Schicht am Schacht: Das letzte Ferienhaus steht nun leer
Christine und Helmut Biller waren die letzten Pächter einer der Holzhütten in der Nähe des Dammer Bergsees. Nun geben sie ihr kleines Glück auf - nach 48 Jahren.
Jan Röttgers | 02.06.2020
Christine und Helmut Biller waren die letzten Pächter einer der Holzhütten in der Nähe des Dammer Bergsees. Nun geben sie ihr kleines Glück auf - nach 48 Jahren.
Jan Röttgers | 02.06.2020
Christine und Helmut Biller haben den Pachtvertrag für ihr Ferienhaus in der Nähe des Bergsees nicht verlängert. Foto: Röttgers
Spaziergänger, Natur- und Wanderfreunde, Läufer, Radfahrer und Erholungsuchende - sie alle kennen die grünen Holzhäuser in Damme am Weg "Am Schacht" zum Dammer Bergsee hinauf. Mit Christine und Helmut Biller haben nun auch die letzten Pächter der früheren Steigerhütte des ehemaligen Erzbergwerks den Pachtvertrag mit dem Eigentümer, einem Dammer Landwirt, auslaufen lassen. "Schicht am Schacht" heißt es jetzt. Nach 48 Jahren. Das Ehepaar aus Essen-Kettwig hatte im Jahr 1972 das 80 Quadratmeter große Gebäude des ehemaligen Erzbergwerks Damme als Ferien- und Wochenendhaus gepachtet, nachdem der Betrieb zur Förderung von Roherz am 31. März 1967 eingestellt worden war. Von 1939 bis 1967 waren über neun Millionen Tonnen Roherz und fünf Millionen Tonnen verhüttungsfähiges Konzentrat gefördert worden. Bis 1.000 Mitarbeitern hatte die Schachtanlage Arbeit gegeben. Der "alte Klärteich" und der Dammer Bergsee entstanden zu Bergwerkszeiten zusammen mit der Dammer Abraumhalde. Aus ihnen wurde eine schützenswerte Landschaft. So haben sich mittlerweile sehr seltene Orchideen-Arten angesiedelt, die im Mai und Juni zu bewundern sind. Zum Betriebsgelände "Am Schacht" gehörten auch eine Kantine, Wohnungen und eben die von den Billers gepachtete Hütte. Sie alle dienten viele Jahre als Ferien- und Urlaubshäuser mitten im Grünen. "Durch einen glücklichen Zufall über Freunde haben auch wir dazu gehört." Seit 1970 hatten Bürger aus dem Ruhrgebiet die Gebäude plus Anlagen gepachtet. "Durch einen glücklichen Zufall haben auch wir dazu gehört", sagt Helmut Biller (73). Nun müsse er aufgeben. Es sei einfach zu viel zu tun, da die Bausubstanz aus den 1930er Jahren stamme. Und die nächste Generation wolle die Ferienwohnung nicht übernehmen. "Die Gegend genießen, ja, aber die Arbeit wird dann doch gescheut", sagt der ehemalige Beamte des Fernmeldeamtes Essen. "In den Siebzigern hat Oma Fromm auf alle Kinder aufgepasst, und die Erwachsenen haben schöne Feste gefeiert." Bis zu sechs Familien haben einst regelmäßig die Wochenenden in den Holzhäusern verbracht. "Das war schon eine schöne Zeit!", blickt Biller zurück. Über Generationen hinweg habe es eine "prima Nachbarschaft und einen tollen Zusammenhalt" gegeben. "In den Siebzigern hat Oma Fromm auf alle Kinder aufgepasst, und die Erwachsenen haben schöne Feste gefeiert", erzählt Christine Biller. "Unsere Tochter Stephanie und unser Sohn Oliver haben in den Dammer Bergen ja ihre halbe Kindheit verbracht." Die Billers sind fast jedes Wochenende von Essen aus in die Dammer Berge gefahren. "Selbst unsere Enkelkinder wissen die schöne Natur und Landschaft des Dammer Bergsees zu schätzen!" Mit ihrem Domizil in den Dammer Bergen verbinden die Billers nicht nur Erinnerungen an Partys. "Am Osterfeuer haben wir mit Musik und Singen schöne Zeiten erlebt", sagt Christine Biller. "Als unsere Kinder klein waren, gab es nichts Schöneres als Nachtwanderungen für sie", ergänzt ihr Ehemann. Spaziergänge um den Bergsee, Pilze sammeln und die Natur genießen: Die kleine, grüne Hütte wurde zum zweiten Zuhause der Billers. "Rehe haben bei uns im Garten gestanden und sogar Meisen im Haus genistet", berichtet Helmut Biller. Die Einsamkeit, sie hatte allerdings auch ihren Preis: "Mehrfach ist bei uns eingebrochen worden", erzählt der Pensionär. Selbst Schränke und Tische seien geklaut worden. Für "die letzten Mohikaner am Bergsee", wie sich die Billers selber nennen, überwiegen trotzdem die vielen schönen Momente in fast einem halben Jahrhundert. Ihren Hausstand haben sie jetzt zur Freude von Passanten abgegeben: Ein "Zu Verschenken"-Schild hat eingeladen, Erinnerungsstücke aus fast fünf Jahrzehnten mitzunehmen. Mit dem Dammer Bergsee und Damme wollen die Billers auf alle Fälle verbunden bleiben. Insbesondere mit der Familie von Olaf und Steffie Schnuck ist im Laufe der Jahre eine Freundschaft entstanden. Die fünf und sieben Jahre alten Schnuck-Söhne Bernd und Paul werden "Opa Helmut" vermissen, wenn sie mit ihren Mountainbike-Rädern die Gegend durchradeln.Pachtvertrag datiert auf das Jahr 1972
Aufwand für Instandhaltung ist immens
Die vielen schönen Momente überwiegen
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