt noch recht jung. Aber dennoch reif genug, sich selbst ein bisschen zu kennen. Deshalb wusste ich, dass meine kürzlich aufwallende Begeisterung fürs Kochen nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. So war es immer schon: Phasen, in denen ich topmotiviert mit den Pfannen am Herd jongliere, werden abgelöst durch Perioden, in denen sich jegliche Töpfe und Schüsseln völlig zu Recht über Unterbeschäftigung beklagen dürfen.

Es gilt, die Motivations-Kuh zu melken, solange sie noch Milch gibt. Mithilfe einer App, die es auch Gelegenheits-Köchen wie mir erlaubt, etwas halbwegs Annehmbares auf den Teller zu zaubern. Im Zusammenhang mit meinen Kochresultaten muss ich immer an die Frage eines Kellners denken, der nach Aushändigung der Gerichte nordisch-nüchtern nachhakte: „Schmeckt’s denn einigermaßen?“ Worauf mir beinahe ein ebenso flapsiges „zum Scheißen reicht’s“ entfahren wäre. Aber da es in jenem Restaurant wirklich einigermaßen schmeckte, sagte ich seinerzeit nur „ja“.

„Apropos genießen: Das kommt nach dem Kochen leider immer viel zu kurz.“

Das aber nur am Rande, denn mir selber stelle ich diese Frage natürlich nicht, weil Menschen, die Selbstgespräche führen, mit Vorsicht zu genießen sind.

Apropos genießen: Das kommt nach dem Kochen leider immer viel zu kurz. Der Aufwand, Schalotten in gleichmäßige Würfelchen zu zerkleinern oder Möhren in kleine Streifen zu schneiden (große Chefs und kleine Angeber nennen die dann „Julienne“), steht in keinem Verhältnis dazu, wie man sich die fertige Mahlzeit in Windeseile in den Beißapparat presst.

Zudem dient der auf der Spüle aufgetürmte Stapel benutzter Kochutensilien als Drohkulisse, dass alsbald noch der Abwasch zu erledigen wäre. Und da man unangenehme Dinge nicht auf die lange Bank schieben sollte, setzt schon während des Essens das schlechte Gewissen ein, was sich wiederum negativ auf den Genuss auswirkt.

Vielleicht ist alles nur eine Fehlpolung bei mir

Vielleicht ist das Ganze aber auch nur eine Fehlpolung bei mir, denn in einem Artikel erfahre ich, wie der Kochprozess und das „Danach“ zu einem echten Erlebnis gerät. Allerdings wird hier bloß penetrant darauf hingewiesen, dass man den Rotwein zum Ablöschen auch einfach nebenbei trinken kann, wenn die Flasche eh schon geöffnet ist. Das Argument überzeugt mich nur wenig, da kann man doch besser gleich das Kochen weglassen.

Als die Kocheuphorie langsam abflaut, blicke ich auf die Liste ausprobierter Rezepte: pikante Bohnenpfanne, Süßkartoffel-Kichererbsen-Eintopf, überbackene Maultaschen und Lachs in cremiger Kräuter-Sauce. Klingt gut, modern – und hat sogar einigermaßen geschmeckt. Deftig sollte es anschließend weitergehen: Grünkohl oder Sauerkraut mit Beilage, das ist ja auch kein Hexenwerk.

Gerade als ich im Supermarkt die Zutaten einkaufen will, erreicht mich eine Nachricht von der Familie: „Möchtest du heute hier mitessen?“ Ich tippe in mein Handy: „Ja.“ Ohne zu fragen, was es überhaupt gibt. Und damit war es besiegelt: Goodbye Kochbegeisterung, bis zum nächsten Mal.


Zur Person:

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